Die bestellte Braut
der rechten Hand. Den Schmied und Zimmermann Aldridge, der eine überflüssig große Menge an Kutschen, Vehikeln und allen möglichen fahrbaren Untersätzen auf seinem Besitz hortete und dessen Frau Bess, die stets all das gebrauchen konnte, was andere loswerden wollten. Ihre Sammelleidenschaft ging dermaßen weit, dass sie manchmal mit neuen Besitztümern heimkehrte, von denen der Vorbesitzer am Beginn ihres Besuches noch nicht einmal geahnt hatte, dass er sie aussortieren wollte. Den Pfarrer Rory Brinkley, der keinen allzu tüchtigen Eindruck machte, aber große Energie zeigte, als er Steffiney überredete seinen Gesang im Gottesdienst zu begleiten, nachdem er gehört hatte, dass sie Klavier spielte. Den überraschend jungen Silberminenbesitzer Jim Reed und die reiche Witwe Eugenia Straight, die ihr gleich ungefragt ihre zahlreichen körperlichen Leiden schilderte. Und natürlich den Ladenbesitzer Plockton.
Die kleine Harriet war über die Maßen begeistert, als sie ihre „alte Bekannte“ wiedertraf, wie sie selbst in ihrer drolligen, altklugen Art sagte. Und die kleine Miss Plockton war es auch, die dafür sorgte, dass Steffiney O'Brian ihren Spitznamen bekam, unter dem sie fortan in Green Hollow bekannt sein sollte. Die kleine Dame schien Steffiney für einen unnötig langen und komplizierten Namen zu halten und nannte sie kurzweg einfach Miss Finney. Mrs. McAbberty fand diese Abkürzung dermaßen drollig, dass sie sofort dazu überging sie ebenfalls zu benutzen. Und im Handumdrehen war Doc Daves neue Krankenschwester in der ganzen Stadt nur noch als Miss Finney bekannt.
Am Ende der Woche wusste die junge Frau also kaum noch wo ihr der Kopf stand vor lauter neuen Bekanntschaften und Verpflichtungen. Sie freute sich wirklich ungemein auf den Sonntagnachmittag, den sie auf der Black Creek Ranch verbringen sollte. Irgendwie erschien ihr die Sullivan-Ranch als ein Hort der Ruhe und Zufluchtsort. Nur der Gedanke an ihren unglücklichen Zusammenstoß mit Luke trübte die Freude etwas. Sie hatte keine Ahnung, wie sie sich verhalten sollte. Um Verzeihung bitten? Ihn weiter ignorieren? Hatte er die Entschuldigung ernst gemeint? Oder war es tatsächlich nur eine Anordnung seines Vaters gewesen?
Der letzte Gedanke versetzte ihr einen kleinen Stich. Aus irgendeinem Grund wäre es ihr lieber gewesen, wenn Mr. Sullivans ältester Sohn es mit seiner Entschuldigung ernst gemeint und es aus freien Stücken getan hätte. Wieso blieb ihr allerdings ein Rätsel. Eigentlich gab sie doch nichts auf seine Meinung... Gut, er hatte in ihrer Zeit auf der Ranch einige vernünftige Ansichten geäußert, schien sehr an seiner Familie zu hängen und sah ganz gut aus, aber das spielte doch eigentlich keine Rolle. Oder?
Aber als der Sonntag herankam und die Sullivans sie gleich vor der Kirche abfingen, um sie auf ihre Kutsche zu verfrachten, stellte Miss Finney zu ihrer Erleichterung fest, dass sie sich mit diesem Problem zumindest nicht heute würde auseinandersetzen müssen. Luke Sullivan war nicht dabei und Charlie erzählte ihr auch gleich ungefragt wieso. Sein Bruder war für ein paar Tage ins 20 Meilen entfernte Clarksville geritten, um dort einem entfernten Cousin zur Hand zu gehen.
Und so verging der Sonntagnachmittag in ungetrübter Ruhe und Heiterkeit. Die alte Prudle hatte einen umwerfenden Rumkuchen fabriziert und Bill ließ sich überreden mit seiner traurigen Stimme ein paar Gedichte vorzulesen.
Steffiney genoss den Tag wirklich ungemein und fühlte sich genauso wohl wie bei ihrem ersten Gastspiel. Dennoch konnte sie den Drang sich mehrmals umzuschauen, als würde sie etwas suchen, nicht unterdrücken.
Und Josh wiederum konnte es sich nicht verkneifen mit einem Grinsen darauf hinzuweisen, als er die Besucherin am Abend nach Green Hollow zurück kutschierte.
Die nächste Woche sollte die erste Bewährungsprobe für Miss Finney mit sich bringen. Im Gemstone gab es eine Schießerei zwischen einem Fremden und dem Besitzer des Etablissements. Ersterer hatte den Verdacht am Spieltisch betrogen worden zu sein und Francy, der Besitzer (eine der wenigen Persönlichkeiten zu denen Mrs. McAbberty ihre junge Freundin nicht geschleppt hatte), fühlte sich in seiner Ehre beleidigt. Das Ende vom Lied war, dass der Fremde auf Doc Daves Operationstisch lag und sich eine Kugel aus der Schulter holen lassen musste.
Es war schon eine Weile her, dass Steffiney mit derartigen Verletzungen zu tun gehabt hatte. Sie war zwar etwas blass um
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