Die bestellte Braut
Dame ruhte nicht eher, bevor sie nicht aus Steffiney herausgequetscht hatte, was passiert war. Die war jedoch klug genug, den Zusammenstoß mit Danvers unter den Tisch fallen zu lassen. Doc Daves Frau konnte zwar nicht verstehen, was Miss Finney dazu gebracht hatte so lange und noch dazu allein spazieren zu gehen, aber ließ es fürs Erste gut sein, als ihr Hausgast Kopfschmerzen vorschützte und zu Bett ging.
Allerdings hätte die Nacht nicht unruhiger werden können, wenn Mrs. McAbberty neben ihrem Bett gesessen und sie weiter ausgefragt hätte.
In ihren Träumen wechselten sich erschreckende Szenen mit Danvers, dem Säufer mit einem lachenden Luke, der ein kleines Kind auf den Armen hielt und ihr zuwinkte, ab. Das eine war so abscheulich, wie das andere verwirrend und als Miss Finney am nächsten Morgen aufstand, hatte sie das Gefühl erschöpfter zu sein als am Vorabend.
Gegen Mittag schaute Luke vorbei, um sich zu verabschieden und Finney nutzte die Gelegenheit um ihm Grüße an seinen Vater und seine Brüder aufzutragen. Zu ihrer beider Überraschung schafften sie es tatsächlich, sich angeregt zu unterhalten ohne sich in die Haare zu bekommen. Steffiney berichtete von ihrer ersten Woche in Green Hollow und Luke von seinem Cousin in Clarksville. Die beiden waren so in ihr Gespräch versunken, dass sie es nicht einmal bemerkten, als Mrs. McAbberty sich mit einem wissenden Lächeln aus dem Salon stahl und erst über eine halbe Stunde später wieder auftauchte.
Die nächsten Tage vergingen recht ruhig für Steffiney und sie fing an sich in Green Hollow wirklich wohl zu fühlen. Sie hatte ihren Streit mit Luke beigelegt, die Leute waren nett zu ihr und die Arbeit machte Spaß. Vielleicht war es, trotz allem was schief gegangen war, keine schlechte Idee gewesen in den Westen zu kommen.
Der Höhepunkt dieser ruhigen Woche war die Nachricht, dass Jim Aldridge, der Schmied und Zimmermann, sich einen alten Planwagen gekauft hatte. Als wären die 20 Vehikel, die im Garten rumstanden nicht schon genug, wie Mrs. Bess gehässig bemerkte.
Bess Aldridge war eine Frau in den 40ern und der Zweck ihres Lebens war es, den Haushalt mit so wenigen Ausgaben wie möglich zu bestreiten. Die Mahlzeiten für sie und ihren Mann waren stets sparsam und es gab nie mehr als nötig war, um gerade satt zu werden. Ihren Haushalt komplettierte sie durch regelmäßige Raubzüge bei den Nachbarn, denen sie alles ab schwatzte, was sie ihrer Meinung nicht mehr brauchten. Jims Hemden waren allesamt selbst genäht und wiesen unpassende Blümchenmuster auf. Bess fertigte sie meist aus alten Kleidern, die ihre Nachbarinnen aussortierten. Jim Aldridge dagegen machte sich einen gehässigen Spaß daraus, das von seiner Frau eingesparte Geld in alte Fuhrwerke zu investieren, die er dann wieder herrichtete und auf einem Stück Feld neben seinem Haus ausstellte.
Steffiney hatte von dem Neuerwerb des Schmieds noch nichts gehört, als Bess Aldridge eines Vormittags zur Tür hereinschneite.
„Ah Miss Finney, ist Trudi gar nicht da?“ Und schon war Bess irgendwie auf halben Weg in die Küche, bis Miss O'Brian es endlich schaffte zu verneinen.
„Ach wie schade. Aber Kindchen, ich brenne schon eine ganze Zeit darauf Ihr Zimmer zu sehen. Trudi hat mir erzählt, dass sie es für Sie extra neu zurechtgemacht hat. Haben Sie was dagegen, wenn ich mal einen Blick hineinwerfe?“ Und schon war die geschäftige Dame auf dem Weg nach oben.
Eigentlich war es Steffiney gar nicht recht, dass ausgerechnet Bess Aldridge ihr Zimmer begutachten wollte, aber als sie ihre Nachbarin endlich eingeholt hatte, war die bereits an ihrem Ziel angekommen.
„Wirklich nett, das hat Trudi wirklich nett gemacht! Aber ich muss schon sagen!“ Damit hob sie das Kissen vom Bett und begutachtete es. „Trudi könnte sich wirklich mal neue Bettwäsche besorgen. Eine Schande, dass sie Sie in diesem fadenscheinigen Leinen schlafen lässt!“
Die junge Frau war über so viel Frechheit dermaßen baff, dass sie kaum den Mund auf bekam. Verblüfft starrte sie auf den Kissenbezug, der sicherlich nicht neu war, aber alles andere als fadenscheinig. Bevor sie reagieren konnte, war Bess schon wieder aus dem Zimmer gefegt und Steffiney fand sie vor dem Wäscheschrank im Flur, wo sie sich Laken und Bettbezüge auf den Arm häufte.
„Kindchen, Trudi wird nichts dagegen haben. Dieses ganze alte Zeug will sie bestimmt sowieso loswerden. Ich tu ihr nur einen Gefallen. Grüßen Sie den alten
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