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Die Beschleunigung der Angst

Die Beschleunigung der Angst

Titel: Die Beschleunigung der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
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Blaulicht auf dem Dach zum Leben
erwachen, so dass es Kreise über den Hof zog und der Umgebung etwas Surreales
verlieh.
    »Zwei«, rief der Polizist
und drückte zweimal ab.
    Sollte er doch seine
Munition verbrauchen. Daniel sog den Duft der Holunderbeeren ein, während er
die so eigenartig beleuchtete Szenerie vor sich betrachtete.
    »Drei«. Drei Schüsse
zerrissen den Nachthimmel.
    Daniel rührte sich nicht.
    »In Ordnung, Arschloch. Ich
soll‘s dir auf die harte Tour besorgen, was? Kannst du haben.« Er wandte sich
an Piet, der die ganze Zeit still neben dem Ordnungshüter gestanden hatte.
    »Hol die Kleine«, sagte er.
    »Warum?«
    Der Polizist ging auf den
Stalker zu und hielt ihm die Pistole an den Kopf.
    »Weil ich es dir sage. Genau
deshalb. Und weil du uns in diese Scheiße reingeritten hast. Also nochmal: Hol
die Kleine!«
    Piet lief zum Hauseingang
und verschwand darin. Seine schweren Schritte klangen ungleichmäßig, so als
hätte er seine Beine nicht vollständig unter Kontrolle.
    Daniel erstarrte. Daran
hatte er nicht gedacht. Kurt würde ihn mit der Entführten unter Druck setzen.
Scheiße! Was sollte er jetzt tun?
    »Wollen wir doch mal sehen,
ob du rauskommst, du kleine Ratte!«, rief der Polizist und drehte sich dabei
wieder im Kreis. Ein verdorbener Brummkreisel.
    Daniel überlegte. Sollte er
sich stellen? Dann könnte er es vergessen, dass Hilfe kam. Sollte er wegrennen,
um welche zu holen? Der Polizist wäre wohl schlau genug, mit der Frau und dem
Entführer zu fliehen, damit sie hier nicht gefunden werden würden. Und ein
Frontalangriff würde ihm wohl nur ein perfekt rundes Loch im Schädel
einbringen. Daniel schüttelte den Kopf. Er wusste nicht, was zu tun war.
    »Oh, das wird hässlich«,
spie der Polizist sein Gift weiter in die Umgebung. »So hässlich. Es wird mir
um das arme Ding wirklich leidtun. Sie ist so hübsch. Zumindest jetzt noch.«
    Daniel liefen Tränen aus den
Augen. Er bemerkte es nicht. Seine Lippe hatte zu bluten aufgehört, pulsierte
dafür umso heftiger. Aber auch das nahm er bewusst nicht wahr.
    Die Frau vor sich
herstoßend, lief Piet die Treppenstufen der Villa hinab. Beleuchtet von den
Scheinwerfern des Polizeiwagens sowie des rotierenden Blaulichts, sah sie
unverletzt aus. Bisher hatten die beiden ihr anscheinend noch nichts angetan,
außer sie auszuziehen. Sie trug lediglich einen BH und einen Slip, und Daniel
konnte sehen, wie sie das Gesicht verzog, als sich scharfkantige Steine in ihre
Fußsohlen bohrten.
    Sein Kopf drohte, einem
explodierenden Stern gleich, in Millionen von Einzelteilen zu zerplatzen. Er
war nicht in der Lage, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Er sah die
Frau. Sie konnte kaum älter als ein Teenager sein. Immer noch hatte er nicht
den blassesten Hauch einer Ahnung, was er tun sollte. Wenn er wegrannte, um
Hilfe zu holen, überließ er sie der Obhut zweier Psychopathen. Und dass sie ihr
Opfer ausgezogen hatten, ließ nichts Gutes erahnen. Er wollte sich nicht
ausmalen, was sie mit ihr vorhatten. Aber würden sie die Frau und ihn gehen
lassen, wenn er sich stellte? Wohl kaum.
    Piet führte die Entführte zu
Kurt, der sie grob am Oberarm griff und sie festhielt.
    »Jetzt sieh zu, was du
angerichtet hast!«, brüllte er in den Wald.
    Der Polizist wandte sich an
Piet, der neben der Gekidnappten stand und angespannt in alle Richtungen
blickte.
    Unter anderen Umständen wäre
es ein Vergnügen gewesen, die Frau anzublicken, und es hätte einiges an
Selbstdisziplin und Beherrschtheit gefordert, den Blick überhaupt noch mal von
ihr abzuwenden. Doch jetzt, frierend, verängstigt und in der Gewalt zweier
Psychopathen, bereitete es Daniel nahezu körperliche Schmerzen, sie anzusehen.
    »Schneid ihr die Kehle
durch!«, sagte Kurt und reichte seinem Komplizen ein Messer.
    Die Frau wollte sich
losreißen, doch fast nebensächlich schlug ihr der Polizist mit der Faust ins
Gesicht. Sie stürzte, wurde jedoch grob unter den Achseln gepackt und wieder
aufgerichtet. Daniel zuckte zusammen. Er hoffte, dass das nur ein morbider
Bluff des Polizisten war, um ihn aus seinem Versteck zu locken.
    Piet verzog das Gesicht zu
einem Grinsen. So musste eine Spinne lachen, wenn sie feststellte, dass sich
eine Fliege in ihrem Netz verfangen hatte. Er griff das Messer und drückte es
der Frau an den Hals. Die Entführte schrie auf und einen Augenblick später sah
Daniel das Blutrinnsal, das den Hals hinunterlief und den Büstenhalter rot
verfärbte.
    »Du hast es so

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