Die beste Welt: Roman (German Edition)
Klima leider zu wenig Fett auf den Rippen hatte. Ein Riese war er ohnehin nicht, und der dicke Anorak ließ ihn noch kleiner wirken. Seine Augenbrauen waren ständig besorgt zusammengezogen, was nicht zu unserer Beruhigung beitrug. Seine Stimme glich das jedoch wieder aus, er sprach absichtlich langsam und so leise, dass man die eigene Hysterie herunterfahren musste, um genau zu hören, was er sagte.
»Aber dass die Verbindung immer noch besteht, ist doch ein gutes Zeichen?«, fragte ich.
Er zögerte. »Das ist insoweit richtig, als wir ungefähr feststellen können, wo sie sind, um die Ausgrabung dementsprechend zu planen, aber die Interferenzen sind zu stark, um Gewissheit zu haben. Wir sollten uns keine falschen Hoffnungen machen …«
»Und was ist mit diesen Lichtröhren?«, beharrte ich. »Könnten wir nicht ausfindig machen, wo sie an die Oberfläche kommen, um sie vielleicht …?«
»Ma’am«, unterbrach er mich entschieden. »Wir verstehen, dass Sie sich um Ihre Freunde sorgen, aber wir wissen, was wir zu tun haben. Alle Netzwerke sind informiert, und an der Lösung des Problems wird bereits gearbeitet.«
Ich gab auf. »Natürlich. Aber … Sie begreifen doch, dass wir sie nicht verlieren dürfen? Besonders Joral nicht. Nicht jetzt. Nicht auf diese Weise.«
Er atmete hörbar aus und schien seine nächsten Worte besonders sorgfältig zu wählen. »Ich würde Ihnen empfehlen, wie geplant die Heimreise anzutreten. Ganz offen gesprochen, wir können es uns nicht leisen, dass Personen, die nicht unmittelbar benötigt werden, unsere Ressourcen strapazieren. In Tlaxce können Sie vielleicht mehr für Ihre Freunde tun als hier vor Ort.«
Das war eine freundliche, aber unmissverständliche Abfuhr, und so mussten wir ein letztes Mal mit Lian und Joral sprechen.
»Die Helfer schmeißen uns raus«, sagte ich betont beiläufig. »Wir sollen nach Hause fliegen, damit wir ihnen nicht in die Quere zu kommen.«
Lian nahm meinen Tonfall auf. »Sie wissen, was das bedeutet. Ihr Name wird in der Danksagung nicht auftauchen, wenn wir unsere großen Entdeckungen veröffentlichen.«
Ich lachte, dann wurde ich ernst. »Ich hatte vorhin gesagt, Sie sollten sich umschauen. Seien Sie vorsichtig. Teilen Sie sich Ihre Vorräte ein. Ich weiß, dass Joral das eine oder andere in seinem Rucksack hat, aber …«
»Delarua, ich bin eigentlich Korporal«, unterbrach Lian mich hörbar belustigt. »Ich habe mein Überlebenstraining nicht vergessen, als man mich zum Bürohengst beförderte. Als Ihren Nachfolger, wie ich hinzufügen möchte.«
Mein Lachen drohte in Schluchzen umzuschlagen, deshalb machte ich es kurz. »Verstanden, nichts für ungut. Dann bis später, ja?«
Ich wartete, bis Tarik und Nasiha ihr Gespräch mit Joral beendet hatten, dann sagte ich in schnellem Sadirisch, damit Lian mich nicht verstehen konnte: »Joral, wenn Sie alles beherzigen, was Ratsherr Dllenahkh Sie gelehrt hat, haben Sie ausgezeichnete Überlebenschancen.«
»Delarua, ich habe nachgedacht. Ich weiß, dass es für jemanden, der nicht in psychosomatischer Kontrolle geschult wurde, noch schwerer ist. Ich bin in den Geistesdisziplinen noch nicht so weit fortgeschritten, dass ich diese Kontrolle auch auf den Körper eines anderen ausdehnen könnte, aber ich werde zumindest dafür sorgen, dass unser Kollege mehr Nahrung und Wasser zu sich nimmt als ich.«
Ich musste lächeln. Er hütete sich, Lians Namen zu erwähnen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. »Joral, es wird hoffentlich nicht nötig sein, dass Sie sich von Ihrem kargen Proviant noch etwas vom Munde absparen, aber ich weiß, dass Sie eine gute Entscheidung treffen werden, wie immer sie auch ausfällt.« Höchste Zeit, den Jungen wie einen Mann zu behandeln. Der Himmel wusste, er hatte es sich inzwischen verdient.
Als der Senkrechtstarter abhob, schauten wir alle auf das Land hinab, das unter uns zurückblieb. Ich hatte keine Ahnung, was die anderen in diesem Moment empfanden, aber ich war überzeugt, dass Fergus dachte, er hätte etwas tun können, wäre er mit uns unter der Erde gewesen. Ich selbst drängte meine Gefühle zurück, worauf ich mich ja bekanntlich sehr gut verstehe, und suchte die Hänge nach aufblitzendem Glas oder Metall ab, das auf eine Lichtröhre schließen ließe. Vergeblich.
Nach ein paar Minuten riefen wir Qeturah und Dllenahkh an und brachten sie auf den neuesten Stand. Eine Stunde später hatten wir unsere Zwischenstation erreicht, wechselten die Kleidung, aßen
Weitere Kostenlose Bücher