Die Berufung
treffen?«
»Mit Vergnügen.«
»Allerdings würden wir darauf wetten, dass uns Ihre Unterlagen nicht viel über das Honorar von Mr Runyun sagen.
Wir wissen aus zuverlässiger Quelle, dass er Sie bar bezahlt hat. Zwanzigtausend Dollar, die Sie nie angegeben haben.«
»Was Sie nicht sagen.«
»Sollte das stimmen, wäre das ein Verstoß gegen das Antikorruptionsgesetz und ein paar andere Bundesgesetze.«
»Gut, dass es solche Gesetze gibt. Sonst hätte euresgleichen ja nichts zu tun.«
»Um wie viel Uhr morgen?«
»Eigentlich wollte ich mich morgen um meinen Wahlkampf kümmern. In zwei Wochen fällt die Entscheidung.«
Die beiden fanden es witzig, dass dieser verkaterte Bauerntrampel mit den trüben Augen und dem wirren Haar für den Supreme Court kandidierte.
»Wir sind morgen um zwölf Uhr mittags an Ihrer Kanzlei in Natchez. Wenn wir Sie nicht antreffen, ergeht Haftbefehl gegen Sie. Das kommt bei den Wählern bestimmt gut an.«
Damit marschierten sie aus dem Zimmer und knallten die Tür hinter sich zu.
Am frühen Abend erschien Mariin, wie angekündigt. Er bestellte Kaffee, den er nicht anrührte. Coley nahm Rum mit Soda und roch, als hätte er davon schon einige intus.
»Können wir uns auf fünfzig einigen, Coley?«, fragte Mariin, nachdem beide eine ganze Weile den geschäftig umhereilenden Kellnerinnen zugesehen hatten.
»Ich überlege noch.«
»Waren die beiden FBI-Leute heute Morgen nett zu Ihnen?«
Coley zuckte nicht mit der Wimper. Er war nicht im Geringsten überrascht. »Nette Jungs«, sagte er. »Ich vermute mal, dass Senator Rudd seine Finger im Spiel hat. Er will, dass Fisk gewinnt, weil beide vom selben Schlag sind. Bekanntlich ist Rudd der Onkel des Bundesstaatsanwalts hier unten. Der Kerl ist ein Schwachkopf, der den Job nur seinen Beziehungen verdankt. Ich wette, sonst wollte ihn keiner haben. Rudd setzt seinen Neffen unter Druck, und der schickt mir das FBI auf den Hals. Daraufhin ziehe ich meine Kandidatur zurück und ergehe mich in Lobeshymnen auf Ron Fisk, der mit großem Vorsprung gewinnt. Er ist glücklich, Rudd ist glücklich, Big Business ist glücklich. Ist das Leben nicht schön?«
»Sie sind dicht dran«, erwiderte Mariin. »Und außerdem haben Sie zwanzigtausend Dollar in bar von einem Drogendealer genommen und das Geld nicht versteuert. Ganz schön dumm, aber nicht das Ende der Welt. Der Senator wird das schon in Ordnung bringen. Wenn Sie jetzt mitspielen, Ihr Geld nehmen und elegant abtreten, hören Sie nie wieder vom FBI. Der Fall wird zu den Akten gelegt.«
Coleys rote Augen hingen an Marlins blauen. »Schwören Sie mir das?«
»Ich schwöre. Wenn wir uns jetzt einigen, können Sie Ihre Verabredung morgen Mittag in Natchez vergessen.«
»Wo ist das Geld?«
»Vor der Tür rechts. Derselbe grüne Mustang wie beim letzten Mal.« Mariin legte behutsam seine Schlüssel auf die Theke. Coley grapschte danach und verschwand.
29
Nur fünfzehn Tage vor der Wahl erhielt Barry Rinehart eine Einladung in das winzige vietnamesische Restaurant in der Bleeker Street. Mr Trudeau brauchte ein Update.
Auf dem Flug von Boca Raton nach New York sonnte sich Rinehart im Triumph seiner letzten Meinungsumfrage. Fisk führte mit sechzehn Punkten. Solch ein Vorsprung war nicht mehr aufzuholen. Die Aktion mit der Homoehe hatte ihm vier Punkte eingebracht, die GUN-Attacke auf McCarthy weitere drei. Clete Coleys eher lahmer Ausstieg war drei Punkt wert gewesen. Der Wahlkampf lief reibungslos. Ron Fisk war ein Arbeitstier und hielt sich genau an die Anweisungen von Tony Zachary. An Geld mangelte es nicht. Ihre Fernsehspots waren mit schöner Regelmäßigkeit in allen Märkten vertreten. Die Reaktion auf die Direktmailings war erstaunlich gewesen. Bisher waren dreihundertzwanzigtausend Dollar aus kleinen Spenden von Leuten zusammengekommen, die sich über Schwulenehe und Waffengesetze empörten. McCarthy gab sich alle Mühe aufzuholen und fiel dabei immer weiter zurück.
Mr Trudeau war sonnengebräunt, schlank und entzückt von den letzten Neuigkeiten. Während des Essens bestimmte der Vorsprung von sechzehn Punkten das Gespräch. Trudeau hinterfragte Rineharts Zahlen gnadenlos. Konnte man sich darauf verlassen? Wie waren sie zustande gekommen? Wie sahen sie im Vergleich zu anderen Rinehart-Kampagnen aus? Konnte ein solcher Vorsprung verloren gehen? Hatte Rinehart das je erlebt?
Rinehart meinte, der Sieg sei praktisch garantiert.
In den ersten drei Quartalen des Jahres meldete Krane
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