Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
Vom Netzwerk:
Michaela mit, als kleines Dankeschön für ihre Unterstützung. Ich verdrängte das Bild, wie sie zu Vanessa Ott ins Auto gestiegen war. Ich mochte nicht an ihr zweifeln.
    Sie war nicht im Büro. Ich stellte die Blumen in einer Vase auf ihren Schreibtisch. Auch die Teeküche war verwaist, die Kaffeemaschine noch nicht eingeschaltet, aber ich fand ein hohes, schlankes Glas für meine Rose.
    Als ich meinen Computer hochfahren wollte, stutzte ich. Er war bereits eingeschaltet. Auch der Monitor befand sich nur im Ruhezustand und wurde hell, als ich eine Taste berührte. Auf dem Bildschirm erschien ein Foto meines Segelbootes vor der Steilküste der Wismarer Bucht, das Gregor aufgenommen hatte, bis zum Bauchnabel im Wasser, während er nach Luft japste und schrie: »Das Wasser ist tierisch kalt!«
    Ich wählte Michaelas Nummer. Sie kannte mein Passwort. Es hieß »Bolero« wie mein Segelboot. Jetzt war sie da und nahm ab.
    Â»Guten Morgen, warst du schon an meinem Computer?«
    Â»Ja. Warte, ich komm rüber.« Sie brachte uns beiden Kaffee mit und stellte eine Tasse vor mir ab.
    Â»Danke für die wunderschönen Anemonen. Die sind doch von dir, oder?«
    Â»Gern geschehen.« Ich wunderte mich, denn Michaela hatte mich nicht richtig angesehen, seit sie im Raum war. »Ist irgendwas?«
    Â»Von Hirten brauchte die Sponsorenliste vom Smiling Kids Day. Die aktuelle Fassung hattest nur du. Ich hab sie ihm von hier aus gemailt.«
    Â»Was ist denn in den gefahren? So früh auf den Beinen?«
    Â»Er sitzt auch an seinem Konzept. Er will es dir gleich schicken.«
    Â»Aha. Da bin ich aber gespannt.«
    Michaela reagierte nicht. Ich warf ihr einen prüfenden Blick zu. Sonst war sie immer für eine kleine Lästerei über von Hirten zu haben. Statt wie üblich auf den Besucherstuhl am Schreibtisch hatte sie sich etwas weiter entfernt an meinen Konferenztisch gesetzt und trank stumm ihren Kaffee.
    Â»Hast du irgendwas?«, fragte ich.
    Â»Nein, alles bestens.«
    Â»Ich hab gesehen, dass Vanessa Ott dich gestern im Auto mitgenommen hat.«
    Â»Ja, ich hatte sie zufällig beim Rausgehen getroffen. Sie war total freundlich zu mir, hat mich nach Hause gebracht, obwohl es ein Umweg für sie war.«
    Â»Das ist ja wirklich nett.«
    Â»Ja, fand ich auch.«
    Wir schwiegen eine Weile. Ich wartete, ob Michaela noch etwas darüber erzählen würde, wie die Fahrt verlaufen war, vielleicht, worüber sie gesprochen hatten, aber für sie schien das Thema erledigt zu sein.
    Ich sah, dass mein Chef eine Datei mit dem Betreff » SKD – Sparkonzept – Eilt« geschickt hatte.
    Â»Da ist schon die Mail. Sieht so aus, als hätte Gunter Nachtschicht gemacht.« Ich öffnete das Dokument und überflog es. »Das hab ich befürchtet. Er hat die Aftershowparty gestrichen. Und die Promis sollen die Hotelzimmer selbst zahlen.« Ich musste lachen. »Das kann er nicht ernst meinen. Sag das dem Agenten von George Clooney.«
    Michaelas Augen weiteten sich. »Wir haben George Clooney für die Show?«
    Â»Reingefallen.«
    Sie verzog den Mund. Früher hätte sie gelacht.
    Â»Aber im Ernst, was glaubt er, was die Promis nach der Aufzeichnung machen sollen? Will er die um Zehn Uhr abends ins Bett schicken?« Ich las weiter. »Aha, hier kommt sein ›innovativer Ansatz‹. Wir sollen mehr Sponsoren auftreiben.«
    Michaela schnaubte. »Er hat keine Ahnung von dem Projekt. Es läuft doch schon fast alles über Sponsoring.«
    Ich sah sie an. »Er macht es sich verdammt einfach.«
    Mit ein paar längeren Telefonaten gelang es mir, bei den Hauptsponsoren, zu denen ich engen Kontakt hielt, noch weitere Vergünstigungen herauszuholen. Von Hirten hatte es nie für nötig gehalten, sich ein eigenes Netzwerk aufzubauen. Er hatte ja mich. Aber in der Auswirkung auf das Gesamtbudget spielte nichts davon eine wesentliche Rolle, und erst recht nicht konnte man das jemandem als ein neues Sponsoring-Konzept verkaufen.
    Nach einer Weile steckte Michaela den Kopf zur Tür herein. »Von Hirten. Du sollst mal kommen.«
    In seinem Büro saßen Vanessa Ott und Mark Winter. Vanessa Ott sah blendend aus. Ihr Gesicht hatte etwas mehr Farbe als sonst, sie wirkte ausgeruht und war wie immer perfekt geschminkt. Sie trug einen dunkelgrauen Anzug aus einem seidigen, edel wirkenden Stoff und darunter eine schlicht

Weitere Kostenlose Bücher