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Die Beste Zum Schluss

Titel: Die Beste Zum Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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legt eine Hand auf meine und schaut mich mit dramatischen Augen an.
    »Hast du schon mal Menschen ohne Hoffnung gesehen?« Sie schüttelt ihren Kopf. »Oh, es gibt nichts Traurigeres im Leben. Wirklich. Ob beim Lieben oder Lotto, der Mensch braucht Zukunftsglaube. Darum stirbt die Hoffnung ja auch zuletzt, danach gibt es nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnt.«
    Ach, ich liebe überzeugte Menschen, die mich überzeugen wollen. Außer natürlich, es sind Rechtsradikale. Die flippen immer so aus, wenn man ihre Argumente widerlegt.
    »Rossella, du bist klasse.«
    Sofort ist ihr Lächeln wieder da.
    »Danke schön.«
    Ihre schwarzen Augen versprühen Esprit. Ich schüttele bedauernd den Kopf.
    »Aber Hoffnung ist nicht alles. Ich kann dieser Frau nicht nachreisen, doch ich denke noch an sie.«
    »Dann hör auf, an sie zu denken, und genieß dein Leben.«
    »Geht nicht«, sage ich bedauernd. »Es ist einfach der falsche Augenblick.«
    »Es gibt keinen perfekten Augenblick, außer man macht ihn perfekt.«
    »Herrje«, lache ich. »Du hast wohl für alles einen Spruch.«
    »Checker stehen auf so was«, sagt sie. »Sie folgen erst ihrem Herzen, wenn man ihren Kopf überzeugt hat.«
    Man kann ihre Energie mit Händen packen, und an jedem anderen Tag würde ich mein Glück versuchen, weil sie so süß und sexy und offen und warmherzig ist. Doch ich entwickele mich langsam zu einem Experten für falsches Timing. Was auch immer sie in meinen Augen sieht, ihr Lächeln verblasst, und schließlich tippt sie sich mit einem Finger kurz auf ihre vollen Lippen.
    »Bist du einer der Männer, die nie wirklich Ja sagen können?«
    »Nein. Aber die Sache ist halt kompliziert. Ich bin in sie verliebt, aber sie ist ausgewandert, und ich kann nicht einfach hier weg, meine Freundin braucht mich.«
    Beeindruckt sie nicht besonders. Sie zuckt die Schultern.
    »Man denkt immer, alles ist kompliziert, aber glaub mir, sobald man etwas tut , werden die Dinge ganz einfach.«
    Vielleicht hat sie recht. Vielleicht denke ich zu viel. Vielleicht sollte ich einfach mit Rossella gehen und mir etwas Hoffnung schenken lassen. Wirf das alte Los weg! Zieh ein neues Los und träum vom Hauptgewinn!
    Rene bleibt vor uns stehen und klaut meine Flasche. Sie trinkt sie halb leer, drückt mir die Flasche wieder in die Hand und verpasst Rossella ein schönes Lächeln.
    »Na Schwester, hat er dich schon mit seinem Verliebtheit-ist-das-Ende-der-Zivilisation-Quatsch vollgeheult? Einfach ignorieren. Er ist nur etwas schüchtern, weil er so schlecht im Bett ist.«
    Ich starre sie an. Ihre Augen funkeln vergnügt. Sie schnappt sich ihre Jacke.
    »So. Ich finde alleine nach Hause, warte nicht auf mich. Ich komme, bevor die Kinder wach sind.«
    Darauf wette ich. Ich schaue über ihre Schulter zum Ausgang, wo Juan wartet. Er trägt Jacke und Hut und sieht aus wie eine Filmfigur. Ich nicke ihm zu. Er ignoriert mich. Machos.
    »Viel Spaß noch«, sagt Rene und stupst mich an. »Sei nicht blöde«, flüstert sie viel zu laut. »Die ist klasse!«
    Sie lächelt Rossella an und geht auf den Ausgang zu. Juan legt seinen Arm um sie und zieht sie durch die Tür, ohne mich zu beachten. Es ist das erste Mal seit Jahren, dass ich Rene mit einem Mann verschwinden sehe. Ich lausche in mich. Nichts als Freude. Der letzte Typ, mit dem ich sie sah, bekam keinen Sex, drehte ihr aber immerhin die Unfallversicherung an. Ich hoffe, Juan dreht ihr was ebenso Gutes an.
    Ich wende mein Gesicht und blicke in große schwarze Augen. Rossella ist um die Theke herumgekommen und steht so nahe vor mir, dass ich ihren Atem rieche. Fast trete ich einen Schritt zurück.
    »Na, noch mal tanzen?«
    Bevor ich etwas erwidern kann, kommt ihr Gesicht näher. Ich bewege mich nicht. Sie drückt ihre Lippen sanft gegen meine und schließt ihre Augen. Ich denke an Eva. Vielleicht küsst sie auch gerade jemanden und denkt an mich.
    Rossella öffnet ihre Augen, mustert meine, dann zieht sie sich zurück, und von einem Moment auf den anderen verändert sich ihr Wesen.
    »Tut mir leid«, murmele ich.
    Sie nickt, ohne zu lächeln. In ihren Augen steht weder Enttäuschung noch Vorwurf. Zum ersten Mal sehe ich feine Linien und Fältchen in ihrem Gesicht. Vielleicht ist sie fünfzig. Vielleicht älter.
    »Wenn du nicht tanzen willst, dann solltest du jetzt gehen, ja?«
    »Okay.«
    Als ich eine Hand in meine Hosentasche stecke, winkt sie ab.
    »Danke für den Unterricht«, sage ich und meine auch das Tanzen.
    Sie nickt

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