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Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
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und zu hörte ich Schritte auf dem Steg. Leute gingen zu ihren Booten, unterhielten sich. Jemand klopfte gegen den Bug meines Schiffes. Ich fuhr hoch und klappte die Vorderluke auf. Im Dunkeln konnte ich nicht erkennen, wer dort stand, aber dann hörte ich Gregors leise Stimme. »Janne, bist du noch wach?«

7
    Auf der Rückfahrt nach Berlin ging mir diese Nacht durch den Kopf. Wir hatten nicht mehr viel geredet, aber das war auch nicht nötig gewesen. Uns beiden hatte der Streit leidgetan.
    Wir schliefen eng aneinandergeschmiegt, deckten uns mit meinem Schlafsack zu. Wir frühstückten ausgiebig im Hotel. Danach segelten wir zur Insel Poel, badeten dort an dem feinen Sandstrand, kauften uns Fischbrötchen direkt am Kutter im Hafen … Es war ein scheinbar friedlicher Sonntag. Aber mir war die ganze Zeit bewusst, dass unsere Meinungsverschiedenheiten im Hintergrund schwelten. Sie waren nicht ausgeräumt, wir hatten sie nur fürs Erste verdrängt.
    In meinem Haus angelangt, leerte ich den Briefkasten und stieg die Treppe hinauf. Vor meiner Wohnungstür stand eine Rose. Sie sah extravagant aus, langstielig mit einer dunklen Blüte, fast violett, steckte allerdings in einer Bierflasche.
    Ich sah hinüber zu Sebastians Tür. Eine Rose war das falsche Signal. Ich hatte gehofft, er hätte meine Botschaft in der E-Mail verstanden. Wenigstens war es keine rote Rose.
    Ich schloss meine Tür auf, packte den Griff meiner Reisetasche, nahm die Flasche mit der Blume in die andere Hand und ging in die Wohnung. Ein kühler Luftzug wehte mir entgegen. Keine Hand frei für den Lichtschalter, verharrte ich einen Moment im dunklen Wohnungsflur.
    Etwas stimmte nicht. Ich stellte die Flasche ab und schaltete das Licht im Flur ein, dann die Deckenlampe im Wohnzimmer. Die Tür zum Balkon stand weit offen. Ich ließ nie ein Fenster oder eine Tür auf, wenn ich wegging.
    Wie einen Film sah ich die Szenen meiner Abreise vor mir. Vanessa Ott war gegangen, und ich hatte geschlafen. Ulla hatte mit mir auf dem Sofa gesessen. Später hatte ich die Nachrichten auf dem Anrufbeantworter abgehört. Ich hatte gepackt und dann die Wohnung verlassen.
    Ich konnte mich nicht erinnern, auf den Balkon gegangen zu sein. Meine Pflanzen … Ich hatte vor der Abreise vergessen, sie noch mal zu gießen. Ich war viel zu durcheinander gewesen. Ob es hier auch geregnet hatte wie an der Ostsee? Ich trat hinaus und sah erleichtert, dass keine Pflanze die Blätter hängen ließ. Die Erde in den Kästen war gut durchnässt.
    Ich ging zurück in die Wohnung, ließ die Balkontür offen und schaltete das Licht im Schlafzimmer ein. Zuerst kam mir alles ganz normal vor, doch dann sah ich es.
    Auf meinem Bett, auf der Überdecke, war eine Vertiefung wie von einem Körper. Ich hatte das Bett vor der Abfahrt gemacht, das wusste ich genau. Ich hatte das Kopfkissen und mein Federbett aufgeschüttelt und zuletzt die weiße Tagesdecke darübergebreitet. Auch das Kissen war in der Mitte eingedrückt. Als hätte jemand darauf gelegen.
    Ich stand wie erstarrt in der Tür. Jemand war in meiner Wohnung gewesen.
    Ich zwang mich, zum Schrank zu gehen. Er war geräumig genug, dass sich ein Mensch darin verstecken konnte. Mein Herz schlug bis zum Hals, als ich die Schiebetür öffnete. Meine Jacketts, Blusen und Hosen hingen auf ihren Bügeln, darunter hatte ich zwei Koffer verstaut. Alles war wie immer. Nebenan lag die Wäsche in kleinen Stapeln in den Fächern. Ich schloss den Schrank.
    Auf meinem Nachttisch standen noch die Wasserkaraffe und der Teller mit dem angebissenen Zwieback. Ich drehte mich um. Noch etwas war merkwürdig. Wieso war die Badezimmertür geschlossen? Ich ließ sie immer offen stehen.
    Ich betrat das Bad. Es roch nach meinem Eau de Toilette. Hatte ich es vor meiner Abreise noch benutzt? Ich konnte mich nicht erinnern. Manchmal machte ich Handgriffe, die mir in Fleisch und Blut übergegangen waren, ohne sie bewusst wahrzunehmen, wie abends mein Haar zu kämmen, bevor ich ins Bett ging …
    Konzentriert betrachtete ich jeden Gegenstand. Alles stand an seinem angestammten Platz. Ich rieb mir die Schläfen, hinter denen der Kopfschmerz pochte, ging in die Küche, wo mir nichts auffiel, dann ins Wohnzimmer. Ich setzte mich aufs Sofa. Bei allem, was ich tat, fühlte ich mich beobachtet. Denk nach, befahl ich mir. Denk genau nach.
    Vielleicht spielte mir

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