Die Beschenkte
suchen. Wenn sie Bitterblue nicht sehen, ist es weniger wahrscheinlich, dass sie von ihr sprechen.«
Sie verbargen das Mädchen hinter Steinen und Zweigen in einer Spalte am Fuß eines Baums. »Gib keinen Laut von dir, Bitterblue«, sagte Katsa, »und leih mir dein Messer. Ich werde einen Soldaten deines Vaters damit töten.« Sie nahm das Messer aus der Hand des verständnislosen Mädchens.
Katsas Gedanken rasten. Bo, gib mir die Messer und die Dolche. Ich werde jeden töten, den ich sehe.
Bo zog zwei Dolche aus seinem Gürtel und ein Messer aus jedem Stiefel und warf ihr eine Waffe nach der anderen zu. Sie bündelte die Klingen, er machte den Bogen bereit und legte einen Pfeil an. Dann duckten sie sich hinter einen Felsen und warteten. Es dauerte nicht lange. Die Soldaten auf ihren Pferden kamen rasch zwischen den Bäumen hervor, sie schauten zu Boden auf der Suche nach Spuren. Katsa zähltesiebzehn Männer. Ich halte mich rechts, lautete ihre entschlossene Botschaft an Bo, halte du dich links. Und schon stand sie auf und schleuderte ein Messer, ein zweites, ein drittes, Bos Pfeil flog und er griff nach dem nächsten. Katsas Messer und Dolche staken fünf Männern in der Brust und Bo hatte zwei getötet, bevor die Soldaten überhaupt begriffen, dass sie aus dem Hinterhalt überfallen wurden.
Die Körper der Toten rutschten von den Pferden auf den Boden, und die Lebenden sprangen hinterher, zogen Schwerter aus den Scheiden, schrien Unverständliches, ein oder zwei Besonnene legten Pfeile an. Katsa rannte auf sie zu, Bo schoss weiter. Der erste Soldat lief ihr mit wilden Augen und schreiendem Mund entgegen und schwang sein Schwert so unkontrolliert, dass Katsa der Klinge mühelos auswich, einem anderen, der auf sie zulief, gegen den Kopf trat, dem ersten den Dolch aus dem Gürtel riss und beide in den Nacken stach. Sie behielt den Dolch, packte ein Schwert und rannte waffenschwingend weiter. Einem Mann trat sie das Schwert aus den Händen und stieß ihm ihres in den Bauch, wirbelte auf zwei weitere zu, die von hinten kamen, und tötete beide mit dem Dolch, während sie einen dritten mit dem Schwert abwehrte. Einem Reiter, der mit einem Pfeil auf Bos Brust zielte, schleuderte sie den Dolch in die Brust.
Und plötzlich war nur noch einer übrig, ein einzelner Mann mit keuchendem Atem und furchtsam aufgerissenen Augen. Er wich zurück und begann zu rennen. Blitzschnell zog Katsa einem anderen Mann das Messer aus der Brust und lief ihm nach, doch dann hörte sie das leise Abschnellen eines Pfeils, der Mann schrie auf, stürzte und lag still.
Katsa schaute an sich hinunter auf die blutverschmierteTunika und Hose. Sie wischte sich übers Gesicht, und ihr Ärmel war rot vom Blut. Ringsum lagen getötete Soldaten, Männer, die es nicht besser gewusst hatten, deren Verstand nicht schwächer gewesen war als ihr eigener. Katsa war angewidert, entmutigt und wütend auf den König, der dieses Blutbad notwendig gemacht hatte.
»Vergewissern wir uns, ob sie tot sind«, sagte sie, »und dann setzen wir sie auf die Pferde. Wir müssen sie zurückschicken, um Leck von unserer Spur abzulenken.«
Sie waren tot, jeder Einzelne von ihnen. Katsa zog ihnen die Pfeile und Klingen aus Brust und Rücken und versuchte ihnen dabei nicht ins Gesicht zu sehen. Sie reinigte die Messer und Dolche und gab sie Bo zurück. Bitterblue brachte sie ihr Messer, die Kleine stand aufrecht da, die Augen jetzt wach und klar. Katsa warf wieder einen Blick auf ihre blutige Kleidung. Sie hoffte, das Kind hatte das Massaker nicht gesehen.
»Jetzt ist mir wärmer«, sagte Bitterblue.
»Gut. Wie viel von dem Kampf hast du gesehen?«
»Die Soldaten hatten keine große Chance, nicht wahr?« Das war alles, was sie antwortete. »Wohin gehen wir jetzt?«
»Ich weiß es nicht genau. Wir müssen ein sicheres Versteck finden, wo wir essen und schlafen können. Wir müssen besprechen, was wir als Nächstes tun.«
»Ihr werdet den König töten müssen«, sagte Bitterblue, »wenn ihr wollt, dass er uns nicht mehr verfolgt.«
Katsa betrachtete dieses Kind, das ihr kaum bis an die Brust reichte. Bos Ärmel hingen ihr fast bis zu den Knien, Augen und Nase wirkten groß unter der Kapuze, zu groß für das kleine Gesicht. Ihre Stimme war nur ein Piepsen. Doch gelassen und bestimmt riet sie zur Ermordung ihres Vaters.
Zwei Pferde behielten sie. Bitterblue saß bei Katsa. Sie ritten zurück zum Bach, um sich vom Blut der Soldaten zu reinigen. Dann wandten sie sich
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