Die beste Welt: Roman (German Edition)
und ich tröstete Nasiha mit einigen Videos von meinem Kommunikator, während Tarik sich auf den Weg machte. Dann bebte ein weiteres Mal die Erde, ein langer, heftiger Stoß.
Mir blieb vor Schreck die Luft weg. »Wir müssen hier raus«, sagte ich zu Nasiha.
Wir stolperten ein paar Schritte in Richtung Ausgang, dann schrie sie: »Tarik!«
»Delarua! Bringen Sie Nasiha sofort an die Oberfläche!«, rief er zurück.
»Sie haben es ihm versprochen«, erinnerte ich sie. Es war vielleicht unfair, aber es tat seine Wirkung. Sie ließ zu, dass ich sie fast im Laufschritt hinter mir her zum Hauptweg zerrte, und als wir in den beleuchteten Bereich gelangten, war sie schneller am Fahrstuhl als ich.
»Steigen Sie ein«, fuhr sie mich an. »Die anderen können die Notröhren nehmen.«
Ich gehorchte. Die Erde hatte sich wieder beruhigt, aber mein Bedarf an Abenteuern war fürs Erste gedeckt. Auf der Fahrt nach oben brachen gleich mehrere verschiedene Phobien über mich herein. Der Schacht unter uns erstreckte sich so weit in die Tiefe – angenommen, der Fahrstuhl versagte, und wir stürzten ab? Oder wir kämen zwar oben an, aber die Tür ginge nicht auf, und wir säßen in der Kiste fest? Ich atmete tief und rief alles zu Hilfe, was ich bei den Meditationsübungen gelernt hatte, um bei Verstand zu bleiben. Nasiha litt nur unter einer Angst, und die las ich in ihren Augen.
»Tarik kommt sicher gleich nach«, tröstete ich sie.
Die Tür öffnete sich. Ich packte Nasiha an der Hand, rannte hinaus und sprang die Stufen hinauf ins Freie. Sie sollte gar nicht erst auf die Idee kommen, in diesem fensterlosen Raum auf die anderen warten zu wollen. Am Hang ließen wir uns zu Boden fallen und setzten uns so, dass wir die Tür im Auge hatten. Nasiha betrachtete stirnrunzelnd ihren Geosensor, dann tippte sie immer wieder auf ihren Kommunikator und rief Tariks, Jorals und schließlich Lians Namen. Sie bekam keine Antwort.
»Was habe ich getan«, flüsterte sie verzweifelt.
»Nun macht schon«, murrte ich in Richtung auf den leeren Eingang. »Ihr seid alle heil herausgekommen, es kann gar nicht anders sein.«
Eine quälend lange Minute verging, dann erschien Tarik hustend und mit Staub bedeckt. Nasiha ging ihm entgegen, fasste ihn an den Händen und stieß einen tiefen Seufzer aus. Ich lief an ihnen vorbei.
»Lian! Lian? Joral?« Ich fuhr herum. »Wo sind sie?«
Tarik sah mich an. Er wirkte bedrückt und verlegen. »Wir müssen Hilfe holen. Im Ausstiegstunnel hat es einen größeren Einsturz gegeben.«
Ich schlug auf meinen Kommunikator. »Fergus! Rufen Sie den Rettungsdienst. Wir haben zwei Vermisste.«
Wir stiegen zum Senkrechtstarter hinunter, und dort erfuhren wir, dass Fergus bereits den Rettungsdienst angefunkt und über den Kommunikator des Jets auch Lian erreicht hatte. Beide Kollegen waren unverletzt, aber es gab keinen Weg nach draußen. Vergeblich sah Nasiha die Unterlagen durch, die uns das Ministerium geliefert hatte. Die neu entdeckte Höhle war nicht verzeichnet.
Als ich mit Lian und Joral sprach, bemühte ich mich um einen unbeschwerten Tonfall. »Sie müssen das positiv sehen. Sie haben es warm, Sie haben Sonnenlicht, und Sie stecken mitten in der Entdeckung des Jahrhunderts. Schauen Sie sich um, machen Sie Videos für uns. Und finden Sie etwas, worüber Nasiha einen Artikel schreiben kann.«
Noch während des Gesprächs tauchte das erste Team des Rettungsdienstes auf. Es war ein kleiner Trupp von einer nahe gelegenen Forschungsstation, der zwar nicht über schweres Gerät verfügte, aber wenigstens allerlei Scanner mitbrachte, um das Ausmaß des Einsturzes zu bestimmen und festzustellen, wo man mit dem Graben anfangen sollte, wenn die Bagger eintrafen. Auch wir wurden untersucht, wobei Nasiha besondere Aufmerksamkeit zuteilwurde. Dann erklärte man uns für unversehrt, und als wir alles erzählt hatten, was wir wussten, und einiges, was wir nicht wussten, und den Helfern offen gestanden auf wenig hilfreiche Art im Nacken saßen, bemühte man sich, uns zu ignorieren.
»Da Kommunikation noch möglich ist, kann man davon ausgehen, dass sie mit Transpondertechnik zu lokalisieren sind«, sagte Tarik.
»Ich bezweifle nicht, dass wir sie mit der Zeit lokalisieren können«, erklärte der Leiter des Rettungsteams geduldig. »Die Schwierigkeit besteht darin, die Interferenz von Fluktuationen im Magnetfeld miteinzuberechnen, die durch die vulkanische Aktivität entstehen.«
Er war ein blasser Mann, der für dieses
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