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Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
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zugeparkt.«
    Â»Die malt man ja auch nicht selbst.« Der BMW -Fahrer rollte mit den Augen und startete seinen Wagen. Auch ich stieg ein. Die Aktion kostete mich zusätzlich Zeit. Hoffentlich saß Gregor oben und hatte sich einen Wein aufgemacht. Während ich wendete, sah ich einen zweiten Mann in Begleitung einer südländisch aussehenden Frau aus dem Haus kommen.
    Â»Leute, beeilt euch!«, rief Sebastian Grolmann. Er kletterte auf die Rampe und rückte den Schreibtisch vor an die Kante. Der Helfer, ein kräftig gebauter Typ, trug ihn allein. Sebastian Grolmann und die Frau packten jeder einen Karton. Ich ließ den BMW -Fahrer vorbei. Er bog mit aufjaulendem Motor in eine Querstraße ein und verschwand. Ich hatte Glück und fand einen Parkplatz in der Nähe. Eilig lief ich zurück.
    Der Umzugswagen stand noch vor dem Haus, die Ladefläche war jetzt geschlossen. Ich betrat den Hausflur. Durchs Treppenhaus hallte Musik, das Klavier trug die Melodie, eine Frauenstimme sang, Saxofonklänge schwebten weich und schmiegsam heran. Das war eindeutig live gespielt.
    Ich sah, dass mein Briefkasten überquoll. Wieso hatte Gregor die Post nicht mit nach oben genommen? Schnell holte ich den Wust an Reklame und Briefen heraus und stieg die Treppe hinauf. Die Musik kam aus der Wohnung, die meiner gegenüberlag. Die Tür stand offen. Ich hatte nicht bemerkt, dass die Studentin, die bisher dort gewohnt hatte, ausgezogen war. Ich sah Kartons, die an der Wand gestapelt waren. Der Gesang brach ab, die Sängerin sagte: »Tolle Akustik hier«, dann hörte ich sie lachen. Das Saxofon und das Klavier klangen in einem melancholischen Moll-Akkord aus.
    Der Junge tauchte gegenüber in der Türöffnung auf.
    Â»Hey Benni.« Ich winkte ihm zu, doch er sah mich nur ernst an.
    Â»Papa, du musst den Laster wegfahren«, rief er ins Innere der Wohnung, während er die Tür zufallen ließ.
    Meine Tür war nicht abgeschlossen, doch die Zimmer waren dunkel. Mein Anrufbeantworter blinkte, und mein Herz machte einen kleinen Hüpfer vor Aufregung. Gregor! Doch dann fiel mir ein, dass ich selbst es gewesen war, die eine Nachricht darauf hinterlassen hatte. Ich überprüfte das Gerät. Keine weiteren Anrufe. Ich ging ins Wohnzimmer, einen Moment absurderweise hoffend, dass Gregor ohne Licht auf dem Sofa sitzen würde. Natürlich war er nicht da.
    Die Hitze des Tages staute sich, und ich riss erst mal die Balkontür auf. Das Schlafzimmer war kühler, aber ebenso verlassen. Es war fast unwirklich still. Oder kam mir das nach diesem hektischen Tag nur so vor? Ich legte mich aufs Bett und schloss die Augen. Dann stand ich wieder auf, goss mir in der Küche ein Glas Rotwein ein und wählte noch mal Gregors Nummern. Nichts. Ich ließ den Wein stehen, warf etwas zum Anziehen in eine Tasche und hatte schon die Türklinke in der Hand, da sah ich ihn. Gregors Ersatzschlüssel zu meiner Wohnung. Er hing an einem roten geflochtenen Bändchen an meinem Schlüsselbord.
    Ich verließ die Wohnung, trat auf die Straße. Der Umzugswagen war verschwunden. Ich lief zu meinem Auto und fuhr nach Schöneberg, zu Gregor. Die Fenster waren dunkel. Ich drückte auf die Klingel. Nichts. Eine Weile blieb ich ratlos vor der Tür stehen. Die einzige Kneipe, in die Gregor manchmal auf ein Bier ging, war der Felsenkeller in der Akazienstraße. Einen Versuch war es wert. Ich ging zu Fuß rüber.
    Die meisten Gäste standen vor der Tür. Gregor war nicht unter ihnen. Ich ging ein paar Schritte in den schlauchartigen Raum, in dem sich die Wärme staute. Auch hier nur unbekannte Gesichter. Doch da entdeckte ich meine Freundin Ulla. Sie saß mit einem Mann auf einer Holzbank an der Wand. Er hatte den Arm um ihre Schultern gelegt und sagte ihr etwas ins Ohr. Er war viel jünger als Ulla mit ihren Mitte vierzig, ich schätzte ihn auf höchstens Ende zwanzig.
    Es tat gut, Ulla zu sehen. Ich hätte gern mit ihr gesprochen, wollte die beiden aber nicht stören. Doch dann verdrehte Ulla die Augen und lachte laut. Ich kannte jedes ihrer Lachen, und dieses hier war falsch. Ich ging ein paar Schritte auf die beiden zu.
    Â»Janne!« Ulla winkte mich hektisch heran. »Was machst du denn hier?«
    Â»Ich bin auf der Suche nach Gregor.«
    Unsere Blicke trafen sich. Sie brauchte keine Sekunde, um zu kapieren, dass ich ziemlich durcheinander war. Und dass ich

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