Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Beschenkte

Die Beschenkte

Titel: Die Beschenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
Vom Netzwerk:
uns Angst hat?«
    Er schaute ins Feuer und bedachte ruhig die Frage. Dann sah er ihr ins Gesicht. »Ich glaube, es hängt davon ab, was du dir vom Kämpfen erhoffst.«
    »Ich glaube, es wird mich beruhigen. Ich glaube, ich werde mich danach wohler fühlen – in deiner Nähe.« Sie rieb sich die Stirn und seufzte. »Es wird mir helfen, zu mir zurückzufinden.«
    Er beobachtete sie. »Es scheint tatsächlich diese Wirkung auf dich zu haben.«
    »Kämpfst du mit mir, Bo?«
    Er beobachtete sie noch einen Augenblick, dann verließ er das Feuer und winkte ihr, ihm zu folgen. Sie ging hinter ihm her; ihre Gedanken summten so verrückt in ihr, dass sie wie betäubt war, und als sie einander gegenüberstanden, starrte sie ihn stumm an. Sie schüttelte den Kopf, um ihn zu leeren, doch es half nichts.
    »Schlag mich«, sagte sie.
    Er wartete den Bruchteil einer Sekunde. Dann schwang er die Faust auf ihr Gesicht zu und sie riss den Arm hoch, um ihn abzuwehren. Der Zusammenprall ihrer Arme weckte sie aus ihrer Betäubung. Sie würde mit ihm kämpfen, und sie würde gewinnen. Er hatte sie noch nie besiegt, und er würde sie auch heute Abend nicht besiegen. Wie finster es auch war, wie sehr ihre Gedanken auch durcheinanderwirbelten, jetzt, da sie kämpften, war der Wirbel verschwunden. Katsas Kopf war klar.
    Ihre Schläge kamen schnell und hart, mit der Hand, mit dem Ellbogen, dem Knie, dem Fuß. Er wehrte sich mit aller Kraft, aber es war, als würde jeder Schlag neue Energie in ihr freisetzen. Jeder Baum, den sie rammten, jede Wurzel,über die sie stolperten, schärfte ihre Konzentration. Sie gab sich dem tröstlichen Gefühl hin, gegen Bo zu kämpfen, und sie kämpften wild.
    Als sie ihn zu Boden rang und er ihr Gesicht wegschob, rief sie: »Warte! Blut! Ich schmecke Blut!«
    Er hörte auf, sich zu wehren. »Wo? Doch nicht dein Mund?«
    »Ich glaube, es ist deine Hand.«
    Er setzte sich auf und sie hockte sich neben ihn, nahm seine Hand und untersuchte seine Handfläche. »Blutet sie? Merkst du was?«
    »Es ist nicht der Rede wert. Es war die Kante deines Stiefels«, sagte Bo.
    »Wir sollten nicht in Stiefeln kämpfen.«
    »Im Wald können wir nicht barfuß kämpfen, Katsa. Wirklich, es ist nicht der Rede wert.«
    »Trotzdem …«
    »An deinem Mund ist Blut«, sagte er in einem seltsamen, zerstreuten Ton, der klarmachte, wie unwichtig ihm die verletzte Hand war. Er hob einen Finger und berührte fast ihre Lippe. Dann ließ er die Hand sinken, als hätte er plötzlich gemerkt, dass er etwas tat, das er nicht tun sollte. Er räusperte sich und schaute zur Seite.
    Und da spürte sie, wie nah er war. Sie spürte seine Hand warm unter ihren Fingern. Er war hier, ganz nah, und atmete neben ihr. Sie berührte ihn und sie spürte das Risiko so deutlich, als würde kaltes Wasser auf ihre Haut spritzen. Sie wusste, dies war der Moment der Entscheidung. Sie wusste, wie sie sich entscheiden würde.
    Sein Blick kehrte zu ihr zurück und sie sah, dass erverstand. Sie stieg in seine Arme. Sie klammerten sich aneinander und sie weinte, erleichtert, weil sie ihn umarmte, und voller Angst vor dem, was sie tat. Er wiegte sie in seinem Schoß und drückte sie an sich, immer wieder flüsterte er ihren Namen, bis ihre Tränen schließlich versiegten.
    Sie wischte sich das Gesicht an seinem Hemd ab und schlang die Arme um seinen Hals. Ihr war warm in seinen Armen und sie wurde ruhig, angstfrei und mutig. Und dann lachte sie darüber, wie gut es sich anfühlte, wie schön es war, seinen Körper an ihrem zu spüren. Er grinste sie an, ein schimmerndes Grinsen, das sie plötzlich am ganzen Körper wärmte. Und dann berührten seine Lippen ihre Kehle und liebkosten ihren Hals. Sie hielt den Atem an. Sein Mund fand ihren. Sie wurde zu Feuer.
    Einige Zeit später, als sie mit ihm im Moos lag und sich an ihn schmiegte, hypnotisiert davon, was seine Lippen mit ihrer Kehle machten, fiel ihr seine blutende Hand wieder ein. »Später«, murmelte er, und dann erinnerte sie sich an das Blut an ihrem Mund, doch das brachte nur wieder seinen Mund zu ihrem, schmeckend, suchend, und seine Hände zerrten an ihrer Kleidung und ihre Hände an seiner. Und seine Haut war so warm, während ihre Körper einander erkundeten. Und schließlich kannten sie den anderen Körper so gut wie alle Liebenden, doch diese Berührung war so anders, zueinander strebend statt gegeneinander. »Bo«, sagte sie einmal, als ein klarer Gedanke ihren Kopf durchfuhr, doch er flüsterte: »Wir

Weitere Kostenlose Bücher