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Die beste Frau der Space Force

Die beste Frau der Space Force

Titel: Die beste Frau der Space Force Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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willst zurück zu deiner Familie«, sagte Mike nach einer Weile. Er nickte, als Niles nicht antwortete. »Vielleicht wäre es das Klügste.« »Zurück nach New York?« Der Gedanke, in diese große, finstere Stadt zurückzukehren, ließ Charity schaudern. Aber schließlich hatte sie ja auch nicht Frau und Kind dort zurückgelassen. »Und wie?« »Zu Fuß, wenn es sein muss«, sagte Mike lakonisch. »Es ist weit, aber es hat ziemlich wenig Sinn, hier zu warten, nicht?« Außerdem könnte es hier bald verdammt ungemütlich werden, dachte Charity. Der NEMP hatte den Menschenstrom, der aus der City hierher unterwegs war, sicher ein wenig aufgehalten, aber sie würden kommen, jetzt, wo sie glauben mussten, noch einmal eine kurze Gnadenfrist bekommen zu haben, und nur die allerwenigsten von ihnen würden begreifen, dass all diese Flugzeuge und Hubschrauber auf dem Landefeld nie wieder aufsteigen würden. »Wir sollten Hardwell warnen«, sagte Mike leise. »Glaubst du, er weiß nicht, was passieren wird?« Charity schnaubte. »Der Mann ist kein Idiot.« Sie drehte sich um, sah aber nicht Hardwell an, sondern blickte an ihm vorbei auf den Flughafen hinaus, fast, als könne sie die gewaltige Menschenmenge bereits sehen, die irgendwann in einer oder zwei Stunden dort auftauchen würde, ein tobender Mob, der wahnsinnig vor Angst war und einfach nur fliehen wollte. Sie musste an Landers und Terhoven denken, der Bellingers Stelle in ihrer Crew eingenommen hatte. Sie war sehr sicher, dass die beiden tot waren. Ihre Maschine musste im gleichen Augenblick vom Himmel gestürzt sein wie alle anderen Fluggeräte. Und wenn sie noch lebten - nun, dann waren sie Hunderte von Meilen entfernt. Keine Chance, hierher zu gelangen, selbst wenn sie es wollten. Die Welt war wieder größer geworden, in einer einzigen Sekunde. Sehr viel größer. Nein - es machte keinen besonderen Sinn mehr, auf sie zu warten. »Gehen wir«, sagte sie. Hardwell machte nicht einmal den Versuch, sie aufzuhalten. Charity hatte sogar das Gefühl, dass er aus irgendeinem Grunde froh war, als sie zu ihm ging und ihm erklärte, sie, Mike und Niles wollten versuchen, in die Stadt zurückzugelangen. Aber er lehnte es auch ab, sie zu begleiten, oder auch nur einem seiner Männer die Erlaubnis dazu zu geben. Immerhin bestand er darauf, sie von einem halben Dutzend seiner Männer bis zum Highway eskortieren zu lassen. Außerdem befahl er ihnen ihre Waffen mitzunehmen. Eine Viertelstunde später verließen sie den Flughafen und wandten sich nach Osten. Sie sahen Hardwell niemals wieder. Die Welt war im wortwörtlichen Sinne größer geworden - aus dem kaum fünf Minuten dauernden Flug nach La Guardia war ein fast achtstündiger Fußmarsch geworden, und Charity war längst mit ihren Kräften am Ende, lange bevor sie die Brücke erreicht hatten und die Wolkenkratzer Manhattans vor ihnen lagen. Sie waren dem Highway gefolgt, was vielleicht nicht der kürzeste, auf jeden Fall aber der sicherste Weg war. Überall auf der Straße sahen sie liegengebliebene Autos und Menschen, die nicht wussten, wohin sie eigentlich fliehen sollten. Erstaunlicherweise war es nicht zu einer allgemeinen Panik gekommen. An ein paar Stellen waren Brände ausgebrochen, und zwei- oder dreimal hatten sie Schüsse gehört. Die Stadt New York schien noch von einer tiefen Lähmung befallen zu sein. Sehr viele Menschen versuchten, die Stadt zu verlassen - es mussten Tausende sein, die ihnen im Laufe der Nacht entgegengekommen waren -, aber diese Massenflucht war nur eine Art hoffnungsloses Aufbäumen gegen das Schicksal. Der Atomschlag der Fremden hatte die Welt nicht vernichtet, er hatte sie paralysiert. Vielleicht für immer.
    Es wurde hell, als sie sich der City näherten. Sie hatten den Highway schließlich doch verlassen, einfach um den Weg abzukürzen. Zwei der Soldaten, die Hardwell ihnen mitgegeben hatten, waren noch bei ihnen; sie hatten sich schlichtweg geweigert, zum Flughafen zurückzugehen, und weder Charity noch Mike oder Niles hatten irgendwelche Einwände gehabt, sie mitzunehmen. Und niemand konnte es ihnen verübeln, dass sie es vorzogen, am Leben zu bleiben. Charity war müde. Ihr Rücken schmerzte vom langen ungewohnten Laufen, und das Gewehr über ihrer linken Schulter schien eine Tonne zu wiegen. Sie hatten die Waffen nicht gebraucht, aber ihr Gewicht hatte ihr zumindest ein trügerisches Gefühl von Sicherheit gegeben. Sie blieb stehen, rieb fröstelnd die Hände

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