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Die Beste Zum Schluss

Titel: Die Beste Zum Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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hat.
    Ich öffne das Tor und gehe durch den ruhigen Garten. Auch hier passiert nichts, dennoch atme ich erst auf, als ich die Haustür hinter mir schließe. Das Haus ist still. Keine Gefahr weit und breit. War nur ein Gefühl, und Gefühle liegen oft falsch. Niemand weiß das besser als ich.
    Ich werfe einen vorsichtigen Blick ins Schlafzimmer. Oscar liegt immer noch neben dem Bett auf einer Matratze, Sulke hat sich verzogen. Lola liegt im Bett zwischen den Decken. Sie umklammert ein Kissen mit beiden Armen. Ich wünschte, ich wäre das.
    Ich ziehe die Tür zu und schleiche den Flur runter zu meinem Kinderzimmer. Als ich an der offenen Küchentür vorbeikomme, bewegt sich etwas im Dunkeln.
    »Ich bin’s«, sagt eine tiefe Stimme.
    Fast kriege ich einen Herzinfarkt. Von draußen fällt schwacher Mondschein in die Küche und zeigt den Umriss eines Mannes, der am Küchentisch sitzt. Ich lehne mich schlapp gegen den Türrahmen und warte, bis mein System den Schreck verarbeitet hat.
    »Was tust …«, beginne ich und weiß dann nicht, ob ich ihn siezen soll, »… man hier?«
    Grundgütiger.
    »Ich brauche nicht viel Schlaf. Wo ist meine Tochter?«
    Wird gerade von Don Juan flachgelegt.
    »Tanzen.«
    Ohne aufzustehen, streckt er die Hand aus und öffnet den Kühlschrank. Es geht kein Licht an. Er nimmt zwei Bierflaschen heraus. Beide öffnen sich in seiner Hand, ohne dass ich irgendwo einen Öffner sehe. Er stellt eine Flasche vor sich, die andere schiebt er über den Tisch, bis sie vor dem gegenüberliegenden Stuhl steht. Auf dem Bau gleicht das wahrscheinlich einer formellen Einladung.
    »Wieso sitzen Sie im Dunkeln?«, frage ich und setze mich an den Tisch.
    »Es gibt nicht viel zu sehen.«
    Auch wieder wahr.
    Er hebt seine Flasche und prostet mir zu. Wir trinken einen Schluck. Stille breitet sich aus. Mit Eva war schweigen toll. Mit ihm macht es mich nervös. Er hat irgendwas auf dem Herzen.
    »Dieser Volker …« Wieder dieser Unterton. »Was wird der machen, wenn er von der Krankheit erfährt?«
    »Vermutlich einen Film über Brustkrebs drehen.«
    Er knipst eine kleine Tischlampe an und mustert mich in dem schwachen Licht. Okay, keine Witze mehr.
    »Er wird nicht auf der Matte stehen?«
    »Unwahrscheinlich.«
    Er nickt bedächtig. Ich nicke bedächtig. Er trinkt einen Schluck. Ich mache es ihm nach. Er stellt die Flasche ab. Ich stelle die Flasche ab.
    »So gesehen, bist du der Mann im Leben meiner Tochter …«
    Geht das wieder los. Ich trinke einen Schluck alleine.
    »Die Wohnung gehört dir, richtig?«
    »Der Mietvertrag läuft auf meinen Namen«, verbessere ich ihn und fühle mich von seinem Blick genötigt, weiter zu erklären. »Ich wohnte da schon, bevor Rene einzog.«
    Auch darüber denkt er gründlich nach. Meine Flasche ist fast leer, bevor er wieder spricht.
    »Und diese Frau … Was passiert, wenn sie doch wiederkommt?«
    Gott, schon der Gedanke, dass Eva vielleicht wiederkommen könnte, lässt mein Herz auf mich einschlagen. Zwei verfluchte Tage, und es fühlt sich an, als sei ein Teil von mir verschwunden.
    »Sie kommt nicht wieder.«
    »Aber falls doch«, beharrt er, »was dann?«
    Gott, was will er? Dass ich Eva nachreise und sie um die Ecke bringe, damit sie nicht stört?
    »Egal, was passiert«, sage ich, »zu Hause bleibt alles beim Alten.«
    Er senkt den Kopf und schaut auf die Flasche. Er dreht sie ein bisschen hin, dann wieder ein bisschen zurück. Ein bisschen nach links, wieder zurück. Dann nach rechts, wieder zurück. Ich kann circa fünfundvierzig Sekunden die Luft anhalten. Ich beende gerade die zweite Runde, als er weiterspricht.
    »Also sehen die Lütten euch eigentlich nie mit anderen?«
    Keine, bis auf eine …
    »Eigentlich nicht.«
    »Also, seid ihr beide eigentlich wie eine normale Familie. Ihr kümmert euch um die Lütten und verbringt euer Leben zusammen …«
    Irgendwas in seinem Tonfall sagt mir, dass wir uns langsam dem Punkt nähern, um den es ihm geht. Also nicke ich, damit wir vor Lolas erster Abiparty ins Bett kommen.
    Die Flasche verharrt still zwischen seinen Fingern.
    »Du möchtest also dein Leben mit meiner Tochter verbringen.«
    Lustige Formulierung. So habe ich das noch nie gesehen. Gott, feiern wir irgendwann goldene Freundschaft? Und was machen wir bloß, wenn die Kinder aus dem Haus sind? Kaufe ich mir dann einen Porsche und bumse eine Achtzehnjährige, während Rene Italienischkurse belegt und den Garten umgestaltet?
    Ich wische mir das Grinsen aus dem

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