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Die Beschleunigung der Angst

Die Beschleunigung der Angst

Titel: Die Beschleunigung der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
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ohrenbetäubenden Knall aus dem Lenkrad heraus.
    Daniel wurde nach vorn
geschleudert, sein Kopf versank im weißen Kissen. Der Gurt hielt ihn auf, riss
ihn zurück. Es tat weh. Er war nicht schnell gewesen, der Sturz keine drei
Meter tief, doch es tat weh. Und mit dem Schmerz kam die Wut.
    »Scheiße«, brüllte er. »Von
wegen, dicke Schlammschicht, die den Sturz abfedert! Du kannst mich mal, Marco!«
    Dort, wo der Gurt ihn an
Schulter und Oberkörper aufgehalten hatte, würde er blaue Flecken bekommen, da
war er sicher. Außerdem fühlte es sich an, als hätte er sich mindestens eine
Rippe geprellt. Egal. Wenn er diese Nacht nicht größere Schäden davontrug,
konnte er mehr als glücklich sein. Trotzdem, er war wütend.
    Er dachte über die Ironie
der Ereignisse nach. Thomas und er, zwei normale Freunde, die einfach nur
Fußball im Fernsehen schauen wollten. Wenige Stunden später war einer der
beiden nach einem anscheinend katastrophalen Verkehrsunfall im Krankenhaus, in
dem Ärzte um sein Leben kämpften. Daniel hatte jetzt ebenfalls ein Auto zu
Schrott gefahren, zwar unter anderen Voraussetzungen und war weitgehend
unverletzt geblieben. Aber auch er war alles andere als über den Berg.
    Marco lachte.
    »Stell dich nicht so an und
steig aus, du kleine Memme. So schlimm war es nicht. Ich wollte dich gerade
loben, weil du so akkurat eingeparkt hast. Aber das verkneife ich mir jetzt.«
    Daniel löste den Gurt und
wollte aussteigen. Die Tür des Streifenwagens klemmte, und erst, als er sich
mit voller Wucht gegen sie warf - was ihm den Atem verschlug und einen
glühenden Pfeil durch seine Brust schoss - öffnete sie sich weit genug, dass er
sich aus dem Wagen schälen konnte. Sein Oberkörper protestierte, und er spürte
den Sicherheitsgurt immer noch quer über der Haut wie einen Gürtel aus Feuer.
Er fragte sich, ob er sich beim Türöffnen eine Rippe angebrochen hatte.
    »Ich brauche dein
beschissenes Lob nicht«, sagte Daniel. Trotzdem griff er Marcos Hand, als der
Gangster sie ihm anbot, um ihn aus dem Pool zu ziehen.
    »Jetzt krieg dich wieder
ein. Die Hälfte hast du schon geschafft. Jetzt nur noch der Geländewagen.«
    »Ganz toll. Können wir den
nicht einfach verstecken? Ist doch kein Streifenwagen.« Daniel war kurzatmig.
Es kam ihm so vor, als wäre er nicht in der Lage, genug Luft für einen ganzen
Satz in die Lunge zu pumpen. Sein Oberkörper brannte bei jedem Atemzug.
    »Habe ich auch schon
überlegt«, sagte Marco, der wieder seinen angestammten Platz zwei Meter hinter
Daniel angenommen hatte und mit der Waffe auf ihn zielte.
    »Aber ich denke, sicher ist
sicher.«
    »Scheißdreck! Du kannst mich
am Arsch lecken!«
    Das brachte er heraus, ohne
zwischendurch Luft holen zu müssen. Und es war sein voller Ernst.
    »Daniel, bis jetzt haben wir
doch so gut zusammengearbeitet. Noch ein Stunt, und du kannst wieder zu deiner
kleinen süßen Freundin. Guter Geschmack übrigens. Sie ist hübsch.«
    »Sie ist nicht meine
Freundin.«
    »Oh, das ist schade. Ihr
würdet ein tolles Paar abgeben.«
    Daniel wusste, dass Marco
ihn nur aufmuntern, ihn wieder auf seine Seite ziehen wollte und er wusste,
dass er darauf nicht eingehen sollte. Auf der anderen Seite war Marco derjenige
mit der Waffe, und es konnte ihm eigentlich scheißegal sein, was Daniel von ihm
dachte.
    »Meinst du?«
    »Ja, das meine ich.«
    Sie waren am Wagen
angekommen. Marco drückte ihm den Schlüssel des Geländewagens in die Hand, der
auf seine Beerdigung wartete.
    »Und nun setz dich in den
Wagen und beeil dich.«
    »Warum benutzt ihr ihn
nicht, um mit ihm zu fliehen?«, fragte Daniel.
    »Mach dir um uns keine
Sorgen. Und jetzt steig ein.«
    In diesem Moment glitten
Lichtkegel durch die Dunkelheit, von unzähligen Ästen in scharfe Stücke
geschnitten. Das Licht kam zweifelsohne von Scheinwerfern, die den Weg
entlangkamen, den auch Daniel und Thomas genommen hatten als sie Piet
verfolgten.
    »Scheiße! Rein mit dir!
Rein!«
    Marco packte Daniel am
Kragen seines Poloshirts und zog ihn hinter sich her. Daniel kam aus dem Tritt,
stolperte, fing sich jedoch. Er rannte zur Haustür, rannte hinein. Marco
drückte ihm seine Hand in den Rücken, wollte so Daniels Geschwindigkeit
erhöhen. Sie durchquerten die Eingangshalle und bogen in den langen Flur ein.
    »Keiler«, rief Marco.
    Als hätte der Muskelberg an
der Tür gewartet, streckte er einen Sekundenbruchteil später seinen Kopf aus
dem Zimmer, in dem Daniel ihn zuletzt gesehen hatte.
    »Was

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