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Die beste Frau der Space Force

Die beste Frau der Space Force

Titel: Die beste Frau der Space Force Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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blasses, blutüberströmtes Gesicht neben sich und erkannte, dass der Mann nicht schwer verletzt war, wohl aber heftig blutete. Ohne einen besonderen Anlaß sah sie auf die Uhr. Die Quarzanzeige war erloschen, aber die Zahl im Datumsfenster war noch weitergesprungen - es musste kurz nach Mitternacht sein. Sie hatten einen weiteren Tag geschenkt bekommen. Wieso funktionierte die Uhr nicht mehr? Irgendwie erschien ihr diese Frage plötzlich ungemein wichtig, das letzte Stück in einem gewaltigen Puzzlespiel, das alles erklären mochte. Sie richtete sich vollends auf, sah sich nach Mike um und entdeckte ihn fast am anderen Ende des Kontrollraumes, wo er über einem stöhnenden Mann kniete und sich an ihm zu schaffen machte. Gleich neben ihm lag eine zweite, vollkommen reglose Gestalt. Die Bombe hatte sie verfehlt, aber sie hatte trotzdem Opfer gefordert; nicht nur draußen auf dem Flugfeld. Der Gedanke brachte einen zweiten, sehr viel schlimmeren mit sich. Sie war schon auf dem halben Wege zu Mike, blieb aber dann wieder stehen und sah nach Osten. Die Stadt war verschwunden. Wo das von Menschenhand geschaffene Sternendiadem New Yorks auf dem Horizont glänzen sollte, gähnte ein gewaltiger Abgrund aus Schwärze, als hätte sich die Nacht aufgetan und die Millionenstadt einfach verschlungen. Zum ersten Mal seit mehr als zweihundert Jahren herrschte an diesem Teil der nordamerikanischen Küste wieder die Nacht. Wie betäubt drehte sie sich herum und blickte auf das Flugfeld herab. Ein paar Feuer brannten, aber sonst war nichts zu hören und zu sehen. Erst jetzt fiel ihr die Stille wirklich auf, vielleicht, weil sie allmählich ihren Grund begriff: Es war nicht das allumfassende Schweigen des Todes, sondern eine Stille, als wäre die Welt einfach abgeschaltet worden. Der gesamte Flughafen lag so still und gelähmt da wie die Riesenstadt im Osten, wie vielleicht dieses ganze Land, vielleicht die ganze Welt. Die Dimension dieses Gedankenganges war zu groß, als dass sie ihn sofort in voller Tragweite akzeptieren konnte. »Alles in Ordnung mit Ihnen?« Sie fuhr aus ihren Betrachtungen hoch, drehte sich um und lächelte, als sie Hardwell erkannte; dankbar, dass er sie in die Wirklichkeit zurückgeholt hatte. Sie nickte. »Sie bluten.« »Ein Kratzer«, antwortete Charity abwertend. »Nichts gegen das, was uns hätte passieren können, oder?« Ihre Worte schienen Hardwell zu irritieren. Er hatte es noch nicht begriffen. Er war ein intelligenter Mann, aber wie sie alle stand auch er noch unter dem Schock der Geschehnisse. Plötzlich verdüsterte sich sein Gesicht. Er fuhr herum und begann zu brüllen: »Verdammt, wo bleibt das Licht? Wieso schaltet niemand diese beschissene Notbeleuchtung ein?!« »Weil sie nicht funktioniert, General«, antwortete eine Stimme aus der Dunkelheit heraus. Es war Niles. Der hochgewachsene Schwarze kam langsam auf Hardwell und sie zu. In der Dunkelheit waren sein Gesicht und seine Hände kaum zu sehen. Irgendwo zwei Handbreit über dem Kragen seines Hemdes blitzte das Weiß seiner Zähne. »Der Generator ist im Eimer«, fügte er hinzu. »Verdammt, dann soll ihn jemand reparieren«, fauchte Hardwell. »Wir...« Er stockte, sah Niles verwirrt an und fragte: »Woher wollen Sie das wissen?« »Warum schauen Sie sich nicht um, General?« gab Niles zurück. »Sehen Sie vielleicht irgendwo so etwas wie Licht?« Er lachte leise. »Wir haben die Trompeten von Jericho ein bisschen zu früh geblasen. Sie wollten uns nicht vernichten. Noch nicht.« »Aber...« Plötzlich begann Niles zu schreien: » Verdammt, sind Sie so dämlich, oder tun Sie nur so, General? Diese Bomben waren nicht dazu gedacht, uns zu vernichten!  Sie haben uns entwaffnet !« »Niles!« sagte Charity scharf. Nicht, dass sie Niles nicht verstand. Seine Ruhe war so falsch und gespielt gewesen wie ihre eigene, und irgendwie musste wohl jeder auf seine Weise mit dem Unvorstellbaren zurechtkommen. Aber Schreien nutzte ihnen jetzt überhaupt nichts. Zu Hardwell gewandt, fuhr sie fort: »Lieutenant Niles hat recht, General. Ihr Notstromaggregat wird nicht funktionieren. Unsere Freunde vom Mars haben ihn gerade abgeschaltet.« Hardwell wurde noch bleicher, als er ohnehin schon war. »Was soll das heißen?« Das wusste er ganz genau, dachte Charity. Aber er wollte es einfach nicht wissen. Sie deutete in die Richtung, in der New York im Schwarz der Nacht versunken war. »Das da, General. Sie sehen es doch.« Hardwells

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