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Die Beste Zum Schluss

Titel: Die Beste Zum Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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auch du daran stirbst! Und was Lola angeht, lass uns endlich diesen verdammten Gentest machen, den wir schon damals machen wollten, dann wissen wir endlich Bescheid, ob sie das Krebsgen hat oder nicht.«
    Ein Schatten der Angst fliegt über ihr Gesicht.
    »Ich weiß, aber …«, sie umklammert die Emaille mit beiden Händen, ihre Knöchel werden weiß, »was, wenn sie es hat?«
    »Dann überlegen wir uns, wie wir damit umgehen«, sage ich. »Ich habe einen Haufen Informationen auf dem Laptop, was man in diesem Fall am besten tut, am besten liest du dir alles mal durch. Danach entscheiden wir, was zu tun ist, ja?« Ich stupse sie leicht an die Schulter. »Wir kriegen das hin, okay?«
    Sie atmet kräftig durch und klammert sich immer noch ans Waschbecken.
    »Okay«, stößt sie aus und saugt Luft in die Lungen.
    Ich ziehe sie an mich.
    »Du bist nackt«, murmelt sie, macht aber keine Anstalten, sich zu befreien.
    »Darauf wartest du doch seit Jahren.«
    Es dauert einen Moment, bis sie auf mein Ablenkungsangebot reagiert.
    »Schmink dir das ab, Junge«, sagt sie und befreit sich aus meiner Umarmung.
    Ich wackele mit den Augenbrauen.
    »He, überleg dir das noch mal, deine Kinder mögen mich, und ich habe einen Job.«
    »Stimmt auch wieder«, sagt sie und schaut skeptisch an mir herunter. »Und ganz klein ist er ja nun auch nicht …« Sie scheint dem noch was hinzufügen zu wollen, aber ihr geht die Puste aus. Sie hebt ihren Blick, schaut mich mit großen Augen an, in denen nackte Verzweiflung steht. »Was mache ich, wenn ich nicht mehr arbeiten kann?«
    »Einen Anwalt auf Volker hetzen, damit er seine Alimente zahlt? Wie viel schuldet er dir? Vier Jahre?«
    Wie immer bei dem Thema endet das Gespräch. Sie senkt den Kopf und lehnt ihre Stirn gegen meine Brust. Ich warte auf Anzeichen, dass sie weint, aber da kann ich lange warten. Sie steht einfach da und lässt sich halten.
    »Wir kriegen das hin«, sage ich und streichele ihre Haare. »Und jetzt hör auf, mir auf den Familienschmuck zu glotzen.«
    Sie löst sich und lehnt sich gegen das Waschbecken. Ich hülle mich in ein Handtuch und setze mich auf die Kante der Wanne. Eine Spinne sitzt neben der Steckdose an der Wand. Muss neu in der Gegend sein, sonst hätte Oscar sie längst gefangen und ihr mit Lebensmittelfarbe einen Punkt auf den Rücken gemacht.
    »Wann ist die o p ?«
    »Am Dienstag.«
    Ich schaue sie überrascht an.
    »So schnell? Was sagen wir den Kindern?«
    Sie verschränkt die Arme. »Ich weiß es nicht«, murmelt sie. »Meine Eltern haben mich damals aufgeklärt, aber ich war schon älter, als Mama krank wurde. Die beiden sind noch so klein.«
    »Ja, aber irgendwas müssen wir ihnen sagen. Lola kriegt eh schon alles mit.«
    Sie schaut mich düster an.
    »Soll ich ihnen etwa sagen, dass Mama dieselbe Scheiße hat wie Oma, die jetzt auf dem Friedhof liegt?«
    Ich schaue kurz an die Decke und versuche, ruhig zu bleiben.
    »Wir sagen ihnen einfach die Wahrheit. Mamas Brust ist krank und muss zur Operation ins Krankenhaus. Danach wirst du noch eine Zeit lang zu Hause bleiben, um dich zu erholen, und hast deswegen viel mehr Zeit für sie, und darauf freust du dich.«
    Sie denkt drüber nach. Schließlich nickt sie langsam.
    »Okay. Ich sage es ihnen, wenn wir ankommen.«
    Für einen irrwitzigen Moment habe ich die Hoffnung, dass wir zusammen in einen Flieger klettern und nach Tofino reisen.
    »Ankommen?«
    »Ich will nach Hause.«
    Für einen Moment frage ich mich, ob sie verwirrt ist. Dann fällt der Groschen.
    »Nach Aachen ?«
    Sie nickt und legt mir eine Hand auf den Arm.
    »Ich will zu Papa. Er braucht mich jetzt, wo Edith nicht mehr da ist …« Sie lächelt kläglich. »Wie würdest du dich fühlen, wenn ich sterbe und die Kinder besuchen dich nicht.«
    »Hör auf mit dem Scheiß, du stirbst nicht.«
    »Edith schon.« Sie drückt meinen Arm fest. »Sie ist tot, Mads! Tot!« Der Schmerz in ihren Augen raubt mir den Atem. »Papas beste Freundin ist nicht mehr da, er ist einsam. Er braucht mich.«
    Ich mustere ihr Gesicht, und endlich fällt der Groschen. Sie braucht ihn. Bei ihm fühlt sie sich sicher. Sicherer als bei mir. Logisch. Er ist der Mann, der das alles schon mal durchgemacht hat. Er weiß, was zu tun ist.
    »Ich will die Zwerge während der o p bei ihm lassen, da können sie raus und spielen, und der Opa ist immer da.«
    »Du hast recht«, stimme ich ihr zu. »Das ist das Beste für alle.«
    Sie nickt und lässt meinen Arm los.
    »Ich

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