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Die bestellte Braut

Die bestellte Braut

Titel: Die bestellte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Staub
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wenigstens halbwegs ins Reine bringen müssen. Sie würde sich bei ihm entschuldigen!
    Erleichtert darüber endlich eine Entscheidung getroffen zu haben, kehrte Miss O'Brian in der Abenddämmerung nach Green Hollow zurück. Wie schnell sie allerdings die Gelegenheit dazu bekommen sollte, ihren guten Vorsatz in die Tat umzusetzen, ahnte sie nicht.
    Die Sonne war noch nicht ganz untergegangen, aber von Osten her zog schon das dunkle Tintenblau der Nacht herauf, als Miss Finney durch die fast gänzlich verlassenen Straßen von Green Hollow lief. Sie würde noch zu spät zum Dinner kommen. Was dann die Konsequenz haben würde, dass Doc Daves Frau sie in ihrer gutmütigen Art ausfragen würde, wo sie gewesen sei und was sie so lange aufgehalten hatte.
    Kurz vor dem Green Hotel wechselte sie die Straßenseite ohne zu bemerken, dass sie so direkt am Gemstone vorbeilaufen würde. Dieser Fehler wurde ihr erst klar, als ihr eine etwas lallende Stimme zurief: „Hey Lady, Lust auf'n Schlückchen?“
    Mehr aus Reflex als aus wirklichem Interesse blieb Steffiney für einen Augenblick stehen und wandte sich halb um. In Boston war ihr etwas Derartiges nicht untergekommen. Unsicher darüber, wie sie sich verhalten sollte ohne unhöflich zu sein, sagte sie leise: „Nein, danke, nein. Ich muss... Ich hab es eilig, ich muss gehen.“
    Wenn der erste Fehler gewesen war so spät am Abend am Gemstone vorbeizulaufen, dann war der Zweite, dass sie für einen Betrunkenen überhaupt Halt gemacht hatte. Gerade als die junge Frau weitergehen wollte, hatte der lallende Kerl sie am Arm gepackt. Er stank bestialisch nach Whisky, seine Kleidung war zerschlissen und verschmutzt und ganz offensichtlich war die Tatsache, dass Steffiney kurz stehen geblieben war, für ihn Aufforderung genug ihren Korb nicht ernst zu nehmen.
    „Die Lady ziert sich. Will sich wohl bittn lassn?“ Sein Griff war für einen Betrunkenen überraschend fest und so zog er Finney noch ein Stück näher zu sich heran.
    Im ersten Moment war sie wie gelähmt. So etwas war ihr noch nie passiert und für einen kleinen Augenblick fragte sie sich: Darf er das denn?
    Glücklicherweise gewann ihre Empörung über so ein Verhalten schnell die Oberhand. Bevor der Säufer noch wusste wie ihm geschah, hatte Steffiney ihm kraftvoll gegen das Schienbein getreten.
    Mit einem Schmerzensschrei und einem Fluch lockerte sich der Griff des Säufers etwas und während die junge Frau versuchte sich endgültig freizumachen, ertönte hinter ihr plötzlich eine wohlbekannte Stimme. „Finger weg von ihr oder es wird Dir leid tun!“
    Das reichte und Miss Finney, die sich mit aller Kraft gegen den Griff gestemmt hatte, flog unversehens nach hinten, als der Fremde sie plötzlich losließ. Eigentlich hatte sie damit gerechnet im Staub zu landen, aber sie prallte mit dem Rücken gegen etwas, dass ihren Fall ausbremste. Oder besser gesagt: Gegen jemanden. Augenblicklich schloss sich ein Arm um ihre Mitte und hielt sie fest.
    „Verschwinde Danvers, bevor ich mich vergesse!“, verlangte ihr Retter und der stinkende kleine Mann warf Steffiney und ihrem Beschützer einen funkelnden Blick zu, bevor er sich umwendete. „Wirste noch bereun, Sullivan...“, murmelte er im Weggehen und verschwand dann im Inneren des Gemstone.
    Die junge Frau atmete auf. Allerdings wandelte die Erleichterung sich umgehend in eine kribbelige Aufregung, als ihr klar wurde, dass es Luke gewesen war, der trotz ihres unmöglichen Benehmens für sie Partei ergriffen hatte.
    Langsam drehte sie sich um, aber noch bevor sie irgendetwas sagen konnte, beugte der schwarzhaarige Cowboy sich leicht zu ihr herunter. Sein Arm lag immer noch um ihre Taille und er sah überaus besorgt aus. „Geht es Ihnen gut? Hat er Ihnen irgendwas getan?“
    Verwirrt nickte sie erst und schüttelte dann den Kopf. „Nein. Ich meine, nein es ist mir nichts passiert. Vielen... vielen Dank.“
    Nachdem Luke sich sicher sein konnte, dass Miss O'Brian mit einem Schrecken davon gekommen war, ließ er sie los und richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf. Das Gefühl, das ihn überfallen hatte, als er Finney O'Brian im Griff von Danvers, dem Säufer, gesehen hatte, gefiel ihm gar nicht. Seiner Meinung nach war es etwas zu intensiv gewesen. Und so suchte er Zuflucht im Angriff.
    „Was fällt Ihnen überhaupt ein um diese Zeit allein vor dem Gemstone herumzulungern? Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?“, knurrte er zwischen den Zähnen

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