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Die Beschleunigung der Angst

Die Beschleunigung der Angst

Titel: Die Beschleunigung der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
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wahrscheinlich um die Batterie zu schonen und in
die Hosentasche gesteckt.
    Er fühlte sich an unzählige
schlechte Filme mit unzähligen unbelehrbaren Schauspielern erinnert, die sich
mit einer Trefferquote von nahe einhundert Prozent für die falsche Alternative
entschieden und ins Verderben rannten. Egal, ob sie von wahnsinnigen
Psychopathen mit schwerer Schizophrenie, geifernden Monstern mit Augen so groß
wie Untertassen oder schleimigen Außerirdischen mit klauenbewehrten Tentakeln
gejagt wurden, immer liefen sie ihnen wie von einem Navigationsgerät geführt in
die Arme.
    Doch er brauchte die Waffe.
Er musste Karla befreien, und wenn er dies mit einer Waffe in der Hand
versuchte, würde das seine Chancen wesentlich verbessern. Er hatte zwar das
Überraschungsmoment auf seiner Seite, weil Yvonne nicht mit seiner Rückkehr
rechnete, doch allein darauf wollte er sich nicht verlassen.
    Er griff den Spaten vom
Boden, bückte sich über den bewusstlosen Marco und tastete die Außentaschen
seiner Hose ab. Zumindest hatte er einmal Glück: Eine der Taschen hatte er
aufgespießt und damit so gut wie verschlossen, als er die Nägel in Marcos Knie
gerammt hatte. Doch die Taschenlampe befand sich in der anderen Hosentasche.
Mit erhobenem Spaten fingerte er die Lampe von der Dicke eines Filzmarkers
heraus.
    Er hatte auch so eine. Sein
Vater hatte Daniel eine für das Auto geschenkt, falls er nachts mal eine Panne
haben sollte. Natürlich hatte er sie nicht im Auto, und um ehrlich zu sein,
hatte er nicht die leiseste Ahnung, wo das Ding geblieben war. Der Gedanke an
seinen Wagen brachte ihn zu Thomas, doch darauf durfte er jetzt keine Energie
verschwenden. So hart sich das anhörte und so schwer es ihm auch fiel. Er
musste Karla retten. Für seinen besten Freund konnte er im Moment nichts tun.
    Er ließ von Marco ab, der
sich nicht bewegt hatte, und kniete sich vor das Dickicht, in dem er die Waffe
vermutete.
    Er knipste die Lampe an,
warf einen Blick in das dichte Gebüsch und erschrak, als er von zwei
leuchtenden Augen angeschaut wurde, die sich jedoch abwandten und im
Blätterwerk verschwanden. Vielleicht ein vorwitziger Fuchs, der seine Neugier
befriedigen wollte oder nur auf etwas zu fressen aus war.
    Wieder griff Daniel ins
Unterholz - wobei er hoffte, dass Meister Reineke auch wirklich verschwunden
war - und tastet nach der Waffe. Er fand sie nicht. Er zog an einzelnen Ästen,
rüttelte an ihnen, doch die Pistole blieb verschollen.
    Daniel verzog das Gesicht.
Warum konnte nicht einmal etwas glatt laufen in dieser beschissenen Nacht?
    Er hatte keine Zeit mehr.
Dann musste der Klappspaten eben reichen. Daniel glaubte zwar nicht, dass
Yvonne Karla etwas antun könnte, vermutete, dass das Marcos Aufgabe war, doch
er konnte nicht sicher sein. Und umso schneller er handelte, desto eher konnte
er diesen Albtraum hinter sich lassen. Er fühlte das Gewicht des
Geländewagenschlüssels in seiner Hosentasche. Er hatte ihn fast vergessen.
Seine und Karlas Fahrkarte weg von dieser verwunschenen Ruine.
    Mit einem letzten Blick auf
den immer noch bewegungslosen Marco rannte er los.
    Vorbei am Geländewagen. Um
die Baumkrone herum. Zwei Stufen auf einmal nehmend die Vordertreppe zur
Haustür hoch. Die Eingangshalle. Der Flur, der Rechtsknick. Links die
Türöffnungen zur ehemaligen Küche und dem Billardzimmer, das Piet und Kurt als
Umkleideraum und Keiler als Chill-Out - Zone genutzt hatten. Das Treppenhaus.
    Er verlangsamte seine
Schritte, blieb stehen. Jetzt nur nicht überstürzt im Ballsaal auftauchen und
seinen Vorteil aufgeben.
    »Es tut mir leid, Karla.«
Yvonnes Stimme. Es klang, als meinte sie es ernst. »Ich hätte das Lösegeld für
dich eingefordert, aber ich habe keine Möglichkeit, Marco umzustimmen. Wie viel
hätten wir rausschlagen können? Eine Million? Anderthalb? Mehr?« Sie bekam
keine Antwort. Wahrscheinlich war Karla noch geknebelt.
    Daniel schlich an die Tür
und lugte hinein. Glücklicherweise hatte der Gorilla, der mit Xerxes
aufgetaucht war und Keiler erschossen hatte, eine Hälfte aus den Angeln
gerissen. Auch wenn Keiler das wahrscheinlich anders sah.
    Er hatte Glück. Yvonne
kniete vor Karla, die immer noch an ihrem Platz an der Wand saß. Die
Bankräuberin verstellte ihr dabei den Blick auf die Tür, so dass die Entführte
ihn nicht sehen konnte. Wer ihn allerdings sah, war Kurt, der die Augen grotesk
aufriss. Augenscheinlich hatte er nicht damit gerechnet, Daniel nochmal lebend
zu sehen. Doch er

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