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Die Beste Zum Schluss

Titel: Die Beste Zum Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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ich so etwas wie Interesse in ihren Augen.
    »Mögen Sie Meerschweinchen?«
    »Äh, ich habe eins.«
    Ihre Augen öffnen sich weit.
    »Wirklich? Die sind süß, oder? Ich hatte als Kind zwei. Harry und Sally.«
    »Wie in dem Film?«
    »Ja, genau.« Sie kneift die Augen ein bisschen zusammen. »Wie hieß der noch mal …?«
    Ich starre sie an.
    »Der Film mit Harry und Sally?«
    Sie nickt und grübelt noch einen Augenblick, bevor sie das Thema mit einer leichten Handbewegung vom Tisch wischt.
    »Meerschweinchen sind total süß, aber heute würde ich mir keine mehr kaufen. Ich hab in Indien gesehen, dass man sie als Fastfood züchtet. Es gibt dort Meerschweinchenburger. Ich habe sogar einen probiert, ohne es zu wissen. Es schmeckte nicht mal schlecht, aber ich bin ja Vegetarierin.«
    Mögen Sie Meerschweinchen?  – Gegrillt / Anna. Ich freu mich schon auf das Gesicht von Thatcher, wenn sie mir wenigstens ein bisschen in den Popo kriechen muss, um dieses Zitat verschwinden zu lassen. Und jetzt wo wir Haustierfreunde sind, ist es an der Zeit loszulegen. Mein Gesprächseinstieg wurde vom Handy neutralisiert, also was soll’s, direkt drauf.
    »Sind Sie ein Vorbild?«
    Sie zögert, und das zu Recht. Wenn sie jetzt behauptet, dass sie ein Vorbild ist, wirkt das arrogant, und die Leser werden sie niedermetzeln. Behauptet sie aber, dass sie kein Vorbild ist, habe ich eine knallige Überschrift, die Thatcher mir nicht autorisieren würde, aber ein bisschen Spaß muss sein.
    Caro kommt zu einem Entschluss.
    »Ich glaube, jeder versucht, ein Vorbild zu sein …«
    Ich nicke ihr aufmunternd zu.
    »Und was tun Sie, um ein Vorbild zu sein?«
    Sie senkt ihren Blick affektiert nach unten.
    »Ich gehe damit nicht gerne hausieren.«
    »Das verstehe ich«, sage ich verständnisvoll und bleibe dran. »Was unterstützen Sie? Den Tierschutz?«
    »Ich liebe Tiere«, sagt sie sofort.
    Klar, wer nicht. Der Tierschutz hat in Deutschland eine riesige Lobby, die sehr gute Geschäftskontakte mit sich bringt, ähnlich wie der Karneval in Köln. Es hat schon die eine oder andere Karriere gerettet, über Nacht Tierfreund geworden zu sein.
    »Also spenden Sie für den Tierschutz, ja? Beziehungsweise Sie engagieren sich bei Charityveranstaltungen für Tiere, richtig?«
    Sie nickt. Klar. Offiziell machen Promis Charitys unentgeltlich, aber meistens fließt eine Aufwandsentschädigung. Erst letzten Monat durfte ich bei einer Charityveranstaltung für Delfine erleben, dass eine aufgetakelte Schlagersängerin aus den Achtzigern neuntausend Euro für einen zwanzigminütigen Auftritt erhielt. Da hilft man doch gern.
    Ich lächele Caro an.
    »Geld ist ein Tabuthema, aber vielleicht fühlen sich Ihre Fans aufgefordert, mehr für Tiere zu spenden, wenn sie wüssten, wie viel Sie selber spenden?«
    Sie runzelt ihre sonst so glatte Stirn.
    »Sie wollen die genaue Summe wissen?«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    Eigentlich erwarte ich, dass sie jetzt mit einer Stiftung für benachteiligte Kinder anfängt, mit der sie Steuern am Fiskus vorbeischiebt, aber sie sitzt einfach regungslos da und sagt nichts.
    »Alles in Ordnung?«, frage ich sie.
    Sie legt ihren Kopf schief und lächelt freundlich.
    »Sicher. Ein Journalist, der mich herablassend behandelt, das bin ich ja gewohnt.«
    Was?? Ich starre sie an. Hat sie das wirklich gesagt?
    Sie streckt ihre Hand aus und schaltet mein Aufnahmegerät aus.
    »Darum erlaube ich mir manchmal einen Spaß, vor allem wenn der Journalist einen Korruhn-Workshop besucht hat und mich für so blöd hält, dass ich den Titel von Harry & Sally nicht weiß.«
    Was? Wer spricht da?
    Sie dreht sich etwas auf dem Stuhl, damit sie mich besser ansehen kann.
    »Freud sah die Identifizierung mit einem Vorbild als einen psychodynamischen Prozess, der eine Angleichung des eigenen Ich an das Vorbild-Ich zum Ziel hat. Jugendliche brauchen solche Orientierungspunkte, um ihre eigene Persönlichkeit zu entwickeln, und da ich jede Menge Fans habe, bin ich zwangsläufig ein Vorbild, daher ist die Frage, ob ich ein Vorbild bin, zu ungenau. Die Frage müsste lauten, ob es gut ist, dass ich ein Vorbild bin. Sie haben die Frage falsch formuliert, verstehen Sie?«
    Sie lächelt, und in ihren Augen liegt ein vergnügtes Funkeln. Ich sollte jetzt etwas Intelligentes sagen, aber alles was mir einfällt, ist: Drangekriegt. Reingefallen. Ätsch.
    »Sie haben mich die ganze Zeit verarscht.«
    Sie lacht und klatscht begeistert in die Hände.
    »Wenn schon

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