Die Beste Zum Schluss
Nonne, ohne eine Miene zu verziehen.
Ich grinse sie an.
»Tja, ohne ein bisschen Glück schafft es keiner durchs Leben.«
»Genau«, sagt sie und lächelt schief.
Wir legen wieder die Köpfe in den Nacken und schauen in den Himmel. Wir rollen durch eine aufwachende Stadt. In meinem Arm meine beste Freundin, neben mir eine Fremde, die einfach mal mitkommt. Leben ist gut.
Atembeschwerden. Ich öffne ein Auge. Lola sitzt in ihrem Pyjama auf mir und hält mir die Nase zu. Ich kneife die Augen gegen die Kopfschmerzen zusammen. Mein Mund ist trocken. Meine Schläfen pochen.
»Was ist?«
»Mama ist krank.«
Was …? Ach so. Ich strecke eine Hand aus und piekse sie in den Magen.
»Mach dir keine Sorgen. Wir haben ein bisschen gefeiert. Übergibt sie sich?«
Sie nickt.
»Das ist gut«, erkläre ich ihr. »So wird sie das böse Zeug in ihrem Magen wieder los. Sie hat was Falsches getrunken. Weißt du noch, als du den bösen Fisch gegessen hast und es dir dann schlecht ging?«
»Aber sie liegt im Badezimmer auf dem Boden.«
Herrje. Ich schließe die Augen. Schlechte Idee. Ich öffne sie wieder.
»Ich komme.«
Sie rutscht von mir runter und wieselt zur Tür. Als sie von meinem Bauch verschwindet, gibt sie den Blick frei auf ein bleiches Frauengesicht. Für einen Moment habe ich Probleme mit der Einordnung. Ohne Kostüm sieht sie gar nicht mehr keusch aus. Im Gegenteil.
»Die Kleine ist einfach über mich rübergeklettert …«, sagt sie und lächelt, als sei das eine gute Sache.
»Sie ist sehr gradlinig«, sage ich und versuche, nicht auf ihre elfenbeinfarbigen Brüste zu schauen. Gleichzeitig merke ich, dass ich unter dem Laken nackt bin, und Kleidung ist nicht das Einzige, was mir fehlt. Erinnerung ist genauso wenig vorhanden. Die Nonne, sie wollte nicht nach Hause. Gut, da ist sie auch nicht. Sie ist ja hier. In meinem Bett. Ach so, ja, das hatte ich ihr versprochen. Gut. Aber warum liege ich hier? Und wieso bin ich nackt? Und warum schaut sie so … intim? Gut, eins nach dem anderen.
Ich rolle mich aus dem Bett, schlüpfe in einen Bademantel und muss mich kurz an der Wand abstützen. Junge, Junge, wenn da mal nicht gleich zwei Leute auf dem Badezimmerboden liegen. Apropos Boden, auf meinem liegen nirgends aufgerissene Kondompackungen. Ist das jetzt gut oder schlecht? Haben wir nicht verhütet? Oder haben wir gar nicht? Oder haben wir anschließend aufgeräumt und gesaugt? Oder nur gesaugt?
Meine Bettbesucherin betrachtet mich. Soll ich sie fragen, wie ich war? Wie sie war? Ob was war? Also, wir kamen hier an und weckten die Babysitterin, dann verschwand Rene ziemlich schnell mit einem ziemlich dreckigen Grinsen in ihr Bett. Eva und ich nahmen noch einen Sekt auf dem Balkon. Zwei Sekt? In der Küche? Drei? Im Bett? Scheißschnaps! Immer wenn ich Hochprozentiges trinke, geht es mir wie Politikern vor Gericht.
Meine Bettgenossin beobachtet mich immer noch.
»Bis gleich«, murmle ich und wanke los.
Das Bad ist leer. Ich brauche eine Weile, um dieses Rätsel zu lösen. Als ich dahinterkomme, ziehe ich weiter zu Renes Badezimmer. Sie hockt mit Slip und T-Shirt bekleidet auf der Kante ihrer Badewanne, den Kopf gesenkt, die Kloschüssel im Blick. Auf dem Boden liegt ein Handtuch. Neben ihr steht Lola und mustert sie bekümmert. Mir wird klar, dass es ein guter Augenblick ist, um souverän zu wirken.
»Okay Süße, da bin ich, alles gut. Mach uns einen starken Kaffee, ja? Wir kommen gleich.«
Ich schwanke noch mal. Sie betrachtet mich. Ich lächle. Sie wirft ihrer Mutter einen bekümmerten Blick zu. Rene winkt leicht, soll wohl beruhigend wirken, wirkt aber wie das Abschiedswinken einer Mumie.
»Mama hat was Falsches gegessen, aber gleich ist alles wieder gut«, sagt sie.
Ich forme ge-trun-ken mit den Lippen. Sie schaut mich verständnislos an. Schließlich schaffen wir es, Lola so weit zu beruhigen, dass sie uns allein lässt. Kaum ist die Tür zu, lässt Rene stöhnend den Kopf hängen.
»Ooooh … ich sterbe.«
»Stimmt.« Ich drehe sie etwas und hebe ihr linkes Bein in die Wanne. »Aber nicht heute«, füge ich sicherheitshalber hinzu und hebe auch das rechte rein. Dann klopfe ich ihr auf den Hintern.
»Zieh dich aus, ich will deine Unterwäsche auf eBay verhökern.«
Sie schielt mich mit einem halb geöffneten Auge an, denkt ziemlich lange darüber nach, dann schüttelt sie den Kopf, stöhnt sofort und hält still.
»Dann nicht.« Ich greife nach dem Duschkopf.
»Oh nein.«
»Oh doch«, sage
Weitere Kostenlose Bücher