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Die Berufung

Titel: Die Berufung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Darunter waren einige angesehene Kanzleien, die sich auf Körperverletzung spezialisiert hatten, aber die meisten waren schmierige Kleinstadtjuristen, die sich in Bowmore ein oder zwei Fälle unter den Nagel gerissen hatten.
    Schon Stunden vor Beginn der Besprechung herrschte eine enorme Spannung, die jeden Augenblick in eine Schlägerei auszuarten drohte. Als das Gebrüll am lautesten war, schaltete sich Jared Kurtin ein und verkündete in aller Ruhe, Wes und Mary Grace Payton würden über die Sitzordnung entscheiden. Falls jemand etwas dagegen habe, werde er mit dem Geld seiner Mandantin und der Versicherung den Raum verlassen. Das beruhigte die Lage.
    Dann war da das Problem mit der Presse. Mindestens drei Reporter waren vor Ort, um aus erster Hand über die »geheimen« Verhandlungen zu berichten. Als sie gebeten wurden, den Saal zu verlassen, weigerten sie sich, der Aufforderung Folge zu leisten. Glücklicherweise hatte Kurtin bewaffnete Sicherheitskräfte engagiert, die die Journalisten aus dem Hotel eskortierten.
    Kurtin hatte weiterhin vorgeschlagen, einen Schiedsrichter hinzuzuziehen, einen unbeteiligten Dritten, der etwas von Rechtsstreiten und Vergleichen verstand. Nachdem sich Wes damit einverstanden erklärt hatte, hatte Kurtin in Fort Worth einen pensionierten Bundesrichter aufgetrieben, der Teilzeit als Schlichter arbeitete. Nachdem sich die Prozessanwälte einigermaßen beruhigt hatten, übernahm Richter Rosenthal ohne jede Hektik die Leitung. Es dauerte eine Stunde, bis er die Sitzordnung ausgehandelt hatte. Er selbst würde am Ende des langen Tisches sitzen. Rechts von ihm würde Mr Kurtin in der Mitte der Längsseite Platz nehmen, flankiert von seinen Partnern und Verbündeten: Frank Sully aus Hattiesburg, zwei Anzugträgern von Krane und einem von der Haftpflichtversicherung des Unternehmens. Insgesamt saßen auf der Seite der Beklagten elf Personen am Tisch. Zwanzig weitere drängten sich hinter ihnen.
    Links von Richter Rosenthal hatten die Paytons Jared Kurtin gegenüber in der Mitte des Tisches Platz genommen. Neben ihnen saß Jim McMay, der Prozessanwalt aus Hattiesburg, der die Familien von vier Verstorbenen aus Bowmore vertrat. McMay hatte mit dem Rechtsstreit gegen die Hersteller des Schlankmachers Fenphen ein Vermögen verdient und bereits mehrfach an Vergleichsverhandlungen in Sammelverfahren teilgenommen. Ihm schloss sich ein Anwalt aus Gulfport mit ähnlicher Erfahrung an. Die übrigen Stühle wurden von Anwälten aus Mississippi eingenommen, die Mandanten aus Bowmore mit berechtigten Ansprüchen vertraten. Die Sammelklagenhaie wurden in den Hintergrund verbannt. Als Sterling Bintz lautstark protestierte, rief Wes ihn barsch zur Ordnung, was den Schlägern in seinem Gefolge gar nicht gefiel. Daraufhin erklärte Jared Kurtin, die Sammelklagen stünden ganz unten auf der Prioritätenliste von Krane. Falls Bintz auch nur einen Cent kassieren wolle, solle er gefälligst den Mund halten und ihnen nicht in die Quere kommen.
    »Wir sind hier nicht in Philadelphia«, stellte Richter Rosenthal fest. »Sind das Leibwächter oder Anwälte?«
    »Sowohl als auch«, erwiderte Bintz unwirsch.
    »Halten Sie sie unter Kontrolle.«
    Bintz setzte sich leise fluchend.
    Es war erst zehn Uhr morgens, und Wes war bereits erschöpft. Seine Frau dagegen wurde gerade erst warm.
    Drei Stunden lang wurden ohne Pause Akten gewälzt. Richter Rosenthal regelte den Verkehr, während Mandantenprofile vorgelegt, im Nebenzimmer kopiert, geprüft und dann nach dem improvisierten System des Richters eingestuft wurden: Todesfälle waren Klasse eins, erwiesene Krebserkrankungen Klasse zwei und alle anderen Fälle Klasse drei.
    Die Verhandlungen gerieten ins Stocken, als Mary Grace vorschlug, Jeannette Baker oberste Priorität und damit eine höhere Entschädigung einzuräumen, weil sie tatsächlich vor Gericht gegangen war. Ein Prozessanwalt wollte wissen, wieso ihr Fall mehr wert sein solle als andere Todesfälle.
    »Weil sie vor Gericht gegangen ist«, erwiderte Mary Grace mit hartem Blick. Mit anderen Worten, Jeannette Bakers Anwälte hatten es gewagt, sich mit Krane anzulegen, während die übrigen Anwälte aus sicherer Entfernung zugesehen hatten. In den Monaten vor der Verhandlung hatten die Paytons mindestens fünf der anderen anwesenden Prozessanwälte geradezu um Hilfe angefleht, unter anderem auch Jim McMay. Alle hatten abgelehnt.
    »Wir räumen ein, dass der Baker-Fall mehr wert ist«, erklärte Jared Kurtin.

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