Die Beste Zum Schluss
Thatchers Assistentin in den anderen Wagen. Jeder sucht sich einen Sitzplatz und sagt Hallo. Dann beginnt man zu telefonieren. Modern talking.
Nach ein paar Minuten hält der Wagen wieder. Als wir aussteigen, stehen wir vor einem der Kranhäuser am Rheinufer. Von hier aus kann man das Hotel erkennen, das wir eben verlassen haben. Immerhin haben wir nicht den Heli genommen.
Laut Plan findet hier ein Fantreffen statt, also folgen wir dem Telefonpulk brav ins Gebäude und stoßen dort zum Promipulk, der vor dem Fahrstuhl wartet. Thatcher stellt uns die Geilste vor. Sie begrüßt uns nett mit Handschlag und nimmt dabei sogar kurz den Kopfhörer ab. Dann tut sie, als würde sie meine Kolumnen toll finden und setzt sich den Kopfhörer wieder auf. Ich schaue t r an. Er schaut mich an. Dann warten wir auf den Fahrstuhl. Von den neun Leuten, die hier stehen, telefonieren sechs, vielleicht auch sieben, denn bei Caro bin ich nicht sicher, ob ihre Ohrstöpsel vielleicht mit einem Handy verbunden sind. Ich höre jedenfalls keine Musik, obwohl ich neben ihr stehe. Vielleicht Methode. Durch den Kopfhörer kann sie so tun, als hätte sie eine Autogrammbitte nicht gehört, ohne arrogant zu wirken. Passives Fanabwehrsystem. Um mich zu integrieren, hole ich mein Handy hervor und schreibe eine sm s an mich selbst. Halt durch! Eine Stunde ist rum! Du packst das!
Schließlich landen wir im vierten Stock, einer leer stehenden Etage, in der man eine provisorische Fotokulisse aufgebaut hat. Plakate und Stellfiguren für Caros nächsten Film. Caro wird hier gleich den Gewinner eines Preisausschreibens begrüßen. Ich unterdrücke ein Kreischen. Und dann folgen zwanzig Minuten Langeweile. Irgendwann steht die blonde Assistentin vor mir und bittet mich zum Gespräch. Eine Fangruppe verspätet sich, dadurch sei ein Zeitfenster entstanden, das man für ein Vorgespräch nutzen könnte, wenn ich möchte. Ich möchte. Man bringt mich zu Thatcher, die mich zu Caro führt, und schon sitze ich der Geilsten an einem Tisch gegenüber. Ich stelle mich noch mal vor, frage sie, wie es ihr geht, lobe ihren letzten Film und beschieße sie dann mit eminent wichtigen Fragen, wie der nach ihrem Lieblingstier (Delfin), ihrem Lieblingsfilm (Titanic) und ihrer Lieblingsmodemarke (Armani). Gerade als sie ein bisschen lockerer wird, kommt Thatcher und unterbricht das Gespräch. Die Fangruppe ist da. Ich trotte zu meiner Sitzecke zurück, wo t r versucht, mit der Assistentin zu flirten, die ihn mustert wie eine Maus einen Adler.
Die Bravo hat ein persönliches Treffen zwischen dem Star und einem Zwölfjährigen arrangiert, der in einem Preisausschreiben den Namen von Caro wusste. Er bekommt ein Geschenk, lässt sich mit Caro fotografieren, gesteht ihr stotternd seine Liebe und wird mit großen Schmachtaugen wieder abgeführt. Gott, wo ist das Jugendamt, wenn man es braucht?
Kaum ist das Drama überstanden, schon wird der nächste schmachtende Teenager hereingebracht. Die Eintönigkeit und der Restalkohol tun sich mit meinem Schlafdefizit zusammen und stellen mich vor eine ernste Zerreißprobe. Die Assistentin bringt uns literweise Kaffee, aber er verpufft wirkungslos. Ich frage sie nach etwas Härterem. Sie bietet mir Tee an. So ein Tag ist das.
Viele beklagen, dass das Leben irgendwann endet. Dabei vergessen wir, dass auch alles Unangenehme von endlicher Dauer ist. Zahnwurzelbehandlungen, Schlägereien, schlechter Sex, furchtbare Beziehungen – alles endet mal – sogar Promotermine. Irgendwann sitzen wir wieder in der Zweite-Klasse-Limousine und fahren zum nächsten Tagesordnungspunkt, einer Buchhandlung, in der Caro ihrem ersten Fanclub ihr Leben signieren wird. Der Wagen rumpelt durch die Stadt. Alle telefonieren. Gott, bin ich müde. Das einzig Aufregende ist die Frage, wie lange die blonde Assistentin sich noch gegen t r s Charmeoffensive wehren wird. Er ist wie Plutonium: Um seine Ausstrahlung zu überstehen, braucht es mindestens einen Schutzanzug, besser aber tausend Kilometer Sicherheitsabstand. Die Blondine hat beides nicht und beginnt schüchtern zurückzulächeln. Ich beobachte, wie sie langsam ihrem Siedepunkt entgegensteuert und schätze, dass sie dank t r s Qualitäten heute Nacht eine Kernschmelze erleben wird. Nonne! Das Wort erscheint plötzlich vor meinen Augen, mein Magen macht einen Sinkflug, und meine Erinnerung erteilt mir plötzlich die Freigabe für ein paar Bilder von heute früh.
Bevor ich mich weiter auf das Thema versteifen
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