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Die beste Frau der Space Force

Die beste Frau der Space Force

Titel: Die beste Frau der Space Force Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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lag der Tresorraum der Bank, ein chromblitzendes Gewölbe, in dem genug Geld aufgestapelt war, um diese ganze Stadt zu kaufen. Nur, dass es jetzt nichts mehr wert war. Andersen und ein paar andere Bankleute, die manchmal noch hier herunterkamen und nervös die Soldaten beobachteten, die an ihren unersetzlichen Computern herumspielten, wollten das noch nicht wahrhaben, obwohl es auch der einfachste Soldat bereits wusste. Trotzdem war sie für die Paranoia dieser Bankmenschen und ihrer Vorgesetzten sehr dankbar, denn schließlich war sie dafür verantwortlich, dass es dieses Gewölbe überhaupt gab, ein Kellergeschoss der Bank, das nicht nur bombensicher, sondern auch gegen jede nur denkbare Form elektromagnetischer Strahlung gehärtet war - und das alles nur, dachte Charity spöttisch, um auch nach dem großen Knall noch die genauen Kontostände der Einleger dieser Bank zu kennen! Es war absurd. Manchmal fragte sie sich, ob sie einer Rasse von unheilbar Geisteskranken angehörte. Noch absurder allerdings war, dass es in dieser ganzen Stadt drei Banken und ein Krankenhaus gab, dessen Computeranlagen auf diese Weise geschützt waren - keine einzige militärische Anlage, geschweige denn die Telefonzentralen oder auch nur ein einziges verdammtes Funkgerät! Die Militärs kannten die Gefahr eines NEMP seit fünfzig Jahren, aber niemand in dieser Stadt hatte etwas dagegen unternommen, ganz einfach, weil es zu teuer gewesen wäre. Sie sah sich nach Mike um, entdeckte ihn nirgends und winkte statt dessen Stanley zu, der über einen Kartentisch gebeugt dastand und Zahlen auf den Rand eines Blattes kritzelte. Eilig durchquerte sie den Raum, beugte sich neugierig über seine Schulter und sah, dass es eine Straßenkarte New Yorks war. Große Gebiete waren schraffiert, andere mit roten oder grünen Kreuzen versehen. Sie fragte nicht, was diese Markierungen bedeuteten. »Sie sind früh«, sagte Stanley, ohne von seiner Karte aufzublicken. In seiner Stimme schwang eine leise Spur von Missbilligung mit. Es war nichts Persönliches; ganz im Gegenteil. Charity spürte, dass Stanley sie mochte, und auch sie empfand eine gewisse Sympathie für ihn. Aber Stanley hätte den Platz, den Mike und sie beanspruchten, bitter nötig gehabt. In einer Stadt, deren funktionierende Teile auf knapp dreihundert Quadratmeter zusammengeschrumpft waren, .machte jeder uneingeladene Besucher Unannehmlichkeiten. »Wie sieht es aus?« fragte sie, eigentlich nicht aus wirklichem Interesse, sondern vielmehr, um überhaupt etwas zu sagen. Zu ihrer Überraschung sah er jetzt doch von seiner Karte auf. »Hier?« fragte er. »Oder im Rest der Welt.« »Ist das ein Unterschied?« »Und ob«, antwortete Stanley ernsthaft. Sorgsam faltete er seine Straßenkarte zusammen und deutete Charity, näher heranzutreten. Darunter kam eine Weltkarte im DIN-A-2-Format zutage. Jemand hatte mit roter Tusche große Teile Nordamerikas, Europas und Asiens übermalt; auch auf dem Rest der Welt prangten rote Flecken. »Die roten Stellen sind Gebiete, die sie besetzt haben«, sagte er. »Jedenfalls die, von denen wir wissen, dass sie da sind. Aber wahrscheinlich sind es sehr viel mehr. Ist schwer geworden, an Neuigkeiten zu kommen, wissen Sie?«  Charity erschrak ein wenig. Vor zwei Tagen, als er ihr diese Karte das erste Mal gezeigt hatte, waren die roten Flecke weniger zahlreich gewesen und sehr viel kleiner. Es war nicht die Tatsache ihres Vormarsches an sich, sondern die Schnelligkeit, mit der er sich entwickelte. Wenn es so weiterging, dachte Charity bedrückt, hatten sie die ganze Erde in vier Wochen erobert. »Und hier?« fragte sie. »New York?« Stanley lächelte. »Sehr viel besser, wie in den meisten großen Städten. Ich schätze, dass sie an etwa fünfzig Stellen aufgetaucht sind. Aber wir werden mit ihnen fertig.« Seine Worte ließen Charity schaudern. Ihr Gesichtsausdruck schien ihre Gefühle sehr deutlich zu verraten, denn Stanley lächelte plötzlich und versuchte, seinerseits ein beruhigendes Gesicht zu ziehen. »Nur keine Sorge«, sagte er. »Wir werden mit ihnen fertig. Wenn es sein muss, können wir uns monatelang halten. Vielleicht Jahre.« Charity blickte auf die Weltkarte. Die roten Flecken darauf behaupteten das Gegenteil. »Das ist etwas anderes«, sagte Stanley, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Verwechseln Sie eine Stadt wie New York nicht mit dem offenen Land. Dort sind sie unseren Jungs wahrscheinlich haushoch überlegen, vor

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