Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Beschleunigung der Angst

Die Beschleunigung der Angst

Titel: Die Beschleunigung der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
Vom Netzwerk:
hier drin zu liegen und darauf zu
warten, dass jemand seinen leblosen Körper fand, bevor sich ein Wildschwein
oder Fuchs daran gütlich tat.
    Dann hörte er das, worauf er
gewartet hatte. Hinter ihm erklang erneut das Klicken des Feuerzeugs.Kurz
darauf roch er den würzigen, verbrannten Tabak. Jetzt galt es.
    Er drehte sich über die
Schulter zu Marco.
    »Kann ich auch eine haben?«
    Marco zog die Augenbrauen
hoch. Seine Stirn legte sich in erstaunlich viele Falten. Es sah fast aus wie
ein Gewinde, auf das man einen Hut schrauben konnte.
    »Du rauchst auch noch? Kein
Wunder, dass du so außer Form bist.«
    »Gibst du mir eine oder
nicht?«
    Marco zuckte die Schultern.
    »Kann dir wohl schlecht was
abschlagen, wenn man bedenkt, wie kooperativ du dich verhältst.«
    Daniel klammerte seine linke
Hand um das Holzstück, während er mit der rechten immer noch die Schaufel
hielt.
    »Schmeiß den Spaten ins Loch.«
    Daniel tat wie geheißen.
    Marco kramte in der
Außentasche seiner Tarnhose. Seine Pistole zeigte auf Daniel, doch sein Kopf
war Richtung Boden gerichtet.
    »Verdammt, warum sind die
schon wieder ganz nach unten ...«
    Die Waffenmündung schwenkte
von Daniel weg, während Marco versuchte, das Zigarettenpäckchen aus der Tasche
zu fischen.
    Eine weitere Chance würde er
nicht bekommen. Daniel hatte keine Zeit aufzustehen und einen Angriff auf den
Kopf des Mannes zu führen. Er wechselte das Holzstück in die rechte Hand. Immer
noch kniend schwang er sich in einem Halbkreis herum, den Holzscheit in der
ausgestreckten Hand.
    »Lass den Schei ...«, sagte
Marco, doch da bohrten sich die rostigen Nägel, die aus dem Scheit
herausstachen, auch schon seitlich in sein linkes Knie.

Kapitel 22
     
    Irgendwann würden ihn seine
Augen nochmal umbringen. Er saß im Fond der Luxuslimousine, hielt sich mit
einer Hand das Lid auf und tröpfelte mit der anderen seine Medizin auf den
Augapfel. Ein Messerstich ins Auge konnte nicht schmerzhafter sein.
    Er drückte die Handflächen
auf die Augen, zwang sich, die Lider geschlossen zu halten. Er war auf diese
Scheißtropfen aus flüssigem Feuer angewiesen, seit er als Kind einen Unfall mit
diversen Chemikalien gehabt hatte, die sein Vater, ein Hobbychemiker und
Profialkoholiker, auf dem Küchentisch vergessen hatte. Eigentlich hatte sein
Vater die Substanzen verkaufen wollen, und als er gemerkt hatte, dass sein Sohn
sich an ihnen zu schaffen gemacht hatte, hatte er ihn verprügelt. Danach hatte
der kleine Xerxes nicht nur aus den Augen, sondern auch aus mehreren anderen
Wunden geblutet. An jenem Tag waren seine Tränenkanäle von den hochätzenden
Chemikalien zersetzt worden. Seitdem musste er in regelmäßigen Abständen seine
Augäpfel befeuchten, damit sie nicht wie Weintrauben zu Rosinen austrockneten
und er nach und nach erblindete.
    Selbst an guten Tagen waren
die Tropfen schmerzhaft. Doch an Tagen wie heute, wenn er aufgrund niedriger
Luftfeuchtigkeit eine stärkere Konzentration der Medizin einnehmen musste, hatte
er das Gefühl, als hätte er ein kleines wildes Tier in seinem Kopf, das von
hinten Teile aus seinen Augäpfeln biss.
    Noch dazu färbte die Arznei
seine Augäpfel rot und beeinträchtigte sein Sehvermögen. Ersteres konnte er
durch das Tragen einer Sonnenbrille kaschieren, doch durch seinen Sehfehler
wirkten sämtliche Gegenstände und Personen wie ausgefranst und schienen in
einer Aura zu erstrahlen.
    »Alles in Ordnung, Boss?«
    Anscheinend hatte er einen
Laut von sich gegeben, denn Mike, sein Fahrer, Bodyguard und Auftragskiller
blickte in den Rückspiegel.
    Xerxes verschloss das braune
Medizinfläschchen und setzte seine abgedunkelte Brille auf.
    »Ja, bring uns einfach von
hier weg.«
    Sie fuhren immer noch durch
den Wald. Irgendwann mussten sie die verdammte Landstraße doch mal erreichen.
Nur weg von hier nach Frankfurt, raus aus dieser Provinz. Hier wollte er noch
nicht mal tot über einem Zaun hängen, so langweilig war es hier. Er konnte es
nicht erwarten, dem Hintertaunus den Rücken zu kehren.
    Auf Wiedersehen ihr Hinterwäldler!
    Er ließ seine Hand auf die
Schachtel aus dem aufgebrochenen Schließfach wandern, drückte sie fast
zärtlich.
    Wenigstens war sein Ausflug
erfolgreich gewesen. Es war ein Risiko gewesen, den Raub einer unerfahrenen
Truppe zu überlassen. Und es war ja nicht so, dass er keine Alternativen gehabt
hätte. Einem anderen Team, das sich um die Ausführung beworben hatte, hatte er
schweren Herzens abgesagt. Das waren Profis

Weitere Kostenlose Bücher