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Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
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Spannendes in meinem Rücken zugange. Langsam machte es mich nervös. »Wo siehst du die ganze Zeit hin?«
    Â»Du wirst beobachtet.«
    Ich unterdrückte den Impuls, mich umzudrehen. »Von wem?«
    Â»Miss Bloomsdale Consulting.«
    Â»Vanessa Ott?«
    Ulla nickte. »Mit einem umwerfend aussehenden Mann.«
    Â»Oh. Ich kann mir denken, wer das ist.« Ich blickte unauffällig hinter mich.
    Ich sah Vanessa Ott im Profil und, ihr gegenüber, ihren Boss Dr. Helmut Eichstätt. Ich hatte sie beim Hereinkommen nicht bemerkt. Oder waren sie kurz nach uns eingetroffen? Vanessa Ott erwiderte meinen Blick sofort, sie winkte mir fröhlich zu. Eichstätt wandte ebenfalls den Kopf in meine Richtung, reagierte aber nicht. Vanessa Ott hatte gehört, wie ich mich mit Ulla hier verabredet hatte. War sie deswegen hier? Um mich zu beobachten? Stopp, ermahnte ich mich. Wie kam ich nur auf solche Gedanken? Es war sicher ein Zufall. Wenn man den Sender verließ, stolperte man fast von selbst in dieses Lokal.
    Â»Hast du irgendwas?«, fragte Ulla.
    Â»Nein, nichts.« Etwas hielt mich davon ab, mit ihr über Vanessa Ott zu sprechen. Sie würde kein Verständnis dafür haben, dass ich nicht mehr Distanz wahrte. Und schon gar nicht, dass ich sie mit in das Konzert schleppte. Für Ulla wäre es kein Problem gewesen, sie einfach abblitzen zu lassen. Aber für mich hatte Neinsagen schon immer eine Herausforderung bedeutet.
    Â»Soso, Eichstätt gefällt dir also?«, fragte ich. »Da kannst du dich mit Michaela, meiner Assistentin, zusammentun.«
    Â»Scharfer Typ. Aber mit dem Job hat er keine Chancen bei mir.« Ulla schüttelte den Kopf. »Es liegt nicht an ihm, dass ich dauernd da hinsehe, sondern an dieser Vanessa Ott. Ehrlich gesagt ist sie mir ein bisschen unheimlich. Die Art, wie sie dich fixiert. Sie hat so einen … hungrigen Blick.«
    Â»Na, dann hoffen wir, dass sie bald was zu essen kriegt!«, versuchte ich zu witzeln.
    Ullas Blick wurde ernst. »Noch mal, zum Mitschreiben, versprich mir, auf dich aufzupassen. Beim Abendkurier ist eine Menge passiert und das wenigste aufgrund sachlicher Entscheidungen. Wenn ich meinen Mund gehalten hätte, wäre meine Stelle vielleicht nicht futsch.« Sie blickte nachdenklich auf das Weinglas in ihrer Hand. »Du wirst in der nächsten Zeit viele Ungerechtigkeiten erleben. Tu mir einen Gefallen: Spiel nicht die heilige Johanna. Kämpf nicht für andere, nur für dich selbst.« Sie sah mir in die Augen. »Und bleib auf Distanz zu diesen Unternehmensberatern. Freundlichkeit und Höflichkeit sind selbstverständlich. Aber gib nichts von dir preis. Du weißt nie, ob das nicht gegen dich verwendet wird.«
    Ich nickte und trank von meinem Wein. Ulla hatte ja recht. Aber wie verdammt schwer war es, sich abzugrenzen, wenn eine Frau Ott ganz beiläufig die Grenzen überschritt. Ich beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Nun schien sie in ihr Gespräch mit Helmut Eichstätt vertieft. Die beiden waren ein attraktives Paar, er hünenhaft und blond, sie zart und dunkelhaarig. Gerade in dem Moment gestikulierte Eichstätt, und Vanessa Ott legte ihre Hand wie zur Beruhigung auf seinen Unterarm. Dort lag er eine Sekunde zu lange. Ich ärgerte mich, hingesehen zu haben. Ich wollte nichts Intimes über sie wissen.
    Ich hätte gern die nächsten Tage schon hinter mir gehabt. Die Lawine rollte bereits. Was konnte ich tun, wenn Freundinnen oder Kollegen unter ihr begraben werden würden? Vielleicht sogar ich selbst? Vor allem auf Gunter von Hirten musste ich aufpassen. Gerade als ich Ulla von seiner merkwürdigen Dienstreise erzählen wollte, sah sie auf die Uhr. »Oh, Mist, schon kurz vor neun.«
    Â»Mit wem bist du denn noch verabredet?«
    Sie lächelte breit.
    Â»Nicht dein Ernst, oder …?«
    Â»Doch, doch.« Sie badete genüsslich in meinem Erstaunen.
    Ich hob mein Glas. »Auf die Praktikanten.« Wir stießen an.
    Ullas Augen leuchteten. »Janne, er ist … ach, was soll ich sagen, er ist eine Wucht.«
    Â»In welcher Hinsicht?«
    Â»In der Hinsicht.« Sie grinste. »Und dazu kommt, dass wir nun zusammenarbeiten werden. Wir machen den Hells-Angels-Prozess zu zweit.«
    Ich verbarg meine Skepsis. Ich hatte Ulla schon zu oft von einem Mann schwärmen gehört. Um sie dann ein paar Wochen später trösten zu müssen. Und Tom war so viel

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