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Die bestellte Braut

Die bestellte Braut

Titel: Die bestellte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Staub
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die Nase, als Doc Dave die Wunde weiter öffnete, aber sie hielt die ganze Operation tapfer durch.
    Nachdem sie den Verletzten wieder zusammengeflickt, verbunden und in einem kleinen Nebenraum auf ein Bett gelegt hatten, klopfte der alte Dave ihr auf die Schulter.
    „Gut gemacht, Mädchen. War kein Fehler Dich herzuholen.“ Damit drückte er sie auf einen Stuhl und reichte ihr ein Glas Whisky. „Sonst kippst Du mir noch um.“
    Doc Dave war schon in der ersten Woche dazu übergegangen sie zu duzen. Steffiney dagegen konnte sich nicht dazu durchringen den alten Mann so vertraulich anzusprechen. Irgendwie erschien ihr das respektlos.
    Für den Rest des Nachmittags gab der alte Dave ihr frei. Der Patient würde bis zum frühen Abend wahrscheinlich keinen Mucks tun und auch ansonsten schien es ruhig zu bleiben.
    Nachdem sie ihre blutbeschmierte Schürze abgelegt und sich etwas frisch gemacht hatte, beschloss Miss O'Brian auf einen Sprung zu Plocktons hinüber zu gehen. Elizabeth, Harriets Mutter, war immer für einen Plausch zu haben und etwas Ablenkung würde ihr gut tun.
    Sie hatte kaum den Laden betreten, als auch schon Harriet hinter den Mehlsäcken hervorkam. Über und über eingestäubt mit dem weißen Pulver.
    „Harriet, was hast Du denn angestellt?“, lachte Steffiney und die Kleine grinste zurück. „Hallo Miss Finney. Ich wollte einen Kuchen backen und mir Mehl aus den Säcken holen, weil Ma's alle ist. Aber irgendwie hat das nicht so geklappt.“ Am Ende klang die kleine Möchtegern-Kuchenbäckerin recht schuldbewusst.
    „Schade, ich dachte, dass Deine Ma vielleicht Zeit für eine Tasse Kaffee hat. Bist Du denn ganz allein hier?“ Die junge Frau schaute sich verblüfft im Laden um, denn sie konnte sich nicht vorstellen, dass Harriets übervorsichtige Eltern ihr einziges Kind allein zu Hause ließen.
    Der kleine Blondschopf winkte allerdings ab und schnaufte. „Ach wo, Pa ist eigentlich hier, aber er musste kurz raus, um was abzuladen und in die Scheune zu bringen. Miss Finney, stimmt es, dass es im Saloon eine Schießerei gab?“, fragte Harriet neugierig und bei der Bestätigung wurde das Kind ganz aufgeregt. Ob sie den Verletzten gesehen hätte und wie die Schusswunde aussah.
    „Oh, das ist ja so spannend!“, jubilierte das kleine Mädchen und erntete dafür eine Zurechtweisung von Miss O'Brian, dass Gewalt und Schusswunden durchaus nichts Spannendes oder Erfreuliches wären.
    Derartig gemaßregelt zog sich der kleine Naseweis in ihren Schmollwinkel hinter den Mehlsäcken zurück, doch Steffineys Aufmerksamkeit war längst von etwas anderem in Beschlag genommen. Auf der Ladentheke lag etwas, dass verdächtig nach einem Buch aussah. Natürlich konnte die junge Frau der Versuchung nicht widerstehen und ging darauf zu.
    „Harriet!“, rief sie und die Zurechtgewiesene erschien mit verschränkten Armen wieder.
    „Ich wusste gar nicht, dass Dein Vater auch Bücher hier im Laden verkauft!“ Die Begeisterung in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    „Nee, tut er auch nicht. Das hat jemand bestellt. Es ist von Cheesebeer!“ Dass Harriet immer noch ein bisschen beleidigt war, war nicht zu überhören, aber Steffiney kam gar nicht erst darauf diese kindlichen Grillen ernst zu nehmen. Sie drehte sich wieder um und schaute die kleine Miss Plockton verblüfft an. „Von wem ist es?“
    Die rollte nur genervt mit den Augen und setzte eine Miene auf, die klar und deutlich sagte, dass Miss Finney noch jede Menge zu lernen hatte. „Kennen Sie Cheesebeer nicht? Ich dachte, dass gehört zur Allgemeinbildung!“
    Als Steffiney nun endlich nach dem Buch griff, um herauszubekommen, wer denn dieser berühmte Mr. Cheesebeer war, musste sie wieder herzlich lachen. Es dauerte eine ganze Weile bis sich die junge Frau beruhigt hatte. „Aber Harriet! Das sind Stücke von SHAKESPEARE! Natürlich kenne ich den. Er ist einer meiner Lieblingsdichter!“ Liebevoll fuhr Miss Finney nun über den Einband und schlug die erste Seite auf. Den verschiedenen Stücken war eines der Sonette vorangestellt und die junge Frau begann laut vorzulesen:
     
    „ Nie soll für Seelen, die das Leben bindet,
ein Hemmnis gelten. Liebe ist nicht Liebe,
die sich verwandelt, wo sie Wandel findet,
sich treiben ließe, wenn sie einer triebe.

O nein! sie ist das Zeichen, fest gegründet,
das unter jedem Sturme mag bestehn;
der Stern ist sie, der jedem Schiffe zündet,
sein Stand nur lässt sich, nicht sein Wert ersehn.“*

    An dieser

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