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Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
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Bericht. Ich ruf dich heute Mittag an.«
    Ulla warf ihm einen Handkuss zu, und er ging.
    Ich achtete kaum auf die beiden, trank den Kaffee in kleinen Schlucken und kämpfte gegen meine Verzweiflung an. Die Tür fiel zu. Ich beschloss, heute nicht in den Sender zu gehen. Ich würde später anrufen, um mich krank zu melden. Ulla goss mir und sich neuen Kaffee ein und setzte sich auf Toms Platz. Ich fühlte mich in ihrer Wohnung fast genauso zu Hause wie in meiner eigenen. Meine Wohnung … sofort war die Panik wieder da. Das Gefühl, ohnmächtig zu sein. Ausgeliefert. Konnte ich mich jemals wieder sicher fühlen? Ich war Ulla dankbar, dass sie mitten in der Nacht gekommen war. Ich hatte wie erstarrt vor der Aloe gestanden, hatte mich dann in meinem Flur an die Wand gedrückt und gewartet, bis Ulla geklingelt hatte. Ulla hatte im Schlafzimmer und in der Küche nachgesehen. Alles habe normal ausgesehen. Außer, dass ich mal aufräumen müsse. Ich hatte nicht weiter nachgefragt, was sie damit meinte. Sie hatte mich nach draußen vors Haus geschickt, die abgehackten Teile der Aloe eingesammelt und eine Mülltüte über den Rest gestülpt.
    Â»So«, sagte Ulla, »nun erzähl mal richtig. Gestern Nacht im Auto hörte sich alles etwas wirr an.«
    Â»Musst du nicht arbeiten?«
    Â»Tom geht alleine zum Prozess.« Sie grinste. »Wird sowieso Zeit, dass er flügge wird. Und du bleibst heute hier, ich hab schon im Sender angerufen.«
    Eine Stunde und eine weitere Kanne Kaffee später saßen wir immer noch am Frühstückstisch. Während ich erzählte, konnte Ulla die Hände nicht stillhalten, sie riss kleine Fetzen vom Rand der Zeitung ab.
    Â»Nachdem du gesagt hattest, hier habe es keinen Tropfen geregnet, war ich sicher, dass ich mir die Veränderungen in meiner Wohnung nicht eingebildet hatte. Jemand war da, hat auf meinem Bett gelegen und die Pflanzen gegossen.«
    Â»Und diesmal die Aloe zerstört.« Ulla betrachtete mit gerunzelter Stirn das malträtierte Papier. »Wir müssen die Polizei einschalten.«
    Â»Ich hatte auch daran gedacht, aber das bringt nichts. Die nehmen das nur zu den Akten und sagen, ich solle mein Schloss auswechseln lassen. Und genau das habe ich vor.«
    Â»Unbedingt.« Ulla kaute auf einem Stück Brot herum. »Das Ganze erinnert mich an Schneewittchen. Wer hat aus meinem Becherchen getrunken? Wer hat in meinem Bettchen geschlafen?«
    Ich sah Vanessa Ott vor mir. Schwarz wie Ebenholz, weiß wie Schnee. Und nach dem Konzert rot wie Blut.
    Â»Was von Hirten im Schilde führt, ist klar. Er will dich loswerden, und der Bloomsdale-Einsatz ist die perfekte Gelegenheit dazu. Aber was treibt diese Vanessa Ott? Was will die nachts mit Gregor in der Bar?«
    Â»Wenn ich das wüsste. Es macht mich wahnsinnig. Ich klammere mich daran, dass sie sich zufällig getroffen haben. Sie könnten sich aus der Werkstatt kennen.«
    Â»Im Leben nicht. So leid es mir tut, das zu sagen. Hat sie mit Gregor geflirtet?«
    Ich zermarterte mein Hirn, die Bilder von den beiden schossen durch meinen Kopf, taten weh. »Sie haben sich gefreut, sich zu sehen. Mehr kann ich nicht sagen. Ach, verdammt …«
    Ulla kam zu mir und legte den Arm um meine Schulter. »Komm schon, das wird sich alles aufklären. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gregor sich mit dieser Frau einlässt. Das passt doch gar nicht.«
    Ich sah Vanessa Ott vor mir, das türkisfarbene Tuch im Haar, das sie nun genauso trug wie ich meines. Ob sie Gregor gefiel? Er stand eigentlich nicht auf extrem schlanke Frauen. Ein paar Kurven müssten schon sein. Hatte er zumindest mal behauptet, dabei die Hand auf meinen Po gelegt und mich wegen meines entrüsteten Blickes ausgelacht. Dieser alberne, liebevolle kleine Moment schien aus einem anderen Leben zu stammen. Aus einer Zeit, in der ich glücklich und unbeschwert war. Und es nicht zu schätzen gewusst hatte.
    Ullas Telefon schrillte in meine Gedanken. Sie nahm ab. »Tom, was …? Ja, schon gut, kein Problem … Nein. … Wirklich? Das ist nicht wahr! … Gut, in zehn Minuten.«
    Sie kam zurück in die Küche.
    Â»Du musst los?«, fragte ich. Ich versuchte, die Angst, die in mir aufstieg, zu unterdrücken. Ich wollte nicht, dass Ulla mich allein ließ.
    Â»Es ist unglaublich. Der Staatsanwalt hatte einen wichtigen Kronzeugen geladen, einen Ex-Hells-Angel,

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