Die beste Frau der Space Force
allem jetzt, wo sie uns praktisch entwaffnet haben. Aber hier...« Er machte eine weit ausholende Handbewegung. »New York ist so etwas wie eine Bergfestung, wissen Sie? Wir haben zwar keine reguläre Armee hier, aber die Nationalgarde allein bringt leicht hunderttausend Mann auf die Beine. Und jeder gute Amerikaner«, fügte er hinzu, nun allerdings eindeutig spöttisch, »hat schließlich sein Gewehr im Schrank, nicht?« »Es waren bisher nur wenige«, sagte Charity vorsichtig. »Eine Art Vorhut.« Stanley nickte. »Sicher. Lassen Sie sie ruhig kommen, Captain Laird. Wir werden auch ohne Raumschiffe und Laserkanonen mit ihnen fertig, mein Wort darauf. Diese Ungeheuer werden sich einer Million guter altmodischer Gewehrläufe gegenübersehen, wenn sie wirklich so dumm sind, diese Stadt erobern zu wollen.« Charity widersprach nicht. Sie wusste, wie wenig Sinn es hatte, mit Stanley über dieses Thema streiten zu wollen. Sie hatte es versucht, gleich am ersten Tag, aber es war zwecklos - und vermutlich hatte Stanley sogar recht. Es war völlig unmöglich, eine Stadt wie New York erobern zu wollen. Aber vielleicht wollten sie das gar nicht. Die Angriffe der letzten Tage waren wahrscheinlich nur Nadelstiche gewesen, die keinem anderen Zweck dienten, als ihre Stärke zu testen. In Wahrheit hatten sie es gar nicht nötig, New York zu erobern. Sie brauchten nur abzuwarten, bis alles von selbst zusammenbrach.
Stanley wollte weitersprechen, aber in diesem Moment erwachte das Funkgerät pfeifend zum Leben. Stanley sah auf, runzelte überrascht die Stirn und trat nach einem Blick auf die Uhr hinter den Mann, der das Gerät bediente. Charity folgte ihm. Es war zu früh für Beckers Routineruf. Fast gebannt sah sie zu, wie der Soldat behutsam an den klobigen Armaturen des uralten Röhrengerätes arbeitete, um den Sender scharf einzustellen. Der Apparat stammte nicht nur scheinbar, sondern im wortwörtlichen Sinne aus einem Museum, ebenso wie das knappe Dutzend anderer Funkgeräte, das jetzt New Yorks einzige Verbindung zur Außenwelt darstellte. »Becker?« fragte Stanley nervös. Der Mann an den Kontrollen nickte und reichte Stanley die Kopfhörer. »Für Sie, Sir«, sagte er. »SS Nulleins. Commander Becker persönlich.« Stanleys Gesichtsausdruck wurde noch um einige Nuancen düsterer, während er sich die Kopfhörer überstülpte und auf dem Stuhl Platz nahm, den der Soldat für ihn räumte. Er meldete sich, antwortete ein paarmal mit Ja oder Nein auf Fragen, die Becker am anderen Ende der Leitung stellte, und stand nach ein paar Augenblicken wieder auf. Sein Blick flackerte. »Er will Sie sprechen, Captain Laird«, sagte er. Charity blickte ihn einen Moment fast perplex an, dann stülpte sie sich die schweren Kopfhörer über - sie waren so altmodisch und unpraktisch wie das Gerät, zu dem sie gehörten. Der Techniker, der das Gerät normalerweise bediente, tippte er ihr auf die Schulter. »Drücken Sie die rote Taste, wenn Sie sprechen wollen, Captain«, sagte er. Charity nickte dankbar und meldete sich. Als sie die Taste wieder losließ, füllten sich die Kopfhörer mit Rauschen und einer Unzahl piepsender und pfeifender Störgeräusche. Sie hatte Mühe, Beckers Stimme zu verstehen. »Captain Laird«, begann Becker. Trotz der miserablen Übertragungsqualität glaubte Charity, einen gehetzten Ton in seiner Stimme zu vernehmen. »Hören Sie zu, Captain. Stellen Sie keine Fragen, sondern hören Sie einfach nur zu. Wenn Sie antworten müssen, tun Sie es mit Ja oder Nein - verstanden?« Charity drückte die rote Taste am Funkgerät und sagte: »Aber selbstverständlich, Commander.« »Wo sind Wollthorpe und Niles?« fragte Becker. »Bei Ihnen?« »Nein«, antwortete Charity. »Mike... Lieutenant Wollthorpe befindet sich hier bei mir, wo Niles ist ... weiß ich nicht.« Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Sie wusste ziemlich genau, wo Niles sich im Moment aufhielt - am anderen Ende der Stadt nämlich, bei seiner Familie. Falls sie noch lebten. Becker fluchte. »Okay - versuchen Sie ihn aufzutreiben. Und dann kommen Sie hierher. Alle drei, oder nur Wollthorpe und Sie, wenn Sie ihn nicht finden.« »Was ist passiert?« fragte Charity. »Plan Omega läuft an«, antwortete Becker. Er atmete hörbar ein. »Termin ist der 13. Dezember. Schaffen Sie das?« Der 13.? dachte sie schockiert. Das waren nur noch acht Tage - normalerweise genug, um achtmal nach Timbuktu und zurück zu fliegen, aber in einer
Weitere Kostenlose Bücher