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Die bestellte Braut

Die bestellte Braut

Titel: Die bestellte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Staub
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Stelle drehte Steffiney sich schwungvoll um, in der einen Hand das Buch, die andere über dem Herzen. Der Rest des Sonetts blieb ihr allerdings im Halse stecken.
    Wie das Kaninchen vor der Schlange starrte sie zur Eingangstür. Sie hatte einen ungebetenen Zuhörer gehabt und wer weiß, wie lange er da schon stand. Die junge Frau wurde erst leichenblass, dann feuerrot.
    „Mr. Luke hat's bestellt.“ Die gute Laune der kleinen Ladenhüterin war anscheinend vollends wiederhergestellt und mit einem Quietschen hüpfte sie auf den ungebetenen Besucher zu. „Wollen Sie Ihr Buch abholen, Mr. Luke?“
    Entgeistert schloss Steffiney die Augen. Das hatte ihr nun gerade noch gefehlt! Wieso musste Luke Sullivan ausgerechnet jetzt hier hereinschneien? Er schien ein Talent dafür zu haben, sich in unpassenden Momenten an sie heranzuschleichen!
    Der älteste Sullivan-Bruder fing seine kleine Bewunderin auf und hob sie kurz hoch. „Na Du kleine Unruhestifterin, hast Du jemand Neuen gefunden, dem Du auf die Nerven gehen kannst?“, fragte er mit einem breiten und verwirrend attraktiven Lächeln, wie Steffiney feststellen musste.
    „Ich gehe niemandem auf die Nerven!“, entgegnete Harriet entrüstet. „Miss Finney hat mir grad aus Deinem Buch vorgelesen.“
    „Ja, das war nicht zu überhören.“ Es war nicht auszumachen, was Luke Sullivan über diese kleine Privatvorstellung dachte. Er musterte die junge Frau eingehend, die unter seinem Blick, wenn irgend möglich, noch weinroter wurde.
    „Miss Finney, wenn ich groß bin, werden Luke und ich heiraten. Hat er Ihnen das schon erzählt? Wenn Sie wollen, können Sie dann das komische Gedicht auf unserer Hochzeit vorlesen.“ Harriets zukünftiger Ehemann schaffte es nicht ganz ein Lachen zu unterdrücken, ob dieser akribischen Planung seiner Hochzeit. Miss O'Brian dagegen war viel zu verwirrt, um die Komik des Augenblicks zu erfassen. „J-j-jaaa...Nein... Ist gut...Ich...“
    Jetzt kam Luke auch noch zu ihr herüber und sie hatte ehrlich gesagt nicht die geringste Ahnung, was sie machen sollte. Bis jetzt hatte sie es ganz gut geschafft sich nicht mit der Frage zu beschäftigen, wie sie dem ältesten Sullivan bei ihrem nächsten Treffen begegnen sollte.
    Hätte sie gewusst, wie verwirrt auch Luke war, wäre sie sich vielleicht nicht ganz so dumm vorgekommen.
    Die zierliche Frau, die in dem sonnendurchfluteten Laden Shakespeare rezitierte, hatte in Lukes Magengrube ein eigentümliches Kribbeln ausgelöst, für das er sich eigentlich schon zu alt hielt. Und das auch völlig unangebracht war, da er wütend auf sie sein sollte, nachdem sie seine Entschuldigung so in den Wind geschlagen hatte. Er war sich vorgekommen wie ein dummer kleiner Schuljunge...
    So aber sah sie nur seine ausdruckslose Miene und fürchtete, es sich auf ewig mit ihm verscherzt zu haben. „Tu-tut mir leid“, stotterte sie und streckte ihm sein Buch entgegen. Kaum dass er danach gegriffen hatte, ließ Steffiney ein übereiltes „Ich muss gehen“ hören und stürzte aus dem Laden, als wären die Reiter der Apokalypse hinter ihr her.
     
    *William Shakespeare, Auszug aus dem Sonett 116 in der Übersetzung von Hanno Helbing (1983)
     

Ich habe hier nicht herumgelungert!
     
    Als Steffiney ihren Fuß auf die erste Treppenstufe der Veranda zu Doc Daves Haus setzte, wurde ihr klar, dass sie sich mit einer Flucht zu Mrs. Trudi nur vom Regen in die Traufe begeben würde. Mrs. McAbberty würde es nicht böse meinen, aber ihr zwangsläufig mit ihrem freundlichen Geplapper den letzten Nerv rauben. Und neugierige Fragen, ob sie schon gehört hatte, dass Luke Sullivan wieder zurück war und ob sie ihm schon begegnet sei, waren momentan das Letzte, was sie gebrauchen konnte.
    Resigniert entschloss sie sich zu einem langen, langen Spaziergang. Solange sie sich in der Nähe der Stadt aufhielt, sollte das auch nicht allzu gefährlich sein.
    Eigentlich wusste Steffiney längst, was sie tun musste. Es fiel ihr nur etwas schwer der Wahrheit in die Augen zu sehen, dass sie sich Luke Sullivan gegenüber genauso unfair benommen hatte, wie er sich ihr gegenüber. Wieso war es überhaupt so schwer sich zu einer Entschuldigung durchzuringen? Sie war sich ziemlich sicher, dass ihr so etwas bei Charlie oder Josh oder sonst wem leichter von der Hand gegangen wäre.
    Aber es half alles nichts. Wenn sie mit dem Rest der Sullivan-Familie weiterhin so freundschaftlich verkehren wollte, dann würde sie die Sache mit dem ältesten Bruder

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