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Die Beschleunigung der Angst

Die Beschleunigung der Angst

Titel: Die Beschleunigung der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
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vorgehen? Er hatte
die Baumkrone fast umrundet. Der Ordnungshüter hatte ihn immer noch nicht
bemerkt. Er fand, dass jetzt ein guter Zeitpunkt gekommen war, um auf sich
aufmerksam zu machen. Sicher wunderte sich der Gesetzeshüter schon, wo er war.
Thomas musste ihm ja gesagt haben, dass ein Freund sich noch bei der Villa
befand und auf das Eintreffen der Polizei wartete.
    Daniel öffnete den Mund,
doch bevor er etwas sagen konnte, knackte das Funkgerät aus dem Inneren des
Polizeiwagens. Daniel erschrak. Das Fahrerfenster musste offen sein, so laut,
wie das Rauschen aus dem Auto drang. Das Knacken war ohrenbetäubend in der
ansonsten nur durch natürliche Geräusche unterbrochenen Stille. Es klang hier
im Wald so falsch wie eine Fusion von Marschmusik und
Hochgeschwindigkeitstechno. Zumindest für seine Ohren. Thomas würde dazu
wahrscheinlich eine andere Meinung haben.
    »Wagen Sieben, bitte
kommen.«
    Der Polizist grunzte und
öffnete die Fahrertür. Er lehnte sich in den Innenraum und erschien eine Sekunde
später mit dem Sprechteil des Funkgeräts.
    »Hier Wagen Sieben«, sagte
er. Seine Stimme war rau und klang, als würde er regelmäßig Zigaretten und
Whiskey frühstücken.
    »Wo bist du, Kurt?«, fragte
die näselnde Stimme aus dem Funksprechgerät, deutlich weiblich, deutlich
gelangweilt. Vor allem war sie viel zu laut für die Situation. Daniel blickte
zur Villa, befürchtete, dass der Entführer die Haustür aufreißen und den Hof
mit Salven aus einem Maschinengewehr eindecken würde. Vielleicht ging seine
Phantasie mit ihm durch, aber wer zum Teufel wollte ihm das nach den
Ereignissen des heutigen Abends vorwerfen? Auf jeden Fall wünschte er sich, der
Polizist würde leiser sein.
    Der Ordnungshüter lehnte
sich mit dem Rücken zu Daniel auf die Motorhaube. Er bemühte sich nicht, seine
Stimme zu dämpfen. Warum zur Hölle war kein zweiter Bulle dabei? So viel
Routine konnte der Dorfbulle hier im Hintertaunus mit handgreiflichen Stalkern
wohl nicht haben, als dass man nur einen Polizisten schicken würde. Aber
vielleicht waren die anderen alle mit dem Banküberfall beschäftigt, und er
musste sich alleine darum kümmern. Trotzdem erschien Daniel ein Mann zu wenig.
Wer konnte schon sagen, mit wem sie es zu tun hatten?
    »Hallo Helga, Schätzchen«,
sagte der Polizist jetzt. »Ich bin hier in der Nähe des Marktplatzes. Mal
sehen, ob ich ein paar Großstädter greifen kann, die unseren Kids Drogen
verkaufen.«
    Die Worte trafen Daniel mit
der Wucht einer Abrissbirne. Was erzählte der Kerl da? Der Marktplatz war
mindestens zwanzig Minuten entfernt. Wahrscheinlich eher fünfundzwanzig, weil
man an einigen Ampeln vorbeikam. Schlagartig schien die Luft sich um etliche
Grad abgekühlt zu haben.
    »Ich geb dir gleich
Schätzchen. Das geht bei unserem Chef schon fast als sexuelle Belästigung
durch!«
    Der Polizist lachte.
»Okay, okay, ich nehm‘s zurück. Was gibt es, Schätzchen?«
    Diesmal ließ die Stimme die
Anspielung unkommentiert.
    »Du kennst doch die alte
Henz-Villa, oder?«
    Daniel sah den Polizisten
nur von hinten, doch er war sicher, dass er zu erstarren schien. Er sagte
nichts, das Funkgerät wie vergessen vor dem Mund.
    »Kurt, bist du noch da?«,
fragte die gesichtslose Stimme aus dem Polizeirevier.
    »Ja, entschuldige, ich
dachte nur, ich hätte etwas gesehen. Die Henz-Villa sagst du? Liegt die nicht
mitten im Wald? Dieses verfallene Ding mitten im Nirgendwo?«
    Ein Lachen ertönte aus dem
Gerät. So verzerrt und von Knacken und Rauschen begleitete, klang es wie das
Lachen aus einem Horrorfilm, vielleicht das eines sadistischen
Leichenbestatters.
    »Ja genau«, sagte Helga.
»Wir haben hier einen Schwerverletzten. Hat sich mit `nem Golf um einen Baum
gewickelt wie eine Geschenkschleife. Nahe des Ortsausgangs Freibad.«
    »Hab davon gehört«, sagte
der Polizist. »Auf Öl ausgeglitten. Keine Chance gehabt der Kerl.«
    Der Boden unter Daniels
Füßen schwankte, als stünde er auf dem Deck eines Zweimasters, dass durch
meterhohe Wellen navigierte. Thomas! Er stolperte einige Schritte zurück, zwang
sich jedoch, stehenzubleiben. Kein Geräusch verursachen. Hier lief irgendetwas
verflucht schief.
    »Ja, genau der ist das.
Sieht verdammt übel aus. Allerdings ist er kurz zu Bewusstsein gekommen, bevor
der Arzt ihn mit einem Drogencocktail in den siebten Himmel geschickt hat. Auf
jeden Fall hat er ständig geschrien, dass er ein Kidnapping beobachtet hätte,
und dass der Entführer in die Henz-Villa

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