Die bestellte Braut
Doc Dave nicht im Haus und sie allein wäre. Doch die Antwort überraschte sie. „Das trifft sich ganz gut, denn ich wollte eigentlich auch mit Ihnen sprechen. Darf ich für einen Augenblick hereinkommen?“
Nervös trat Finney zurück und forderte ihn mit einer Handbewegung auf hereinzukommen. Ihre Aufregung war ihr deutlich anzusehen, denn es war das erste Mal, dass sie seit dem verpatzten Heiratsantrag wieder mit Luke allein war. Die Zeit im Gemstone konnte man ja irgendwie nicht wirklich dazu zählen, da sie sich dort eher als Krankenschwester gefühlt hatte. Aber dieser Besuch hier war eindeutig privater Natur.
Schweigend ging Finney voran in Mrs. Trudis Salon und bot Luke mit zitternder Stimme einen Platz an, doch der wollte lieber stehen bleiben. Dass der älteste Sullivan so selbstsicher und ruhig wirkte, machte Miss Finneys Nervosität nicht gerade besser. Luke schien keine Zeit verlieren zu wollen. „Miss O'Brian, mein Vater hat mich gebeten nach Colorado Springs zu reiten, um dort neue Rinder zu kaufen. Ich werde eine ganze Weile weg sein und ich wollte mich bei Ihnen bedanken. Für ihre Pflege und die Geduld. Ich weiß, dass ich ein unerträglicher Kranker bin.“ Lukes schiefes Lächeln vertiefte die Röte in Finneys Wangen nur noch.
„Sie müssen sich nicht bedanken. Ich... Ich hab nur... Das war doch selbstverständlich. Ich bin Doc Daves Krankenschwester und das hätte ich für jeden anderen auch getan.“ Das war nicht mal gelogen, aber die Art und Weise, wie Finney ihren Kopf wegdrehte, um Luke nur ja nicht anschauen zu müssen, ließ durchaus den Schluss zu, dass ihr diese Aufgabe auch nicht unlieb gewesen war und mehr als nur Pflichterfüllung.
Luke nickte und schaute dann kurz auf seine Stiefel hinunter, bevor er noch einmal das Wort ergriff. „Außerdem wollte ich mich bei Ihnen entschuldigen. Für die unsensible Art und Weise mit der ich Ihnen einen Antrag gemacht habe.“
Spätestens jetzt war es vollends um Finneys Fassung geschehen. Sie senkte den Kopf noch tiefer und biss sich fest auf die Lippen. „Sie müssen nicht...“
„Nein, bitte lassen Sie mich ausreden. Es tut mir aufrichtig leid, dass ich Ihnen damit zu nahe getreten bin und schlechte Erinnerungen heraufbeschworen haben muss. Ich habe viel über diese Sache nachgedacht und ich möchte, dass Sie wissen, dass ich Ihre Ablehnung sehr gut verstehen kann. Es muss gewirkt haben, als würde ich diesen Antrag nur aus Pflichtgefühl machen und das muss sehr beschämend für Sie gewesen sein. Ich hoffe, dass wir uns vielleicht wieder öfter sehen, wenn ich aus Colorado Springs zurück bin.“ Luke war diese Rede alles andere als leicht gefallen. Vor allem, da er einiges von seinen eigenen Gefühlen preis gab ohne zu wissen, wie Finney dazu stand, aber er hatte die passenden Worte lange genug im Kopf hin und her gewälzt, um sie jetzt ohne Probleme aussprechen zu können. Und obwohl er völlig ruhig wirkte, merkte sogar Finney in ihrer heillosen Aufregung, dass er es ernst meinte.
Zögerlich schaute sie auf und sah direkt in Lukes dunkle Augen. Anscheinend hatte er sie die ganze Zeit aufmerksam beobachtet.
„Ja... danke... Ich meine.... Es ist nicht... Sie müssen sich nicht entschuldigen, Sie haben es ja nur gut gemeint. Sie haben auch nicht... Es war nicht wegen Bobby. Ich meine, ich habe die Sache mit Bobby längst hinter mir gelassen. Nur, ich könnte einfach nicht aus Vernunftgründen heiraten.“ Der letzte Satz war einfach so aus Steffiney herausgerutscht ohne dass sie ihn wirklich bedacht hätte.
Luke schaute die junge Frau verblüfft an und im gleichen Augenblick wurde ihr klar, wie seltsam diese Aussage aus dem Mund von jemanden klingen musste, die nur hierhergekommen war, um eine Vernunftehe einzugehen.
Entgeistert schloss Finney für einen Moment die Augen, dann drehte sie dem ältesten Sullivan den Rücken zu und ging zum Fenster. „Ich meine...“
Steffiney war bisher nie auf die Idee gekommen, dass Luke sie aus anderen Gründen als Vernunft und Pflichtgefühl um ihre Hand gebeten haben könnte, aber seine Entschuldigung gab ihr plötzlich zu denken. ...als würde ich diesen Antrag nur aus Pflichtgefühl machen...
Sie musste schwer schlucken. Wenn es nicht nur aus Pflichtgefühl gewesen war, dann musste auch sie Luke mit ihrer Abfuhr und dem Rauswurf wehgetan haben. Zumindest ein wenig. Und wie schwer musste es ihm dann gefallen sein noch einmal herzukommen.
„Ich hätte Sie nicht aus Vernunftgründen
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