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Die Beste Zum Schluss

Titel: Die Beste Zum Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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Kommunikationstechnisch betrachtet, hört er in dem Moment, in dem er das Redaktionsgebäude verlässt, auf zu existieren.
    Ich mustere eine Möwe, die das regungslose Stehen im Wind perfektioniert hat. Dann merke ich, dass es ein Fleck auf der Scheibe ist, und im selben Moment wird mir klar: Ich werde erst Chefredakteur, wenn Gerd seinen Lebensmittelpunkt freiwillig aufgibt. Und wenn nichts Unvorhersehbares passiert, wird er das erst tun, wenn man ihn zwingt. Und wer sollte ihn zwingen?
    Ein Schwein quiekt. Renes Foto leuchtet. Ich gehe ran.
    »Holst du die Kinder?«
    »Ich werde nicht Chefredakteur.«
    »Wieso nicht?«
    »Gerd bleibt noch ein Jahr.«
    Sie denkt einen Augenblick darüber nach.
    »Er ist fast sechzig, oder? Also ist es bloß eine Frage der Zeit. Du kannst es aussitzen. Bis dahin wirst du eben mit deinen zwölf Wahnsinnsmonatsgehältern auskommen müssen. Gibt Schlimmeres.«
    Ich nicke. Sie hat recht. Es gibt Schlimmeres.
    »Also, holst du die Kinder?«, fragt sie.
    Ich unterbreche die Verbindung und lege das Handy weg. Von der Seite spüre ich Vanessas Blick. Als ich genervt rüberschaue, ist ihr Büro leer. Super, jetzt bekomme ich schon Halluzinationen. Aber Rene hat recht. Es gibt Schlimmeres. Ich brauche nur noch so ein bis neun Jahre zu warten, dann habe ich den Job. Wenn Vanessa ihn nicht bekommt. Gott, wenn ich daran denke, noch ein Jahr durchzuhalten, bloß um dann vielleicht die Kündigung von dem Stück zu bekommen …
    Ich schaue wieder über den Rhein. Von hier aus kann man die Domspitzen sehen. Dort saß ich gestern mit Eva und fühlte mich besser. Viel besser. Ich klicke wieder auf Google Maps und zoome ganz nahe an Tofino heran. Scheint eine schöne Ecke zu sein. Ein paar Kilometer weiter ist ein Nationalpark. Ich mag Parks. Es ist wichtig, manchmal ein paar Stunden unter einem alten Baum zu sitzen. Man muss ja nicht alleine da sitzen …
    Ich öffne die Seite mit den Reiseangeboten noch mal. Man könnte schon morgen fliegen, wenn man wollte, jaja. Aus reiner Neugierde schaue ich mir die Flugzeiten an. Gar nicht schlecht. Aufstehen, duschen, Kaffee, ab in den Flieger …
    Ich klicke auf den Link der Fluggesellschaft. Dank des Automatisierungsskripts werden meine Kontodaten automatisch ausgefüllt. Theoretisch bräuchte ich nur noch einmal zu klicken. Schon witzig, wie schnell so was heutzutage geht. Nix mit ins Reisebüro gehen und warten und erklären und schlechten Kaffee trinken und Kataloge wälzen, nö – klick und weg.
    Auf dem Bildschirm bedankt sich ein Reisebüro für meine Buchung.
    Ich schließe meine Augen und öffne sie wieder. Ich reise morgen nach Kanada. Ein Glücksgefühl durchflutet mich, und gleichzeitig weiß ich, dass es absolut nicht geht. Ich kann doch nicht alles über den Haufen schmeißen, bloß weil ich eine Frau mag. Herrgott, das Thema hatte ich doch schon hundertmal, und was ist dabei rumgekommen? Stress, Verletzungen und Möbelmangel.
    »Was zum Teufel tust du da?«, sagt eine Stimme.
    Ich schaue mich um. Keiner da. Verstehe. Ich schaue wieder auf den Bildschirm, wo man sich immer noch für die Buchung bedankt. Kann man sicher stornieren. Klar, kann man. Muss man aber nicht. Sollte man aber. Oder? Oder nicht? Kanada kann-er-ja? Herrje, ich drehe durch. Allein der Gedanke einfach aufzustehen und dieses Büro zu verlassen, nach Hause zu fahren, zu packen, um Eva wiederzusehen …
    Ein Schwein quiekt. Ich gehe ran.
    »Wehe du legst wieder auf!«, schnauzt Renes Stimme.
    »Da siehst du mal, wie das ist. Weißt du, was ich gerade getan habe?«
    »Mads«, sagt sie und klingt gestresst. »Holst du sie bitte?«
    »Mach ich ja, aber weißt du, was ich gerade – «
    Sie legt auf. Dann eben nicht. Ich lege das Handy weg, falte meine Hände im Nacken, lehne mich zurück und schaue aus dem Fenster. Irgendwo da draußen sitzt Eva in einem Flugzeug, vor sich eine spannende Zukunft. Ich wäre gern Teil dieser Zukunft. Doch dafür müssen wir uns wiedersehen. Gut. Plötzlich wird mir klar, dass ich morgen nach Kanada fliege, um eine Beziehung zu beginnen. Oder sie fortzusetzen. Sie auf jeden Fall zu zementieren. Ich bin nicht mehr Single! Morgen wird Zement angerührt! Ha! Ich habe seit zwei Tagen eine Beziehung! Mir ist danach, Einladungen zu verschicken. Wieso feiern wir eigentlich nicht den ersten Augenblick, in dem uns wirklich klar wird, dass wir Ja sagen? Der Anfang von allem. Eva. Meine nächste Freundin. Und vielleicht die letzte. Oh Mann. Carpe

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