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Die Beschleunigung der Angst

Die Beschleunigung der Angst

Titel: Die Beschleunigung der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
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ist?«
    Marco gab Daniel einen Stoß.
    »Hier. Fessel ihn wieder im
großen Raum. Es muss so aussehen, als hätten wir alles unter Kontrolle. Nein,
falsch. Wir haben alles unter Kontrolle. Und beeil dich. Xerxes kommt.«
    Damit rannte der große Mann
wieder zurück. Keiler griff Daniel unsanft am Oberarm.
    »Komm mit.«
    Daniel spürte kaum den Griff
des Schraubstocks, der seinen Arm umfasste. Auch seine Kurzatmigkeit spürte er
nicht, und der Gürtel aus Feuer schien gelöscht zu sein, zumindest
vorübergehend. Auch die eben noch so schmerzhaften Abschürfungen an seinen
Handgelenken bereiteten keine Probleme. All das war mit einem Mal kein Thema
mehr. Und er wusste auch warum. Sein Geist hatte keine freien Ressourcen für
Schmerzempfinden.
    Sein Geist war ausgefüllt
mit Angst.
    Xerxes war im Anmarsch.

Kapitel 18
     
    Keiler zerrte ihn in den
Ballsaal, seine Finger drückten sich in Daniels Fleisch, tief genug, die
Blutzirkulation zu stoppen und blaue Flecke zu verursachen. Seine Rippen
schmerzten, und jeder Atemzug sandte einen vergifteten Pfeil in seine Brust.
    Yvonne saß bei Karla, redete
leise auf sie ein, strich ihr die Haare hinters Ohr. Kurt hing gefesselt am
Abwasserrohr und sah wütend aus. Sein ehemaliger Partner blutete weiter vor
sich hin, auch wenn die Tropfen, die mit leisem Klopfen auf die Matratze
fielen, mittlerweile in größeren Abständen aus dem Mund quollen.
    Yvonne drehte sich um, als
sie Keiler und Daniel hörte.
    »Was ist los?«, fragte sie,
als sie den Gesichtsausdruck ihres Komplizen sah. »Ist er da?«
    Keiler nickte.
    »Ja. Marco empfängt ihn. Wir
müssen diesen kleinen Pisser hier fesseln, bevor sie hier sind.«
    Yvonne sprang auf und lief
zur Tasche, die immer noch in der Mitte des Raums auf dem Boden lag. Daniel
beobachtete wieder, wie sie mit ehrfürchtiger Geste den Kasten aus der
Sporttasche nahm, ebenso das Klebeband entnahm, und mit sorgfältigen Bewegungen
die Kiste wieder im Innenraum verschwinden ließ.
    Was immer diese Kiste
enthalten mochte, es war so wertvoll, dass Yvonne es selbst in größter Eile wie
ein rohes Ei behandelte.
    Sie riss einige Streifen des
Bandes ab und trat vor Daniel.
    »Das wird jetzt wehtun.«
    Daniel nickte. Mit Schmerz
konnte er umgehen. Zumindest besser als mit der Angst, die in seinem Brustkorb
saß und seine Eingeweide aufzufressen drohte.
    »Das bin ich mittlerweile
gewohnt. Ihr könnt nicht ohne, oder?«
    Yvonne antwortete nicht. Sie
klebte ihm einen Streifen des Klebebands auf den Mund und brachte ihn so zum
Schweigen. Dann klebte sie ihm die Handgelenke zusammen, und schließlich die
Füße, ebenfalls an den Gelenken.
    Daniel befürchtete, sie
würden ihn jetzt einfach umstoßen, so dass er sich nicht abfangen konnte und
sich den Kopf auf dem Beton aufschlagen würde. Doch Keiler hob ihn an den
Hüften an, als sei er ein Kleinkind, und stellte ihn an die Wand neben Karla.
Daniel ging in die Knie, streckte dann die Beine aus und landete auf dem
Hintern. Auch Karla wurde gefesselt, jedoch wesentlich sanfter, wie Daniel
beobachtete. Zumindest dafür war er dankbar. Auch ihr wurde der Mund zugeklebt
und die Arme auf den Rücken gebunden.
    Nach getaner Arbeit stellten
Keiler und Yvonne sich mit dem Gesicht zur Tür, zwischen sich die Sporttasche.
Es sah aus, als wollten sie ihrem hohen Besuch einen würdigen Empfang bereiten.
Daniel hätte es nicht gewundert, wenn sie salutiert hätten. Die beiden waren
ohne Zweifel angespannt.
    Und das machte Daniel nicht
ruhiger. Im Gegenteil.
    Wer war dieser Xerxes, dass
Yvonne und Keiler, ja selbst Marco eine Scheißangst vor ihm hatten? Und sie
hatten Angst, das hatte Daniel in Marcos Gesicht gesehen, als die Scheinwerfer
durch die Bäume schnitten. Er hatte es an den fahrigen Bewegungen der anderen
gemerkt, als sie ihn und Karla gefesselt hatten. Und er hatte es in ihren Augen
gesehen. In ihrer aller Augen. So hatte Karla ihn angesehen, als Piet im
Lackkostüm und mit einer Machete bewaffnet vor der Kamera posiert hatte.
    Er warf einen Blick zu
Karla. Sie sah zu einem Punkt weit außerhalb dieses Raumes. Unter dem
Gewebeband wirkte es, als bewegten sich ihre Lippen. Doch er hörte keinen Laut.
Vielleicht betete sie. Vielleicht sang sie sich tonlos etwas vor. Er hätte
seine gesamte Wohnungseinrichtung einschließlich seiner Filmsammlung lächelnd
dafür hergegeben, sie jetzt, in diesem Moment in die Arme nehmen zu können.
Später.
    Vorausgesetzt, es gab ein
Später.
    Die Tür zum Ballsaal flog
auf, und

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