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Die Beschleunigung der Angst

Die Beschleunigung der Angst

Titel: Die Beschleunigung der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
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Anschlag und auf den in der offenen Flügeltür stehenden Mann
gerichtet.
    Daniel war froh über die
Unterbrechung. Das war verdammt knapp gewesen. Er konnte gar nicht ausdrücken,
wie froh er war, nicht dabei zusehen zu müssen, wie Piets Schädel explodierte.
Und danach vielleicht Karlas, bevor seiner dran war. Er spürte sein Herz wie
einen Dampfhammer im Brustkasten, seine Unterlippe pulsierte mit seiner
Kieferpartie um die Wette. Seine Blase wollte sich entleeren, doch er konnte
sich beherrschen. Noch.
    Vielleicht hatte Thomas doch
noch den entscheidenden Hinweis geben können und alles wurde jetzt aufgeklärt.
Klara und er würden befreit werden, sich ineinander verlieben und über eine
Wiese mit Gänseblümchen rennen. Dabei würden sie Händchen halten und sich
verliebt in die Augen schauen.
    Doch insgeheim ahnte er
bereits, dass es nicht so einfach sein würde. Nichts im Leben war so einfach,
das wusste selbst er, und er war wirklich behütet aufgewachsen. Aber ein
einziger Blick zur Tür bestätigte seine Vermutung.
    Daniel besah sich den
Besitzer der Stimme genauer. In der Tür stand ein kahlgeschorener Hüne. Seine
Kopfhaut glänzte, als hätte er sie mit Fett eingerieben. Daniel musste an
Thomas denken, denn er wusste, was sein Freund jetzt gesagt hätte: Ey Daniel ,
hätte er gesagt, der Typ hat eine Frisur wie ein Luftballon .
    Lässig hielt der Riese eine
Pistole auf den Polizisten gerichtet.
    »Ich habe gesagt, du sollst
die Waffe fallenlassen«, sagte er und seine Stimme füllte den ganzen Raum aus,
verdrängte Karlas Schluchzen in die hinterste Ecke. Auch das Wimmern des
vermummten Hauptdarstellers war kaum noch zu vernehmen.
    Kurt hielt seine Waffe auf
den in der Tür Stehenden gerichtet.
    »Und warum legst du deine
Waffe nicht einfach ab, Großer?«, fragte er.
    Der Hüne zuckte die
Schultern, ohne seine Waffe auch nur einen Millimeter vom Polizisten
wegzubewegen. Er trug eine schwarze Bomberjacke, tarnfarbene Hosen und
Wanderstiefel, die Daniel auf Größe vierundsechzig schätzte. Doch was ihm
wirklich an dem Mann auffiel, waren seine Augen, die von einem so hellen Blau
waren, dass sie fast durchsichtig zu sein schienen.
    »Sagen wir einfach, ich
hätte keine Lust dazu.«
    Kurt lachte ein hohles
Lachen ohne jegliche Freude. Aber das konnte man in seiner Situation, mit einer
Pistole auf sich gerichtet, wohl auch nicht erwarten.
    »Da sind wir ja schon zu
zweit, mein Freund. Ich möchte allerdings hinzufügen, dass du deine Waffe auf
einen Polizisten richtest, der hier einen Tathergang nachstellt. Und, falls du
es nicht wissen solltest, allein das ist ein schweres Verbrechen in unserem
Land. Da gibt es schon einige Jahre Gefängnis für. Also solltest du es dir
vielleicht nochmal überlegen, ob du deine Pistole nicht doch ablegen möchtest.
Dann können wir echte Freunde werden und in den Sonnenuntergang reiten.«
    Daniel konnte nicht umhin,
den ruhigen Tonfall, mit dem Kurt sprach, zu bewundern. Anscheinend lernte man
sowas in der Ausbildung bei der Polizei, denn er konnte sich nicht vorstellen,
dass hier im verschlafenen Hintertaunus oft mit Waffen auf Polizisten gezielt
wurde.
    »Du bist also Polizist?«,
sagte der Riese in der Tür und ließ seinen Blick einmal durch den Raum
schweifen. »Weißt du, ich bin ein Rockstar auf dem Weg zu einem Konzert, der
falsch abgebogen ist. Und ich habe mir überlegt, meine Waffe nicht abzulegen.
Stattdessen entscheide ich mich dafür, weiter auf dich zu zielen und dir zu
empfehlen, auf mich zu hören. Noch bin ich gut gelaunt, aber ich leide unter
starken Stimmungsschwankungen und jeden Moment kann ich scheißwütend werden.«
    Kurt schüttelte den Kopf.
    »Schade, schade. Du wirst
viele Freunde haben im Gefängnis, Hübscher. Sie werden an deinem Hintern
kleben, das kann ich dir versprechen. Ich habe das Gesetz hinter mir und du
bist nur ein kleines Licht.«
    Wieder warf der große Mann
einen schnellen Blick auf Daniel, Karla und den immer noch wimmernden Piet.
Daniel fragte sich, was für einen Reim der Bewaffnete sich auf das gebotene
Bild machen würde.
    »Das Gesetz hinter dir? Was
für ein Bulle willst du sein? Mir war gar nicht bekannt, dass Entführung und
offensichtliche Misshandlung gesetzlich legitimiert sind. Sorry, ich glaube dir
kein Wort. Und jetzt runter mit der Waffe oder Loch im Schädel. Ganz einfache
Wahl. Du entscheidest.«
    Kurts Körper spannte sich an
wie eine Gitarrensaite, die man zu straff gestimmt hatte.
    »Und warum sollte ich?

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