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Die Beschenkte

Die Beschenkte

Titel: Die Beschenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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Minuten, bevor sie hinuntersteigen konnte. Sie hatte die Worte des Mannes gehört, selbst mit zugehaltenen Ohren. Sie hatte dagegen angekämpft, doch sie vernebelten immer noch ihre Gedanken. Katsa saß schaudernd im Baum, während Bo sie am Kinn fasste, ihr in die Augen schaute und sie redend aus ihrer Verwirrung holte.
    »In Ordnung«, sagte sie schließlich. »Ich kann wieder klar denken.«
    Sie kletterten hinunter, eilten weiter und hinterließen selbst möglichst wenig Spuren.
    Am Waldrand wurde es schwierig. Die Soldaten waren überall, in Gruppen bewegten sie sich in alle Richtungen. Katsaund Bo rannten kurze Strecken, wenn Bo fand, es sei sicher, und versteckten sich dann wieder.
    Einmal packte Bo sie am Arm und zerrte sie nach hinten, und dann liefen sie den Weg zurück, den sie gekommen waren. Hinter einem großen bemoosten Felsen versteckten sie sich und Bo hielt ihr die Hände über die Ohren, wobei seine Augen vor leidenschaftlicher Konzentration glühten. Zwischen dem Stein und Bo eingeklemmt, dessen Herzschlag sie schnell an ihrem Körper spürte, wusste Katsa, dass sie sich diesmal nicht nur vor Soldaten versteckten. Sie warteten, es kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Dann nahm Bo sie am Handgelenk und zog sie weiter. Sie liefen in eine andere Richtung, weiter fort vom König von Monsea.
    Als sie so nah am Waldrand waren, wie Bo es noch für ungefährlich hielt, wandten sie sich nach Süden und hofften, dass auch Bitterblue das getan hatte. Als ein Bach ihren Pfad kreuzte, hielt Bo an. Er hockte sich nieder und umklammerte seinen Kopf mit den Händen. Katsa stand neben ihm, schaute, horchte und wartete darauf, dass er etwas aus dem Wald oder der Erinnerung an Ashens Hoffnung erspürte.
    »Nichts«, sagte er schließlich. »Ich weiß nicht, ob das der richtige Bach ist.«
    Katsa hockte sich neben ihn. »Wenn die Soldaten sie bis jetzt noch nicht gefunden haben«, sagte sie, »dann hat sie keine sichtbare Spur hinterlassen, noch nicht einmal in diesem Schnee und Schlamm. Sie muss die Geistesgegenwart gehabt haben, in einem Bach entlangzugehen, Bo. Jeder Bach in diesem Wald fließt vom Gebirge ins Tal. Sie wird gewusst haben, dass sie nach Westen muss, weg von den Tälern.Kann es schaden, diesem Bach nach Westen zu folgen? Wenn wir nicht auf sie stoßen, können wir nach Süden weitergehen und es beim nächsten Bach versuchen.«
    »Das kommt mir ziemlich hoffnungslos vor«, sagte Bo, doch er stand auf und wandte sich mit ihr am Wasser entlang nach Westen. Dann fand Katsa ein Gewirr aus langen, dunklen Haaren an einem Ast, der ihr gegen den Bauch schlug, und rief in Gedanken Bos Namen. Sie hielt die Haare hoch, damit er sie sehen konnte, schob sie dann in ihren Ärmel und freute sich über sein etwas hoffnungsvolleres Gesicht.
    Als der Bach scharf abbog und durch eine kleine Senke mit Gras und Farn floss, blieb Bo stehen und hob die Hand. »Ich erkenne diese Stelle. Die ist es.«
    »Ist sie hier?«
    Er wartete einen Moment. »Nein. Aber lass uns im Bach weitergehen. Schnell. Ich fürchte, hinter uns sind Soldaten.«
    Nur Minuten später drehte er sich erleichtert nach ihr um. »Jetzt spüre ich sie.« Er stieg aus dem Bach und sie folgte ihm zwischen Bäumen hindurch, bis er zu einem umgestürzten Baumstamm kam, der auf dem Waldboden lag. Er schätzte den Umfang des Stamms, ging zu einem Ende, hockte sich nieder und schaute hinein.
    »Bitterblue«, sagte er in den Stamm, »ich bin dein Cousin Bo, der Sohn von Ror. Wir sind gekommen, um dich zu beschützen.«
    Es kam keine Antwort. Leise und sanft sagte Bo: »Wir werden dir nichts tun, Cousine. Wir sind hier, um dir zu helfen. Bist du hungrig? Wir haben etwas zu essen.«
    Noch immer kam keine Antwort aus dem Stamm. Bostand auf und sagte leise zu Katsa: »Sie hat Angst vor mir. Versuch du es.«
    Katsa prustete. »Glaubst du, vor mir wird sie weniger Angst haben?«
    »Vor mir hat sie Angst, weil ich ein Mann bin. Sei vorsichtig. Sie hat ein Messer und würde es auch gebrauchen.«
    »Das spricht für sie.« Katsa kniete sich vor die Öffnung des Stamms und schaute hinein. Sie konnte gerade so eben den Umriss eines Mädchens erkennen, das zusammengekrümmt dasaß und ängstlich keuchte. Ihre Hände umklammerten ein Messer.
    »Prinzessin Bitterblue«, sagte sie, »ich bin Lady Katsa von den Middluns. Ich bin mit Bo hergekommen, um dir zu helfen. Du musst uns vertrauen, Bitterblue. Wir sind beide beschenkte Kämpfer. Bei uns bist du sicher.«
    »Sag ihr, dass wir

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