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Die Beschenkte

Die Beschenkte

Titel: Die Beschenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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Wenn Prinz Bo ihr diesen Ring wirklich gegeben hätte, würde das bedeuten, dass er auf seine Stellung als Prinz verzichtet. Er wäre kein Prinz von Lienid mehr. Er hätte sie zur Prinzessin gemacht und ihr sein Schloss und sein Erbe übertragen.«
    Katsa starrte sie an. Sie zog sich einen Stuhl heran und ließ sich darauf fallen. »Das kann nicht sein.«
    »Nicht einer von tausend Lienid gibt diesen Ring weg«, sagte die Kapitänin. »Die meisten nehmen ihn mit in ihr Grab im Meer. Aber gelegentlich – wenn eine Frau stirbt und will, dass ihre Schwester den Platz als Mutter ihrer Kinder einnimmt, oder wenn ein sterbender Ladenbesitzer will, dassein Freund seinen Laden weiterführt, oder wenn ein Prinz stirbt und die Erbfolge ändern will – dann kommt es vor, dass ein Lienid diesen Ring verschenkt.« Die Kapitänin starrte Katsa an. »Die Lienid lieben ihre Prinzen, besonders den jüngsten, den beschenkten. Prinz Bos Ring zu stehlen wäre ein schreckliches Verbrechen.«
    Doch Katsa schüttelte den Kopf, weil sie völlig verwirrt darüber war, dass Bo so etwas getan haben sollte, und weil sie dieses Wort fürchtete, das die Kapitänin immer wieder sagte. Sterben. Bo würde nicht sterben. »Ich will ihn nicht«, sagte sie. »Wie konnte er mir diesen Ring geben, ohne zu erklären …«
    Bitterblue lehnte sich an den Tisch, ihr Gesicht war grau und sie stöhnte. »Katsa, quäle dich nicht. Er wird sicher seine Gründe gehabt haben.«
    »Aber welche Gründe sollten das sein? So schlimm waren seine Verletzungen nicht …«
    »Katsa!« Bitterblue klang geduldig, aber müde. »Denk nach! Er hat dir den Ring gegeben, bevor er verletzt wurde. Das war gar keine so seltsame Entscheidung, schließlich wusste er, dass er bei dem Kampf sterben könnte.«
    Jetzt verstand Katsa, was das alles bedeutete, und sie griff sich an den Hals. Das war typisch für Bo. Sie kämpfte gegen ihre Tränen an, weil so etwas Verrücktes nur Bo in den Kopf kommen konnte – verrückt und töricht, viel zu selbstlos und völlig unnötig, denn er würde nicht sterben. »Warum bei allen Hügeln der Middluns hat er mir das nicht gesagt?«
    »Wenn er es gesagt hätte, dann hättest du den Ring nicht angenommen«, sagte Bitterblue.
    »Du hast Recht. Kannst du dir vorstellen, dass ich so etwas von Bo angenommen hätte? Kannst du dir vorstellen, dass ichmit so etwas einverstanden gewesen wäre? Und er hat vielleicht doch Recht, dass er ihn mir gegeben hat, er wird nämlich doch sterben, weil ich ihn töten werde, wenn ich ihn das nächste Mal sehe, dafür, dass er so etwas getan hat, dass er mich geängstigt hat und mir nicht gesagt hat, was das alles bedeutet.«
    »Natürlich wirst du das«, sagte Bitterblue beruhigend.
    »Das ist kein Geschenk für immer, oder?«, fragte Katsa die Kapitänin und merkte plötzlich, dass diese Frau sie anders ansah, genau wie Patch und Jem. Ihre Gesichter waren bleich, und in ihren Augen las sie, dass sie erschrocken und gefasst waren. Sie glaubten ihr jetzt, dass sie den Ring nicht gestohlen hatte, und sie glaubten, dass er ein Geschenk ihres Prinzen an sie war. Und Katsa war erleichtert, dass wenigstens dieser Teil der Geduldsprobe hinter ihr lag. »Ich kann ihm den Ring zurückgeben, nicht wahr?«
    Die Kapitänin räusperte sich und nickte dann. »Ja, Prinzessin.«
    »Bei allen Hügeln«, sagte Katsa ärgerlich, »nennen Sie mich nicht so.«
    »Sie können ihm den Ring jederzeit zurückgeben, Prinzessin«, sagte die Kapitänin, »oder ihn jemand anders geben. Und er kann ihn zurückfordern. Bis dahin verleiht er Ihnen jede Macht und Autorität, über die ein Prinz von Lienid verfügt. Wir stehen zu Ihrer Verfügung.«
    »Es genügt, wenn Sie uns schnell zu Bos Schloss an der westlichen Küste von Lienid bringen«, sagte Katsa, »und aufhören, mich Prinzessin zu nennen.«
    »Es ist jetzt Ihr Schloss, Prinzessin.«
    Katsa war in ihrer Wut kurz davor, Funken zu sprühen,denn sie wollte diese Behandlung nicht, doch bevor sie etwas sagen konnte, klopfte ein Mann an den Türrahmen. »Wir sind jetzt fertig, Käpt’n.«
    Katsa zog Bitterblue zur Seite, als alle im Raum wieder in Betriebsamkeit verfielen. Die Kapitänin bellte Befehle. »Patch, verschwinde hier und geh zurück auf deinen Posten. Jem, kümmere dich um Bär. Und putz die Schweinerei in der Ecke weg. Ich werde an Deck gebraucht, Prinzessin. Kommen Sie hinauf, wenn Sie wünschen, Prinzessin Bitterblues Seekrankheit wird dort weniger schlimm sein.«
    »Ich

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