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Die Beschleunigung der Angst

Die Beschleunigung der Angst

Titel: Die Beschleunigung der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
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gewollt«,
rief der Polizist. »Gib Gas, Piet.«
    Daniel fragte sich, ob er
dabei war, den größten Fehler seines Lebens zu begehen. Er fand keine Antwort.
Die Frau schrie.
    »Aufhören!«, rief er und
verließ sein Versteck.

Kapitel 9
     
    Der Polizist ruckte herum,
seine Taschenlampe schnitt einen Lichtkegel in Daniels Richtung. Auch seine
Waffe hatte er auf den jetzt hinter dem Holunderbusch auftauchenden Daniel gerichtet.
    »In Ordnung«, rief der
Ordnungshüter. »Du kommst ganz langsam zu mir. Und ich will deine Hände sehen,
hast du mich verstanden?«
    Daniel nahm die Hände über
den Kopf. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er noch den Zaunpfahl festhielt. Er
blinzelte im Licht der Taschenlampe.
    »Lass das Ding fallen!«,
rief der Polizist. »Ich sage das nicht nochmal. Und ganz langsam gehen! Du
hättest uns so viel Zeit ersparen können, wenn du gleich auf mich gehört
hättest. Aber nein, du musstest den harten Mann markieren, wie? Und jetzt leg
den Knüppel hin und komm schön langsam zu mir.«
    Daniel hielt seine Hände
über dem Kopf, ließ seine Waffe jedoch nicht los.
    »Erst soll er das Messer
wegstecken«, sagte er an den Polizisten gewandt.
    »Mein lieber Mann, du bist
wirklich ein Komiker«, antwortete Kurt. »Falls du es nicht bemerkt haben
solltest: Du bist in einer beschissenen Position, um Forderungen zu stellen.
Weißt du, ich könnte dich einfach erschießen, aber ich tue es nicht.
Schließlich bin ich ja Polizist. Dein Freund und Helfer und so.«
    Er kicherte über seine
Worte. Piet fiel in sein dreckiges Lachen ein, bewegte sein Messer jedoch
keinen Zentimeter vom Hals der Frau weg.
    »Dann müsst ihr mich holen.«
    Daniel trat einen Schritt
zurück hinter das Holundergebüsch.
    Der Polizist seufzte.
    »Ich habe keine Lust auf
Räuber und Gendarm. Das spiele ich den ganzen Tag.« Er wandte sich an den
Entführer. »Steck das Messer ein«, sagte er.
    »Warum?, fragte Piet.
    »Weil ich es dir sage,
deshalb!«
    Piet ließ sich Zeit, fluchte
und klappte das Messer zusammen. Immer noch vor sich hin grummelnd, ließ er es
in einer Tasche seiner fleckigen Jeans verschwinden.
    »Kommst du jetzt?«, fragte
der Polizist. »Oder soll ich dir eine Einladungskarte in Form einer Bleikugel
schicken?«
    Daniel ließ das Holzstück
fallen. Es raschelte, als es auf dem Boden aufschlug. Niemand hatte jemals eine
Waffe auf ihn gerichtet. Das kreisende Blaulicht schimmerte ölig auf dem Lauf
der Pistole. Die Mündung war nicht zu erkennen, trotzdem schien er sie körperlich
zu spüren. Schritt für Schritt ging er zum Innenhof.
    Der Polizist war so groß wie
er, aber kräftiger gebaut. Daniel schätzte, dass Kurt mindestens zwanzig Kilo
mehr auf die Waage brachte als er. Außerdem schien er gut in Form zu sein, mit
einem muskulösen Oberkörper. Selbst wenn es ihm gelingen sollte, den Polizisten
zu entwaffnen, würde er in einem Kampf Mann gegen Mann keine Chance haben, auch
wenn der Ordnungshüter die Mitte vierzig hinter sich haben musste.
    Sein Partner, der immer noch
enttäuscht aussah und die Frau weiterhin an ihrem Haar festhielt, war größer,
aber auch aufgedunsener. Trotzdem traute sich Daniel einen Kampf gegen ihn nur
unter äußerst günstigen Umständen zu. Und die lagen hier nun wirklich nicht
vor.
    »Ich bin da. Lasst uns
darüber reden, wie wir alle nach Hause gehen können.«
    Der Polizist lachte.
    »Ja, das ist eine tolle
Idee. Ich wollte dir auch noch was sagen.«
    Daniel konnte nicht
reagieren, er hatte den Schlag noch nicht einmal kommen sehen. Der
Pistolengriff traf ihn am Kiefer. Explodierende Sterne erhellten den
Nachthimmel, als er das Gleichgewicht verlor und rückwärts in den Schotter
einschlug. Seine Mundhöhle füllte sich mit Blut. Er drehte den Kopf zur Seite
und spuckte aus. Das Blut bildete einen dunklen Fleck auf dem Boden, beschienen
vom kreiselnden Blau vom Dach des Streifenwagens.
    »Du hättest uns allen hier
eine Menge Zeit sparen können, wenn du nicht versucht hättest, den verdammten
Supermann zu markieren!« Kurt stand über ihm, die Pistole auf seinen Kopf
gerichtet. »Und jetzt steh auf, du beschissene Heulsuse, sonst gestalte ich dir
auch deine andere Gesichtshälfte um.«
    Daniel floss ein reißender
Strom durch die Ohren. Den Polizisten hörte er dumpf im Hintergrund, so wie die
Musik seiner direkten Nachbarn, wenn die wieder mal eine ihrer von ihm
gefürchteten HipHop-Nächte veranstalteten.
    Er spuckte einen weiteren
dunklen Fleck in den Schotter. Zwischen seinen

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