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Die Berufung

Titel: Die Berufung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Urologe nebst Gattin Platz genommen, und er hatte sie vornehmlich deshalb an seinen Tisch gebeten, weil sie so schweigsam waren. Dann war da noch ein Mitarbeiter der Trudeau Group, eine Führungskraft aus der zweiten Reihe, der Pech gehabt hatte und nur hier war, weil sein Boss es so wollte.
    Der illustre Koch hatte ein abwechslungsreiches Menü zusammengestellt. Zuerst wurde Kaviar mit Champagner serviert, danach eine Hummercremesuppe, anschließend eine kleine Portion Foie gras. Dann ging es für die Fleischesser mit schottischen Rebhühnern weiter, für die Vegetarier mit Meerfenchel. Als Dessert gab es eine fantastische Eiskreation. Zu jedem Gang, selbst zum Eis, wurde ein anderer Wein gereicht.
    Carl leerte jeden Teller, den man vor ihn stellte, und jedes Weinglas. Er unterhielt sich nur mit dem Banker, weil der die Nachricht aus dem Süden kannte und voller Mitgefühl zu sein schien. Brianna und Sandy lästerten leise über die anderen Parvenüs unter den Gästen. Dabei aßen sie praktisch nichts und schoben das Essen nur auf dem Teller hin und her. Carl war halb betrunken und hätte fast eine Bemerkung gemacht, als seine Frau selbst mit dem Grünzeug nur herumspielte. »Hast du eigentlich eine Ahnung, was der verdammte Fraß kostet?«, hätte er am liebsten gefragt, aber es war sinnlos, einen Streit zu provozieren.
    Der berühmte Koch, dessen Namen er vorher nie gehört hatte, wurde vorgestellt und von den vierhundert Gästen, von denen nach fünf Gängen keiner satt geworden war, mit Standing Ovations gefeiert. Doch an diesem Abend ging es nicht ums Essen. Es ging ums Geld.
    Nach zwei kurzen Ansprachen trat der Auktionator nach vorn. Die Skulptur Missbrauchte Imelda wurde in das Atrium gerollt, an einem fahrbaren Kran hängend. Sie baumelte fünf Meter über dem Boden, damit sie von allen in Augenschein genommen werden konnte. Im Licht der Scheinwerfer, die an einen Konzertsaal erinnerten, wirkte sie noch exotischer. Während die Tische von einem Heer illegaler Einwanderer mit Krawatten und schwarzen Sakkos abgeräumt wurden, verstummten die Gespräche allmählich.
    Der Auktionator redete über das Kunstwerk, die Menge lauschte. Dann sprach er über den Künstler, und jetzt hörten alle genau hin. War er wirklich verrückt? Geisteskrank? Akut suizidgefährdet? Sie wollten Einzelheiten, doch der Auktionator ließ sich nicht darauf ein. Er war ganz der seriöse Engländer, wie er im Buche steht, wodurch die Summe beim Zuschlag mindestens um eine Million höher ausfallen würde.
    »Ich schlage vor, wir beginnen mit fünf Millionen«, sagte er in einem nasalen Tonfall, und das Publikum schnappte nach Luft.
    Plötzlich verlor Brianna jedes Interesse an Sandy. Sie rückte dicht an Carl heran, klimperte mit den Wimpern und legte eine Hand auf seinen Oberschenkel. Er ignorierte es und nickte einem Assistenten des Auktionators zu, mit dem er bereits gesprochen hatte und der ein Zeichen in Richtung Podium gab. Damit war das Bietergefecht um die Imelda eröffnet.
    »Da haben wir auch schon ein Gebot von fünf Millionen«, verkündete der Auktionator. Donnernder Applaus. »Eine gute Ausgangsposition, vielen Dank. Aber wir sollten sechs ins Auge fassen.«
    Sechs, sieben, acht, neun, dann bot Carl zehn. Er schaffte es, die ganze Zeit über zu lächeln, aber ihm drehte sich der Magen um. Wie viel würde ihn diese Scheußlichkeit kosten? Es waren mindestens sechs Milliardäre anwesend und etliche, die kurz davor standen, es zu werden. Jede Menge aufgeblähte Egos, jede Menge Geld, doch im Augenblick brauchte niemand so dringend eine positive Schlagzeile wie Carl Trudeau.
    Und Pete Flint wusste das.
    Bei elf Millionen waren zwei Bieter ausgestiegen. »Wie viele sind noch dabei?«, fragte Carl flüsternd den Banker, dessen Blick auf der Suche nach der Konkurrenz über die Menge glitt.
    »Außer Pete Flint höchstens noch einer.«
    Der Dreckskerl. Als er zwölf bot, steckte praktisch schon Briannas Zunge in seinem Ohr.
    »Zwölf Millionen.« Die Menge brach in Applaus und Hurrarufe aus, und der kluge Auktionator sagte: »Vielleicht sollten wir einen Augenblick nach Luft schnappen.« Alle nippten an ihrem Glas, Carl stürzte seinen Wein hinunter. Pete Flint saß zwei Tische hinter ihm, aber er wagte es nicht, sich umzudrehen und seinem Widersacher in die Augen zu blicken.
    Wenn Flint wirklich Aktien verkauft hatte, würde er Millionen an dem Urteil verdienen. Carl hatte deswegen gerade Millionen verloren. Natürlich waren es nur

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