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Die Beschleunigung der Angst

Die Beschleunigung der Angst

Titel: Die Beschleunigung der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
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wieder
strahlend weiß an einem dunklen Himmel voller Sterne. Der nächste Haken
rauschte heran und Daniel drehte den Kopf weg. Marco erwischte sein Ohr, und so
wie es sich anfühlte, riss er es ab. Die rechte Hälfte seines Gesichts schien
in aggressive Säure gedrückt worden zu sein.
    Tu was! Verdammt, tu
irgendwas!
    Daniel krümmte seinen Körper
nach rechts. Viel war nicht möglich, nur wenige Zentimeter. Er nahm eine Hand von
seinem Gesicht und begann an seiner rechten Körperhälfte entlangzutasten. Er
beugte sich ein weiteres Stück auf die rechte Seite, ließ die Hand
weiterwandern. Er steckte einen weiteren Schlag ein, und diesmal brach
mindestens ein Backenzahn ab. Daniel spürte die scharfen Splitter auf der Zunge
ebenso wie die Dampflok, die in seinem Kopf eine Vollbremsung vollführte.
    Endlich fühlte er das
Holzstück. Er war an Marcos Knie angekommen. Keine Zeit zu verlieren. Er
umklammerte das Holzstück und zerrte daran. Wieder spürte er rostige Nägel über
Knorpel schaben.
    Marco warf den Kopf nach
hinten wie ein Wolf, der den Mond anheulen wollte. Und er klang auch ähnlich.
Ohne das festgefressene ehemalige Zaunstück loszulassen, versuchte Daniel, sein
Gewicht so zu verlagern, dass er den Spaten unter seinem Steißbein hervorziehen
konnte.
    Marco rollte sich von Daniel
herunter. Der riss ein letztes Mal an dem Holz, rollte sich ebenfalls zur
Seite, griff die Schaufel und sprang auf die Füße. Sein Bein, das Marco
getreten hatte, schmerzte, es schien jedoch nicht gebrochen oder verstaucht zu
sein. Auch Marco versuchte, sich aufzustellen, wurde dabei jedoch von seinem
immer wieder wegknickenden Bein gehindert. Selbst für das fahle Mondlicht sah
der Bankräuber fahl aus, gerade so, als stünde er kurz vor der Ohnmacht.
    Zeit, ihm den Rest zu geben.
    Daniel holte aus, sprang vor
und schlug zu. Der Klappspaten traf Marco an der Stirn und riss seinen Kopf zur
Seite. Es gab ein Geräusch wie von einer zufallenden Autotür. Schwarzes Blut
spritzte aus einer Platzwunde und lief über Marcos Gesicht. Unverwandt blickte
er auf Daniel, ganz eindeutig nicht Herr seiner Sinne.
    Wieder holte Daniel aus,
schlug nochmal zu. Es war leichter als beim ersten Mal. Die Autotür klappte
abermals zu und eine neue Wunde erschien. Marco taumelte zurück und abermals
knickte sein Bein weg, schließlich stolperte er rückwärts über den Erdhaufen
und fiel in das ausgehobene Loch. Mit weit ausgestreckten Armen blieb er
liegen, sah zu seinem Widersacher, der nun auf dem kleinen Hügel stand und
seinerseits auf ihn herabblickte.
    »Nicht ...«, sagte Marco,
und seine Stimme verlor sich im aufkommenden Wind.
    »Doch«, sagte Daniel und
stieg hinunter zum Bankräuber. Er schlug zu.
    »Doch«, wiederholte er und
schlug nochmal zu.
    Und nochmal.
    Und nochmal.

Kapitel 24
     
    Nach einem halben Dutzend
Schlägen meldete sich ein leises Flüstern in Daniels von wutkreischenden
Stimmen erfüllten Kopf.
    Genug jetzt
    Er wollte ihn schließlich nur
ausschalten, nicht umlegen. Aber, verdammt, es war so schwer, aufzuhören. Vor
allem, wenn man wusste, dass der Typ seinerseits nicht gezögert hätte, ihm das
Licht auszublasen.
    Marco blutete aus mehreren
Wunden. Sein Gesicht sah aus, als hätte er zwölf Runden mit einem
Schwergewichtsboxer mit der Maßgabe im Ring gestanden, sich nicht zur Wehr
setzen zu dürfen.
    Daniel stieg aus dem Loch.
Sein Steißbein brannte, als hätte er auf einem Nagelbrett gelegen. Sein rechter
Arm, mit dem er den Spaten hielt, fühlte sich an, als hätte er sich sämtliche
Muskeln gezerrt. Sein Bein protestierte immer noch, wurde jedoch leiser. Sein
Gesicht brannte und schwoll von Marcos Faustschlägen an. Auch wenn er keinen
Spiegel zur Hand hatte, wusste er, dass er definitiv schon besser ausgesehen
hatte, vor allem, wenn es darum ging, ein Mädchen abzuholen. Und das hatte er
jetzt vor. Doch vorher musste er etwas erledigen.
    Er ließ das Werkzeug fallen.
Sein Kopf war erstaunlich klar: kein Karussell, kein Gedankenwirrwarr. Kühl und
aufgeräumt.
    Bevor er Karla retten ging,
musste er die Waffe finden, die er Marco aus der Hand geschlagen hatte. Er
konnte sich dunkel daran erinnern, wo sie ins Gebüsch gefallen war. Mit einer
Pistole in der Hand hatte man einfach viel bessere Argumente.
    Vor dem Dickicht ging er in
die Knie und suchte. Mit den Händen tastete er den Boden ab, schnitt sich an
Dornen, knickte Äste und schob Laub beiseite. Keine Pistole. Die Taschenlampe!
Marco hatte sie ausgemacht,

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