Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die beste Frau der Space Force

Die beste Frau der Space Force

Titel: Die beste Frau der Space Force Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
hatte, sondern waren fast in entgegengesetzter Richtung geritten, und vor fünf Minuten hatten sie eine Stacheldrahtsperre passiert, die einen ganzen Häuserzug umgab. Seit sie die Barriere hinter sich hatten, hatte Charity nur noch Soldaten gesehen. Ein für alle Zeiten abgeschalteter Panzer blockierte die Straße. Ein beeindrukkender Anblick, dachte Charity spöttisch. Die Außerirdischen würden sich totlachen, wenn sie ihn sahen. Immerhin stellte er das Nonplusultra irdischer Waffentechnik dar, ein Ungetüm von schier unvorstellbarer Vernichtungskapazität. Vorsichtig umkreisten sie den toten Giganten, schlängelten sich durch eine weitere Stacheldrahtsperre und näherten sich einem langgestreckten Lagerhaus, vor dem eine ganze Hundertschaft Soldaten Lager bezogen hatte. Stanley, der jetzt ein Stück voraus ritt, wechselte ein paar Worte mit einem Offizier, deutete auf die Halle und dann auf sie und Mike und beendete das Gespräch schließlich mit einer befehlenden Geste. Er sah nicht besonders gut gelaunt aus, als Charity ihr Pferd neben ihn lenkte und ihn fragend ansah. »Probleme?« »Nein«, log Stanley. »Kommen Sie. Es ist nicht mehr weit.« Aber er ritt nicht weiter, sondern schwang sich mit einer zornigen Bewegung aus dem Sattel und wartete, bis Charity und Mike seinem Beispiel gefolgt waren. Der stechende Schmerz in Charitys Rücken erwachte zu neuer Wut, als sie vom Pferd stieg und den ersten Schritt machte; trotzdem war sie erleichtert, wieder auf ihren eigenen Füßen zu stehen. Als Stanley sie gefragt hatte, ob sie reiten konnte, hatte sie angenommen, dass er ihr auch ein Reitpferd geben würde; keinen kreuzlahmen Gaul, den seine Leute wahrscheinlich aus dem Schlachthaus geholt hatten... Sie warf dem Pferd einen feindseligen Blick zu, löste ihren Rucksack vom Sattelgurt und beeilte sich, Stanley zu folgen.
    Sie betraten die Halle. Zuerst sah Charity gar nichts. Ihre Augen hatten sich an zwei Stunden Sonnenlicht gewöhnt und brauchten Sekunden, um sich auf die Dämmerung hier drinnen umzustellen. Es gab Licht - ein Dutzend grellweißer Inseln aus Helligkeit, die von großen Karbidscheinwerfern in die Schwärze gestanzt wurden -, aber der krasse Kontrast zwischen künstlicher Nacht und ebenso künstlicher Helligkeit schien die Schwärze eher noch zu betonen. Dann begannen sich ihre Augen an die neuen Lichtverhältnisse zu gewöhnen, und wenn das, was sie im aller ersten Moment glaubte, der Wahrheit entsprach, dachte sie, dann hatte Stanley verdammt recht, die Hälfte seiner kleinen Armee hier aufzubieten... Der Hubschrauber war mindestens zwanzig Jahre alt. Die Pilotenkanzel war eine zerkratzte runde Plexiglaskugel, in der gerade Platz für zwei Passagiere war, von der spindeldürren Konstruktion des Schwanzes blätterten mindestens fünf verschiedene Lackschichten herunter, und der Motor sah aus, als hätten Stanleys Leute ihn aus einem Vorläufer der Arche Noah ausgebaut. »Großer Gott, sagen Sie bloß, das Ding fliegt noch?« sagte Mike fassungslos. Stanley warf ihm einen ganz und gar undeutbaren Blick zu, antwortete aber nicht, sondern hob befehlend die Hand. »Croyd!« Ein kleiner, kahlköpfiger Mann in einem weißen Kittel voller Öl-und Schmutzflecken löste sich aus der Dunkelheit und kam auf ihn zu. Seine Überraschung, als er Charity und Mike erkannte, war nicht zu übersehen. Aber er verbiss sich jede Bemerkung und sah nur Stanley fragend an. »Colonel?« Stanley deutete auf den Hubschrauber. »Wie seit sind Sie, Croyd?« fragte er knapp. »Fliegt er?« Croyd nickte ganz automatisch, dann zuckte er mit den Schultern. »Theoretisch, ja«, antwortete er. »Der Motor läuft. Aber ob das Ding überhaupt noch jemals fliegt, kann niemand sagen. Wir haben noch keinen Probeflug gemacht, wenn Sie das meinen.« »Er wird funktionieren müssen«, antwortete Stanley barsch. Er deutete auf Charity. »Sie kennen Captain Laird?« »Wer kennt sie nicht?« antwortete Croyd. Er lächelte flüchtig. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen.« Er wurde übergangslos ernst. »Sie wollen wirklich mit diesem Ding fliegen?« »Wenn wir es weiter als zehn Zentimeter in die Luft bekommen, ja«, antwortete Charity lächelnd. »Das werden Sie«, antwortete Croyd überzeugt. »Diese alten Vögel waren robuste kleine Maschinchen, die so schnell nichts umwirft. Aber es ist zu früh.« Er wandte sich wieder an Stanley. »Kommen Sie morgen wieder, Colonel. Oder besser in zwei Tagen. Der

Weitere Kostenlose Bücher