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Die Berufung

Titel: Die Berufung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Grace, dass Richter Harrison die anderen Fälle zusammenlegen und sie in einem einzigen großen Prozess verhandeln würde. In diesem Fall hätte die Kanzlei die Mittel, um weiterzukämpfen. Sie vertraute ihren Mandanten an, dass sie und Wes einen Kredit von vierhunderttausend Dollar aufgenommen hatten, um den Fall Baker vor Gericht zu bringen.
    Ihre Mandanten waren zwar arm, aber bei Weitem nicht so bankrott wie ihre Anwälte.
    »Und wenn der Fall Baker vom Gericht abgewiesen wird?«, fragte Eileen Johnson. Nach ihrer Chemotherapie waren ihr die Haare ausgefallen, und sie wog keine fünfzig Kilo mehr. Ihr Mann hielt während der gesamten Besprechung ihre Hand.
    »Theoretisch wäre das natürlich möglich«, gab Mary Grace zu. »Aber wir sind fest davon überzeugt, dass es nicht dazu kommen wird.« Sie sagte es mit einer Zuversicht, die sie im Grunde genommen gar nicht hatte. Was die Berufung anging, hatten die Paytons ein gutes Gefühl, aber jeder rational denkende Anwalt würde nervös werden. »Wenn es trotzdem so weit kommt, wird die Sache noch einmal verhandelt werden. Dann geht es entweder um alle Anklagepunkte oder nur um den Schadenersatz. Das lässt sich schwer voraussagen.«
    Mary Grace wechselte das Thema, um nicht mehr darüber sprechen zu müssen, dass sie die Berufung auch verlieren könnten. Sie versicherte den Anwesenden, dass ihre Fälle immer noch die ungeteilte Aufmerksamkeit der Kanzlei bekamen. Jede Woche würden Hunderte von Dokumenten verarbeitet und abgeheftet. Die Kanzlei suche nach weiteren Sachverständigen. Sie seien in der Warteschleife, arbeiteten aber nach wie vor sehr hart.
    »Was halten Sie von dieser Sammelklage?«, fragte Curtis Knight, Vater eines Teenagers, der vor vier Jahren gestorben war. Die Frage schien nicht nur ihn zu interessieren. Hier schlichen sich andere, die es nicht so verdient hatten wie sie, auf ihr Terrain.
    »Die könnt ihr vergessen«, antwortete Mary Grace. »Diese Kläger stehen ganz am Ende der Schlange. Sie gewinnen nur, wenn es zu einem Vergleich kommt, und bei einem Vergleich müssen zuerst eure Ansprüche erfüllt werden. Das haben wir alles unter Kontrolle. Diese Leute sind für euch keine Konkurrenz.«
    Ihre Antwort schien ihnen zu genügen.
    Dann ergriff Wes das Wort und sprach eine Warnung aus. Wegen des Urteils sei der Druck auf Krane Chemical so groß wie noch nie. Das Unternehmen habe vermutlich Ermittler hergeschickt, die die Kläger beobachten und Informationen sammeln sollten, welche man zu ihrem Nachteil benutzen könnte. Passt auf, mit wem ihr redet. Traut keinem Fremden. Informiert uns, wenn etwas Ungewöhnliches passiert.
    Für Menschen, die so viel durchgemacht hatten, waren das nicht gerade erfreuliche Nachrichten. Sie hatten schon genug, worüber sie sich Sorgen machen mussten.
    Es dauerte noch über eine Stunde, bis alle Fragen beantwortet waren. Die Paytons bemühten sich nach Kräften, Mut zu machen, Mitgefühl und Zuversicht zu zeigen, Hoffnung zu geben. Aber noch schwieriger war es, zu verhindern, dass die Erwartungen zu hoch geschraubt wurden.
    Falls sich jemand wegen der Wahl des Supreme Court Gedanken machte, wurde es nicht erwähnt.
20
    Als Ron Fisk vortrat und auf die Kirchengemeinde starrte, die sich wie immer am Sonntagmorgen versammelt hatte, wusste er noch nicht, dass er in den nächsten sechs Monaten auf unzähligen Kanzeln stehen würde. Und ihm war auch noch nicht klar, dass die Kanzel zum Symbol seines Wahlkampfs werden würde.
    Er bedankte sich bei dem Pastor für die Möglichkeit, zur Kirchengemeinde zu sprechen, dann bedankte er sich bei den Gläubigen - die wie er der St. Luke's Baptist Church angehörten - dafür, dass sie ihn anhörten. »Morgen werde ich vor dem Gerichtsgebäude des Lincoln County meine Kandidatur für den Supreme Court von Mississippi bekannt geben. Doreen und ich haben seit Monaten mit dieser Entscheidung gerungen und im Gebet nach Führung gesucht. Wir haben uns mit Pastor Rose beraten. Wir haben mit unseren Kindern, unserer Familie und unseren Freunden gesprochen. Inzwischen sind wir jedoch mit unserer Entscheidung im Reinen und wollen sie mit euch teilen, bevor ich morgen vor die Presse gehe.«
    Ron warf einen Blick auf seine Notizen. Er sah ein bisschen nervös aus, sprach dann aber weiter.
    »Ich habe keinerlei Erfahrung in der Politik. Ehrlich gesagt, hatte ich nie den Mut dazu. Doreen und ich sind glücklich hier in Brookhaven, wir ziehen unsere Kinder groß, besuchen mit euch gemeinsam

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