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Die Beschleunigung der Angst

Die Beschleunigung der Angst

Titel: Die Beschleunigung der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
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Visier.
    »Stimmt das?«
    Auch wenn das Gesicht des Mannes
verhüllt war, so war die Körpersprache des Vermummten Antwort genug. Wie ein
Hund, der auf Prügel wartet, ließ er den Kopf hängen.
    »Es ist nicht so, wie du
denkst.« Seine Worte waren kaum zu verstehen.
    »Ach, es ist nicht so, wie
ich denke? Wie ist es denn dann, du hirnloser, inzestuöser Vollidiot?«
    Kurt baute sich vor seinem
immer noch knienden Komplizen auf. Piet schaute nach oben, in das Gesicht des
Polizisten. Er erwartete zweifelsohne Schläge. Daniel beobachtete sein
Verhalten. Das Gleichgewicht, das zwischenzeitlich kurz zwischen Kurt und Piet
geherrscht hatte, war eindeutig wieder zu Gunsten des Polizisten verschoben.
    »Sie ist nur angeheiratet.
Wir sind nicht blutsverwandt.«
    Hätte Daniel nicht gewusst,
dass die Stimme zu einem Mann gehörte, der die Vierzig längst hinter sich
gelassen hatte, er hätte es nicht geglaubt. Piet klang eher wie ein völlig
verängstigter Teenager, der Gefahr lief, eine Abreibung vom Klassenschläger
verabreicht zu bekommen.
    Speichelfäden spritzten aus
Kurts Mund, als er seinen Gegenüber anschrie. Sie bildeten feuchte Strähnen auf
der Lederhaube des Entführers.
    »Mir ist scheißegal, ob ihr
blutsverwandt seid oder nicht. Aber was denkst du, wo die Polizei suchen wird,
wenn sie als vermisst gemeldet wird? Hä? Ahnst du was? Bei ihrer Familie. Und
du als Onkel wirst natürlich mit überprüft!«
    Daniel beschloss, die
Situation auszunutzen. Jetzt war die Chance gekommen, einen Keil zwischen die
beiden zu treiben. Er wusste nicht, wo das hinführen würde, aber es war allemal
besser als die Alternative.
    »Er darf sich nicht weniger
als fünfhundert Meter entfernt von ihr aufhalten«, sagte er. »Es gibt eine
richterliche Verfügung. Er hat sie sexuell belästigt und so.«
    Das entsprach vielleicht
nicht ganz der Wahrheit, aber jetzt war nicht der Zeitpunkt für Zurückhaltung.
    »Was?«, schrie Kurt. Er
schien endgültig davor, die Fassung zu verlieren. »Was meinst du, wo die
Polizei als Erstes auftauchen wird? Ich hätte die Ermittlungen in falsche
Bahnen lenken können, wenn es um irgendeine Fremde gegangen wäre, die wir beide
noch nie gesehen haben, und die nichts mit uns in Verbindung bringt. Aber bei
deiner Nichte?«
    Schneller, als Daniel die
Bewegung verfolgen konnte, hieb Kurt Karlas Onkel seine Pistole an den Kopf.
Der schwere Mann grunzte und kippte nach hinten auf die Matratze. Karla, die
dem Geschehen gefesselt und geknebelt zugesehen hatte, rutschte zur Seite, als
der schwere Körper auf sie zu fallen drohte und auf dem fleckigen Stoff
aufschlug. Nun hing sie halb von dem Polster. In dieser Position mussten die
Fesseln um ihre Handgelenke irrsinnig schmerzen, doch für sie war es
wahrscheinlich immer noch angenehmer, als unter ihrem Onkel begraben zu sein.
    Kurt baute sich vor dem
Entführer auf.
    »Ich sollte dich ganz einfach
abknallen, weißt du? Ich hätte wissen müssen, dass du zu blöd bist, so etwas
durchzuziehen.«
    Daniel wollte den Kopf
abwenden, doch er konnte nicht.
    »Ich sollte euch alle
einfach abknallen«, sagte der Polizist. »Abknallen und hier irgendwo verscharren.
Bis man euch gefunden hat, wird man das hier niemals mit mir in Verbindung
bringen.« Er wandte sich an Daniel. »Dann muss ich nur noch deinem Freund einen
kurzen Besuch im Krankenhaus abstatten und mich davon überzeugen, dass er auch
wirklich verreckt. Und sollte er das nicht freiwillig tun, muss ich eben kurz
ein paar Schläuche zudrücken. Vielleicht löst sich ja auch ganz zufällig eine
Infusionsnadel oder so. Es gibt da so viele Möglichkeiten.«
    Auf der Matratze stöhnte
Piet und schlug die Augen auf.
    Daniel sagte kein Wort.
    Der Polizist sprach weiter,
leise, fast als spräche er zu sich selbst.
    »Ja, so mache ich das.
Schade nur um den Film, er wäre mit Sicherheit eingeschlagen wie eine Bombe.
Aber vielleicht findet sich irgendwann ja mal ein fähiger Partner, mit dem man
sowas durchziehen kann.« Seine Stimme schwoll wieder an wie Karlas Wange oder
Daniels Kieferpartie. »Vielleicht jemand, der nicht nur Scheiße in seiner
hässlichen Birne hat!«
    Er drehte sich zu dem immer
noch liegenden Piet und zielte ihm zwischen die Augen.
    »Sag Lebewohl du
Arschgesicht. Du bist eine Riesenenttäuschung.«
    In diesem Moment erfüllte
eine befehlsgewohnte Stimme den Raum.
    »Leg sofort die Waffe hin
oder ich erschieße dich!«, sagte sie.

Kapitel 14
     
    Der Polizist wirbelte herum,
die Waffe im

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