Die bestellte Braut
hervor.
Steffiney glaubte ihren Ohren nicht trauen zu können. Und da der Schreck ihr immer noch in den Knochen saß, fauchte sie giftig zurück: „Ich habe hier nicht herumgelungert! Ich kam von einem Spaziergang! Und außerdem war ich nur wegen Ihnen hier draußen!“
Erschreckt hielt die junge Frau plötzlich inne. Was erzählte sie denn da?
Und Luke war von dieser Eröffnung mindestens genauso überrascht wie sie. Das konnte man auf seinem Gesicht deutlich lesen.
„Verflixt! Ich meine.... Ich war natürlich nicht wegen Ihnen hier draußen! Ich habe in Ruhe nachdenken wollen und war deswegen spazieren. Ich hab über Sie nachgeda...“ Wieder brach sie mitten im Satz ab. Das wurde ja immer schlimmer!
„Wieso müssen wir uns immer streiten, sobald wir miteinander reden?“, fragte sie schließlich halb ärgerlich, halb erschöpft.
Luke wusste ganz offensichtlich nicht, ob er lachen oder wütend sein sollte. Diese kleine Person kostete ihn definitiv zu viele Nerven!
„Kommen Sie, ich bring Sie nach Hause“, sagte er stattdessen einfach. Mit hochrotem Kopf und einem Nicken schloss Steffiney sich ihm an und die beiden gingen langsam die verlassene Hauptstraße entlang.
„Wieso sind Sie eigentlich noch hier in der Stadt?“, versuchte sie schließlich das peinliche Schweigen zu brechen, während sie den Straßenstaub einer eingehenden Musterung unterzog.
„Ich bin heute aus Clarksville zurückgekommen und Jim wollte mir noch ein paar Pläne für seine Silbermine zeigen. Er hat angeboten, dass ich bei ihm übernachten kann. Praktischer als heute noch auf die Ranch hinaus zureiten“, erklärte der älteste Sullivan, doch danach herrschte wieder Schweigen. In Gedanken versuchte Steffiney verzweifelt einen Anfang für ihre Entschuldigung zu finden und bekam dabei gar nicht mit, dass sie auf die Bemerkung ihres Begleiters nicht einging.
Luke brachte sie noch die Treppen zur Veranda hinauf, als sie endlich an Doc Daves Haus ankamen und wollte sich verabschieden. Jetzt oder nie. Als ihr Retter sich zum Gehen wendete, nahm Steffiney ihren ganzen Mut zusammen.
„Mr. Sullivan, bitte warten Sie! Ich... ich muss Ihnen etwas sagen.“ Unruhig registrierte sie, dass Luke wieder zwei Schritte auf sie zukam.
Wieso nur musste er das immer machen? Jedes Mal wurde sie so furchtbar nervös, wenn er ihr so nahe war. „Ich war so lange spazieren, weil ich über Ihre Entschuldigung nachdenken wollte und wie... wie ich darauf reagiert habe. Das war nicht... Ich hab.... Es tut mir wirklich leid, was ich gesagt habe. Können wir es nicht gut sein lassen und einfach sagen, wir sind quitt?“
Steffiney sah ihn dermaßen flehentlich von unten herauf an, dass Luke einfach nicht anders konnte, als zu lächeln.
„Mit Vergnügen. Aber bitte tun Sie mir einen Gefallen, Miss Finney. Nennen Sie mich Luke. Jedes Mal wenn Sie Mr. Sullivan sagen, komme ich mir vor wie mein eigener Vater.“
Auch Steffiney lächelte erleichtert und nickte.
„Was halten Sie davon, wenn...“
Weiter kam Luke allerdings nicht, denn plötzlich flog die Eingangstür auf und Mrs. McAbberty stand auf der Schwelle. Aus lauter Schreck über diese abrupte Unterbrechung fuhr Finney ein Stück zurück.
„Kindchen, da sind Sie ja endlich! Ich hab mir schon solche Sorgen gemacht! Und Luke, ich hab ja wirklich nichts dagegen, wenn Sie Miss Finney... na sagen wir mal ausführen, aber ich dachte, Ihr Vater hätte Sie besser erzogen. Eine junge Dame erst nach Einbruch der Dunkelheit zurückzubringen. Ich muss schon sagen!“ Sie packte ihren Schützling am Arm und zog sie ins Haus. „Kommen Sie, es wird Zeit, dass Sie etwas essen. Abendessen ist schon seit Ewigkeiten vorüber. Und Sie sollten auch sehen, dass Sie nach Hause kommen, Mr. Luke! Also wirklich...“
Die arme Steffiney wagte vor lauter Peinlichkeit kaum noch einmal aufzuschauen, aber Luke schien sich herrlich über Mrs. Trudi und ihren Redefluss zu amüsieren.
„Ich werde versuchen mich zu bessern, Mrs. McAbberty. Auf Wiedersehen. Gute Nacht, Finney.“ Er berührte kurz mit zwei Fingern seine Hutkrempe und verschwand dann in der Dunkelheit.
Trudi könnte sich wirklich mal neue Bettwäsche besorgen.
Mrs. McAbberty war über ihr langes Ausbleiben wirklich besorgt gewesen und sie machte sich auch sofort daran Steffiney das Abendessen wieder aufzuwärmen, aber natürlich musste die junge Frau dafür angemessen bezahlen. In der Lieblingswährung der Arztgattin: Informationen.
Die kleine alte
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