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Die Berufung

Titel: Die Berufung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Nase voll von Politik.«
    Von den vierunddreißig Prozent, die einen Richter des Supreme Court mit Namen kannten, erwähnte nur die Hälfte Sheila McCarthy. Hätte die Wahl am selben Tag stattgefunden, hätten achtzehn Prozent für sie und fünfzehn Prozent für Clete Coley gestimmt. Der Rest war entweder noch unentschlossen oder wollte nicht wählen, weil er keinen der Kandidaten kannte.
    Nach den ersten recht unkomplizierten Fragen wurde deutlich, um was es bei der Umfrage ging. Würden Sie für die Position eines Richters am Supreme Court einen Kandidaten wählen, der gegen die Todesstrafe ist? Dreiundsiebzig Prozent antworteten, dass sie das nicht tun würden.
    Würden Sie einen Kandidaten wählen, der für die rechtskräftige Ehe von Homosexuellen ist? Achtundachtzig Prozent sagten Nein.
    Würden Sie für einen Kandidaten stimmen, der für eine stärkere Reglementierung von Waffenbesitz ist? Fünfundachtzig Prozent sagten Nein.
    Besitzen Sie mindestens eine Waffe? Sechsundneunzig Prozent sagten Ja.
    Die Fragen bestanden aus mehreren Teilen sowie Anschlussfragen und waren ganz offensichtlich so formuliert, dass die Wähler von einem heißen Eisen zum nächsten bugsiert wurden. Es wurde nicht einmal im Ansatz erklärt, dass der Supreme Court kein gesetzgebendes Organ war; er hatte weder die Aufgabe noch das Recht, Gesetze zu erlassen, die sich auf diese Themenkreise bezogen. Es wurde nicht einmal versucht, neutral zu bleiben. Wie viele Umfragen entwickelte sich auch die Rineharts ganz allmählich und sehr geschickt zu einem subtilen Angriff.
    Würden Sie einen liberalen Kandidaten für den Supreme Court unterstützen? Siebzig Prozent würden das nicht tun.
    Wissen Sie, dass Richterin Sheila McCarthy als das liberalste Mitglied des Supreme Court von Mississippi gilt? Vierundachtzig Prozent sagten Nein.
    Wenn sie das liberalste Mitglied des Gericht ist, würden Sie sie dann wählen? Fünfundsechzig Prozent sagten Nein, aber die meisten hatten etwas an der Frage auszusetzen. Wenn? War sie nun das liberalste Mitglied oder nicht? Barry hielt die Frage jedenfalls für sinnlos.
    Das Interessante war, dass nur wenige Wähler Sheila McCarthys Namen kannten, obwohl sie ihr Richteramt schon seit neun Jahren innehatte. Allerdings hatte Barry die Erfahrung gemacht, dass das nichts Ungewöhnliches war. Privat hätte er jedem gesagt, dass das ein weiterer Grund dafür sei, warum die Richter des Supreme Court nicht gewählt werden sollten. Sie sollten keine Politiker sein. Ihre Namen sollten der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt sein.
    Danach ging es bei der Umfrage nicht mehr um den Supreme Court, sondern um die einzelnen Kandidaten. Die Fragen beschäftigten sich mit Religion, dem Glauben an Gott, dem Besuch von Gottesdiensten, der finanziellen Unterstützung von Kirchengemeinden und so weiter. Außerdem gab es Fragen zu ganz bestimmten Themen - was ist Ihre Meinung zu Abtreibung, Stammzellenforschung und so weiter?
    Die Umfrage endete mit grundlegenden Angaben zur Person des Wählers - Rasse, Familienstand, Anzahl der Kinder, falls vorhanden, ungefähres Einkommen und Wahlhistorie.
    Die Ergebnisse bestätigten, was Barry bereits vermutet hatte. Die Wähler waren konservativ, Mittelschicht und weiß (achtundsiebzig Prozent) und konnten problemlos dazu gebracht werden, sich gegen eine liberale Richterin zu wenden. Die Kunst bestand natürlich darin, aus der vernünftigen, gemäßigten Richterin, die Sheila McCarthy nun einmal war, die glühende Liberale zu machen, die sie für ihre Zwecke brauchten. Barrys Leute waren gerade dabei, jedes einzelne Wort zu analysieren, das sie jemals zu einer richterlichen Entscheidung geschrieben hatte, sowohl früher am Circuit Court als auch jetzt am Supreme Court. Ihren Worten konnte sie nicht entkommen; kein Richter konnte das. Und Barry hatte vor, sie mit ihren eigenen Worten zu hängen.
    Nach dem Essen setzten sie sich an den Konferenztisch, auf dem Barry verschiedene Entwürfe für das Druckmaterial von Ron Fisks Kampagne ausgebreitet hatte. Außerdem lagen dort Hunderte neuer Fotos, die die Familie Fisk in ihrer ganzen Werbewirksamkeit zeigten - beim Gang in den Gottesdienst, auf der Veranda ihres Hauses, auf dem Baseballfeld, die Eltern zusammen, allein, Liebe und Zuneigung aus allen Poren dampfend.
    Die ersten Imagespots wurden gerade geschnitten, aber Barry zeigte sie trotzdem. Sie waren von einer Crew gefilmt worden, die man von Washington aus nach Mississippi geschickt hatte. Im

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