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Die Berufung

Titel: Die Berufung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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in der Woche rund um die Uhr bereitzuhalten -für den Fall, dass der große Mann einen Wunsch hatte. Stu hatte vor einer Stunde telefonische Instruktionen erhalten. Mr Trudeau wünschte Kaffee, ein getoastetes Weizenbrötchen, frisch gepressten Orangensaft und eine Kollektion von sechs Zeitungen, die auf seinem Schreibtisch bereitliegen sollten. Als er eintraf, suchte Stu gerade im Internet nach Artikeln über das Urteil. Carl registrierte die Anwesenheit seines Privatsekretärs kaum.
    Stu nahm ihm das Sakko ab, schenkte Kaffee ein und bekam den Auftrag, schleunigst das Brötchen und den Saft zu bringen.
    Carl setzte sich auf ein ergonomisch perfekt ausgetüfteltes Designermöbel und klemmte sich hinter den Schreibtisch. Nachdem er noch einmal tief durchgeatmet hatte, griff er nach der New York Times. Titelseite, linke Spalte. Nicht die erste Seite des Wirtschaftsteils, sondern die der ganzen verdammten Zeitung! Krane neben den anderen Themen des Tages - ein übler Krieg, ein Skandal im Kongress, Tote in Gaza.
    Die Titelseite. Die Überschrift lautete »Krane Chemical verantwortlich für Giftmüllopfer«, und Carls verkrampfte Kiefermuskeln begannen sich etwas zu entspannen. Unter der Überschrift stand »Hattiesburg, Mississippi«, und er las:
    »Eine Jury in Mississippi sprach einer jungen Witwe, die Krane Chemical wegen der Tötung ihres Kindes und ihres Mannes verklagt hatte, drei Millionen Dollar Schadenersatz und achtunddreißig Millionen Strafschadenersatz zu.«
    Carl las schnell - er kannte die unerfreulichen Details. Die Darstellung der Times war größtenteils richtig. Jedes Statement der Anwälte war so vorhersehbar. Blabla.
    Aber warum die Titelseite?
    Er nahm es als Häme hin. Auf der zweiten Seite des Wirtschaftsteils wurde er mit einem weiteren Artikel konfrontiert. Darin verbreitete sich ein als Fachmann bezeichneter Kommentator über Kranes juristische Probleme, namentlich über Hunderte von denkbaren Prozessen, bei denen die Kläger sich eng an Jeannette Bakers Argumentation anlehnen würden. Laut Meinung des Journalisten, dessen Namen Carl, was ungewöhnlich war, noch nie gehört hatte, musste Krane infolge der zu erwartenden Prozesslawine mit Folgekosten von »mehreren Milliarden« rechnen. Da der Konzern eine »fragwürdige Strategie hinsichtlich der Unternehmenshaftpflicht« verfolge, stehe er praktisch nackt da; all das könne in einer »Katastrophe« enden.
    Carl fluchte vor sich hin, als Stu mit dem Saft und dem Brötchen hereinkam. »Haben Sie sonst noch einen Wunsch, Sir?«, fragte er.
    »Nein, machen Sie endlich die Tür zu.«
    Er nahm sich das Feuilleton vor, auf dessen erster Seite unten ein Artikel über den Abend im Museum of Abstract Art stand, dessen Höhepunkt ein spektakuläres Bietergefecht gewesen sei. Und so weiter. In der rechten unteren Ecke fand sich ein Farbfoto von akzeptabler Größe, das Mr und Mrs Trudeau zeigte, neben ihrer neuesten Anschaffung posierend. Brianna, fotogen wie immer, verströmte Glamour. Was ihr Job war. Er selbst sah reich, schlank und jung aus, wie er fand, und die gute Imelda wirkte in der Zeitung genauso verblüffend wie aus der Nähe. War die Skulptur wirklich ein Kunstwerk? Oder nur der Bluff eines Wirrkopfs, der mit Bronze und Beton irgendwelchen Unsinn veranstaltete und sich alle Mühe gab, als selbstquälerisches Genie dazustehen?
    Letzteres war wohl der Fall, wenn man dem Kunstkritiker der Times Glauben schenken wollte, jenem angenehmen Mann, mit dem er gestern Abend vor dem Diner geplaudert hatte. Die Frage, ob Carl seine achtzehn Millionen klug investiert habe, beantwortete er negativ. »Nein, aber für die Kapitalbeschaffungskampagne des Museums war es mit Sicherheit ein großer Sprung nach vorn.« Dann erklärte er, der Markt für abstrakte Skulpturen stagniere seit über einem Jahrzehnt, und daran werde sich voraussichtlich nichts ändern, zumindest sei das seine Meinung. Er schätze Imeldas Zukunft nicht besonders optimistisch ein. Der Artikel endete auf Seite sieben des Feuilletons mit zwei Absätzen und einem Foto des Künstlers. Pablo, in die Kamera lächelnd, sehr lebhaft wirkend, keineswegs geisteskrank.
    Wie auch immer, Carl war zufrieden, zumindest im Augenblick. Die Story war als positiv zu verbuchen. Er wirkte unverwüstlich, als hätte ihm das Urteil nichts anhaben können, als hätte er sein Imperium im Griff. Eine gute Presse war nicht zu verachten, aber bestimmt keine achtzehn Millionen wert. Er aß sein Brötchen, ohne etwas

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