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Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
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sympathisch?«
    Â»Sie sieht rasend gut aus. Aber natürlich nicht so gut wie du.« Er stupste mich mit dem Ellenbogen in die Seite und grinste. »Keine Ahnung, wie alt die ist. Schwer zu schätzen. Sie hat etwas sehr Forsches, Entschiedenes an sich. Aber was das Finanzielle angeht, scheint sie mehr als fair zu sein.«
    Â»Warte erst mal ab, ob sich das so entwickelt, wie du möchtest. Ich meine, es sind tolle Aussichten. Aber du hast die Frau ja erst kennengelernt.«
    Gregor ließ mich los. »Weißt du, das ist typisch. Statt dich mit mir zu freuen, bist du skeptisch.«
    Â»Ich freue mich mit dir. Habe ich nicht gerade gesagt, ich fände es toll?«
    Â»Ja, aber in welchem Ton. Du glaubst nicht daran.«
    Â»Doch, nur … Lass uns erst mal abwarten, ob …«
    Â»Gut, dann warte ab. Mach weiter so. Lass dich ausnutzen. Mach deine Gesundheit kaputt. Und unsere …«
    Â»Nun übertreib doch nicht so. «
    Â»Lass mich ausreden! Unsere Beziehung leidet, seit du bei Alfa.Sat bist. Manchmal denke ich, es geht alles kaputt zwischen uns. «
    Wir waren beide lauter geworden. Der Stress und der Frust, die sich in mir angestaut hatten, wollten heraus und entluden sich. Ich hatte Tränen in den Augen.
    Â»Unsere Beziehung geht nicht kaputt, weil ich bei Alfa.Sat arbeite. Ich habe genauso das Gefühl, dass du meinen Job nicht respektierst. Nur deine Arbeit ist toll und wichtig. Es ist doch so: Entweder ich stimme allem zu, was du planst, oder ich zerstöre unsere Freundschaft.«
    Â»Du bist etwas Besseres, nicht wahr? Weil du in deiner Glamourwelt lebst, mit Promis und Events, etwas Besseres als ein dummer Handwerker, gib es doch zu. Von mir aus mach, was du für richtig hältst.«
    Ich war sprachlos. Wie kam er darauf, dass ich so dachte? Ich hatte nie etwas Abfälliges über seine Arbeit gesagt. Im Gegenteil, ich hatte sein Können oft bewundert. Sein Vorwurf war absurd. So absurd, dass ich mich nicht rechtfertigen wollte.
    Ich starrte in die Ferne, um ihn nicht ansehen zu müssen. Der Wind hatte nachgelassen. Kaum noch Bewegung auf dem Wasser. Das Meer lauerte in undurchdringlichem Grün. Dann blickte ich ihn doch an und sah, dass ich ihn verletzt hatte.
    Â»Wenn du willst, geh schon zum Hotel zurück«, sagte er. »Ich laufe noch ein paar Schritte.«
    Â»Bitte, Gregor. Lass uns doch …«
    Er schüttelte den Kopf, wandte sich ab und lief in die andere Richtung weiter.
    Unser Hotelzimmer sah chaotisch aus. Die Bademäntel lagen auf dem Boden, auf dem Bett war das Laken zerwühlt. Eben noch hatten wir hier eng umschlungen gelegen. Ich hatte mich geborgen gefühlt. Mein Magen knurrte, und ich dachte an das Essen, auf das sich Gregor so gefreut hatte.
    Ich beschloss, zu duschen und mir etwas Frisches anzuziehen. So war ich wenigstens beschäftigt. Als ich fertig war, stand ich vor dem Spiegel. Ich hatte mein Haar geföhnt und hochgesteckt. Die Frisur sah schön aus. Aber mein Gesicht war immer noch bleich, mit dunklen Augenringen. Ich hatte keine Lust, mich zu schminken. Zu vertuschen, dass es mir nicht gut ging.
    Ob Gregor schon zurück war? Ich wählte seine Handynummer, es klingelte in seiner Reisetasche neben mir.
    Ich ging ins Restaurant. Vielleicht war er bereits dort. Ohne mich abzuholen. Ein junger Kellner nahm mich am Eingang in Empfang.
    Â»Speisen Sie allein?«, fragte er mich.
    Â»Nein, ich sehe mal nach, ob mein Begleiter schon hier ist.« Ich ging an ihm vorbei ins Innere des Saals, der modern und stilvoll eingerichtet war, anheimelnd mit seinen warmen Rottönen an Wänden und Boden. Die meisten Tische waren von Paaren besetzt. Ein leiser Klangteppich aus intimen Gesprächen und dezentem Besteckklappern lag über allem. Gregor war nicht da.
    Ich kehrte zum Eingang zurück, ratlos, was ich nun tun sollte.
    Â»Gerade ist ein Tisch am Fenster frei geworden«, sagte der Kellner. »Möchten Sie vielleicht dort auf Ihren Begleiter warten?«
    Â»Gern, vielen Dank.«
    Ich wollte mir meinen Frust nicht anmerken lassen. Dann würde ich eben allein essen. Ein tolles Candle-Light-Dinner! Ich hatte einen wundervollen Blick auf die Segeljachten, die sanft an den Stegen schaukelten, doch ich konnte die Aussicht nicht genießen. Ich bestellte mir eine Karaffe Rotwein, während in mir die Wut weiter wuchs. Ich wählte noch mal Gregors Handynummer. Wenn er inzwischen auf dem Zimmer war,

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