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Die bestellte Braut

Die bestellte Braut

Titel: Die bestellte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Staub
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Sprössling überlebt mich, um den alten Namen Bois Guilbert zu tragen.“*
     
    Doc Dave blieb leise in der Tür stehen und beobachtete das Paar. Finney war dermaßen versunken in ihre Lektüre, dass sie gar nicht bemerkte, dass der Arzt den Raum betreten hatte. Luke war wiederum dermaßen von Finneys Anblick abgelenkt, dass auch er nichts von dem heimlichen Besucher sah.
    Als das Kapitel zu Ende war, schloss die junge Frau mit einem Seufzen das Buch und meinte: „Ich habe nie verstanden, warum Ivanhoe der Held ist. Sir Brian scheint mir trotz all seiner Fehler zu viel tieferen Gefühlen fähig zu sein...“
    An dieser Stelle hielt der Doc es für angeraten sich bemerkbar zu machen und mit einem Lachen, dass wie eine rostige Trompete klang, meinte er: „Eben deswegen. Ivanhoe ist nicht so sehr seinen Gefühlen unterworfen und hat deswegen keine Fehler gemacht. Darum war er der Held.“
    Sowohl Finney als auch ihr Patient fuhren etwas erschreckt auf, doch gleich darauf lachte die junge Frau. „Aber wie wahrscheinlich ist es denn, dass ein Mann nie einen Fehler macht? Und wie erstrebenswert ist ein Mann, der sich nicht wenigstens ab und an von seinen Gefühlen leiten lässt?“
    Da sie ihren Blick fest auf Doc Dave gerichtet hatte, der ihr schmunzelnd Recht gab, entging ihr völlig der hoffnungsvolle Ausdruck, der sich auf Lukes sonst so nachdenklichem Gesicht breit machte.
     
    Zwei Tage später wurde Luke mit Doc Daves Genehmigung auf eine Kutsche verfrachtet und von Bill zurück auf die Black Creek Ranch gebracht. Auch wenn die beiden während Lukes Krankenzeit nur wenige Worte miteinander gewechselt hatten, so wusste Finney doch, dass sie den schwarzhaarigen Cowboy vermissen würde. Und gleichzeitig schimpfte sie dafür mit sich selbst, wie sie sich nur so kindisch benehmen konnte, wo sie doch wusste, dass Luke den Antrag damals nur aus Pflichtgefühl gemacht hatte. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis er seine Verlobung mit Mary-Sue bekanntgab.
    Die nächsten Wochen vergingen in aller Stille und Green Hollow begann sich von den Aufregungen der letzten Zeit zu erholen. Es wurde merklich kühler und langsam aber sicher lenkte der Blick sich aufs Weihnachtsfest. Finney sah die Männer der Black Creek Ranch nur selten, da diese wieder vollauf mit ihren Rinderherden beschäftigt waren, von denen sie zurzeit große Teile verkauften. Sie versuchte weiterhin vernünftig zu sein und beschäftigte sich so gut sie konnte mit anderen Dingen. Sie las viel in Doc Daves Medizinbüchern und merkte dabei gar nicht, dass sie immer mehr der Routinebehandlungen selbstständig und ohne Doc Dave Hilfe durchführen konnte.
    Doch ab und an ertappte sie sich mitten in ihren täglichen Beschäftigungen dabei, wie sie in Gedanken versank, sehnsüchtig auf die Hauptstraße hinaus starrte. Sie dachte daran, wie schön es wäre, wenn ein gewisser dunkelhaariger Rancher jetzt auftauchen würde, um ein wenig mit ihr zu reden, sich ihre kleinen Alltagsproblemchen anzuhören und von seiner Arbeit auf der Ranch zu erzählen.
    Ihr einziger Trost war, dass man auch Mary-Sue nicht mehr so oft zur Ranch hinausfahren oder -reiten sah und Luke fast gar nicht mehr in Green Hollow gesichtet wurde. Die Klatschmäuler schoben es im Allgemeinen darauf, dass der Mann sich noch nicht gänzlich von seinen Verletzungen erholt hatte.
    Umso überraschter war Miss Finney als es eines Morgens, noch vor der Sprechstunde, an die Tür des McAbberty'schen Hauses klopfte. Doc Dave war auf seinen Hausbesuchen unterwegs und Mrs. Trudi war auf dem Weg zum Einkaufen. So war Steffiney gezwungen selbst nachzusehen, welcher Notfall sich jetzt wieder ereignet hatte. Sie hoffte inbrünstig, dass es nicht Eugenia Straight war, die an irgendeiner mysteriösen Krankheit zu leiden glaubte.
    Als sie die Tür öffnete, fand sie sich allerdings zu ihrer grenzenlosen Überraschung Luke Sullivan gegenüber. Finney war dermaßen verlegen, dass sie rot anlief und kaum ein Guten Morgen über die Lippen brachte.
    Was wollte er nur hier? Doc Dave war in den letzten Wochen noch zwei Mal zur Ranch hinausgefahren, um zu sehen, dass Josh und Luke sich wirklich von ihren Verletzungen erholten und er hatte berichtet, dass es beiden Männern wieder ausgezeichnet ginge.
    Erst nach einigen Augenblicken fiel es der jungen Frau ein, dass es sehr unhöflich war, Luke auf der Schwelle stehen zu lassen und kein Wort herauszubringen. Mühsam riss sie sich zusammen und setzte Luke davon in Kenntnis, dass

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