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Die beste Welt: Roman (German Edition)

Die beste Welt: Roman (German Edition)

Titel: Die beste Welt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Lord
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und tauschten den Senkrechtstarter gegen ein langsameres, aber bequemeres Shuttle. Zuerst kam es uns ganz selbstverständlich vor, über die alte unterirdische Stadt und die neuen Entdeckungen zu sprechen, die man dort machen könnte, doch je länger wir die Berichte des Rettungsdienstes abhörten, desto schweigsamer wurden wir. Der Zeitrahmen, innerhalb dessen man zu Lian und Joral vordringen wollte, wurde inzwischen nicht mehr in Stunden, sondern in Tagen angegeben.
    Als wir am Abend in Tlaxce City eintrafen, gab es immer noch keine besseren Nachrichten. Die kleine Begrüßungsfeier in der Regierungszentrale war klammheimlich abgesagt worden, und vom Empfang zum Missionsabschluss waren nur ein paar mit Servietten abgedeckte Teller mit verschiedenen Häppchen geblieben. Falls wir Hunger hätten, bemerkte Qeturah wie nebenbei, als wir ihr Büro betraten, aber ich sah die acht Teller auf ihrem Konferenztisch und die schwindende Hoffnung in ihren Augen. Wer wollte es ihr verdenken? Auch ich hatte, als ich aus dem Shuttle stieg, halb und halb erwartet, man würde uns mit der Nachricht empfangen, Lian und Joral wären bereits wohlbehalten zu Hause, man hätte sie mit Überschallgeschwindigkeit vorausgeflogen, um uns zu überraschen. Dllenahkh wirkte niedergeschlagen, aber nicht auf krankhafte Weise, wenn Sie verstehen, was ich meine. Seine Fragen an uns verrieten mir, dass er sich zu überzeugen versuchte, es wäre nicht anders gekommen, wenn er dabei gewesen wäre.
    »Niemand hatte Schuld, Dllenahkh«, sagte ich müde. »Niemand oder alle, wie Sie wollen.«
    »Das ist keine Abschlussbesprechung«, schaltete sich Qeturah hastig ein. »Dafür sind wir nicht in der richtigen Verfassung.« Sie sah Dllenahkh strafend an und fügte betont hinzu: » Keiner von uns. Es ist vielmehr … nun ja, ich wollte, dass wir alle noch ein letztes Mal zusammenkämen, wenn wir schon kein Freudenfest feiern konnten.«
    Ich war unglücklich, aber ich war auch froh, an diesem Ort sein zu dürfen, denn ich wollte nicht allein unglücklich sein, und es gab niemanden sonst, mit dem ich es zusammen sein wollte. Wir trauerten nicht um Lian und Joral. Wir machten uns Sorgen um sie, aber wir hatten immer noch Hoffnung, sie schon bald wiederzusehen. Wir mussten uns damit auseinandersetzen, dass die Mission zu Ende war, dass das Leben, das wir morgen führen würden, ein anderes war, als wir es ein Jahr lang geführt hatten. Dass Lian und Joral fehlten, machte nur noch deutlicher, wie sehr wir einander vermissen würden. Ich schluckte so oft die Tränen hinunter, dass ich mich irgendwann entschuldigen musste, um mir in der Damentoilette gründlich die Nase zu putzen und das Gesicht zu waschen.
    Als ich zurückkam, stand Fergus vor der Tür zu Qeturahs Büro. Er sprach in seinen Kommunikator, doch als ich ihn erreichte, hatte er den Anruf beendet und sah mit einem merkwürdigen Ausdruck im Gesicht auf das Gerät in seiner Hand nieder. Ich hatte ihm ursprünglich nur zunicken wollen, aber die Neugier war stärker. »Was gibt es, Hauptmann?«
    Zuerst sah er mich nicht an. »Das war Lian. Wollte wissen, ob wir gut in die Stadt zurückgekommen seien.« Er sah mir in die Augen, und wir teilten mit einem kurzen verständnisinnigen Blick unseren Schmerz, bevor ihm einfiel, dass er mich ja nicht leiden konnte, und er sich wieder abwandte.
    »Unglaublich, welche Reichweite diese Kommunikatoren …«, begann ich, dann schoss mir etwas durch den Kopf, und ich unterbrach mich mitten im Satz.
    Er musterte mich wie üblich mit tief gerunzelter Stirn. »Sollten Sie irgendeinen Geistesblitz haben, der den beiden helfen könnte, dann behalten Sie ihn nicht für sich. Handeln Sie ausnahmsweise einmal, ohne vorher alles zu Tode zu überlegen.«
    Der Mann blieb mir ein Rätsel. Er kam damit klar, dass sich Qeturah streng an die Vorschriften hielt, aber mich hatte er abgeschrieben, weil ich nicht genug Rebellengeist bewiesen hatte. Ich war sauer und zeigte es auch.
    »Das reicht, Hauptmann«, fuhr ich ihn an. »Die Zentralregierung befasst sich mit Kir’tahsg, also hören Sie auf, mir die Schuld dafür zuzuschieben. Im Übrigen habe ich sicherlich nicht weniger Veranlassung als Sie, mir um Lians Schicksal Sorgen zu machen, und bei Joral habe ich sogar eine ganze Menge mehr Gründe.«
    Ich nahm ihm den Kommunikator ab und betrachtete ihn neugierig. Es war ein Spitzengerät aus Militärbeständen, viel besser als jedes Armbandmodell und jedes zivile

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