Die bestellte Braut
heiraten können. Bei Ihnen hätte das nichts mit Vernunft zu tun gehabt, wenn ich ja gesagt hätte...“, flüsterte sie heiser, wagte jedoch nicht sich zu Luke umzudrehen.
Der hatte ihre Worte dennoch sehr gut verstanden und bevor er so recht wusste, was er tat, stand er schon direkt hinter Finney. Doch er riss sich im letzten Moment zusammen. Er hätte jetzt liebend gern sonst was mit ihr angestellt, angefangen bei einer heftigen Umarmung, aber vorher gab es andere Dinge zu klären. Er war nicht nur wegen Steffiney O'Brian nach Green Hollow gekommen.
Es kostete ihn einige Mühe lediglich Finneys Fingern zu ergreifen und es bei einem Handkuss zu belassen. „Ich werde noch heute Vormittag aufbrechen. Auf Wiedersehen, Finney.“ Doch als die junge Frau sich endlich wieder umdrehte, war Luke bereits verschwunden.
Der nächste Besuch, den er zu machen hatte, sollte allerdings nicht so ein versöhnliches Ende nehmen. Mary-Sue Brandon war in den letzten Wochen alles andere als gut gelaunt, da sie quasi dabei zusehen konnte, wie Luke Sullivan immer mehr das Interesse an ihr verlor. Seine Eröffnung, dass er für einige Zeit Green Hollow verlassen würde, führte zu einem Tränenausbruch, der mehr aus übertriebenen Schluchzern als aus wirklichen Tränen bestand. Was Luke allerdings nicht das erhoffte schlechte Gewissen machte, sondern ihn in seinem Entschluss nur noch bestärkte.
Er sagte ihr ohne Umschweife, dass sie nicht verpflichtet wäre so lange auf ihn zu warten und dass er ihr es in keiner Weise übel nehmen würde, wenn er nach seiner Rückkehr feststellen müsste, dass sie Green Hollow verlassen hätte. Abrupt endete Mary-Sues Schluchzen und ihr blieb nichts anderes übrig, als Luke verblüfft nachzustarren.
Der hoffte, dass seine Worte deutlich genug gewesen waren, aber er hatte die Rechnung ohne Mary-Sues Hartnäckigkeit gemacht Die schöne Witwe war jetzt mehr denn je dazu entschlossen, die Frau von Lukas Sullivan zu werden.
*Ivanhoe, Sir Jim Scott
Niemand sonst, keine Haushälterin, keine aufdringlichen kleinen Brüder, keine Nachbarn
Glücklicherweise ließ Mrs. Trudi sich beim Einkaufen eine Menge Zeit und so hatte Steffiney genügend Muße, um über das Geschehene nachzudenken. Bei näherer Betrachtung kam es ihr vor, als wäre sie Luke vielleicht doch nicht so gleichgültig wie es in den letzten Wochen und Monaten geschienen hatte. Bei dieser Erkenntnis schlich sich ein breites Lächeln auf Finneys Gesicht. Sie hatte längst zugeben müssen, dass sie, trotz allem was zwischen ihnen passiert war, Luke Sullivan liebte. Sie mochte seine Ruhe und seinen hintergründigen Humor, der des Öfteren so unvermutet aufblitzte. Und vor allem anderen liebte sie seine warmherzige Art mit der er auf all die Menschen Acht gab, die ihm am Herzen lagen. Der Gedanke, dass Luke ihr vielleicht doch ähnliche Gefühle entgegenbrachte, verursachte ein flaues aber nicht unerfreuliches Flattern in ihrer Magengegend.
Aber wieso hatte er dann mit Mary-Sue angebändelt? Die Männerwelt sollte mal einer verstehen!
Als einige Zeit später Mrs. Trudi wieder nach Hause kam, fragte sie scheinheilig: „Kindchen, haben wir Besuch gehabt? Ich glaubte von Plockton's aus einen von den Sullivan-Jungs hier gesehen zu haben, aber ich habe meine Brille nicht dabei gehabt.“
Finney kannte Mrs. Trudi inzwischen gut genug um zu wissen, dass die alte Dame ihre Brille ganz sicher nicht brauchte, um heraus zu bekommen wer der Besucher gewesen war.
„Ja, Luke Sullivan war hier, um sich zu verabschieden. Er wird für eine Weile in Colorado Springs sein“, antwortete sie, um allerdings gleich darauf der Arzt-Gattin mit erhobenem Zeigefinger zu drohen, als sie deren breites Grinsen sah. „Mrs. Trudi, ich hab Sie furchtbar gern, aber ich will kein Wort darüber hören.“
Die alte Dame lachte nur leise in sich hinein und dachte sich ihren Teil. Es war eine Freude Miss Finney nach einem Besuch von Luke Sullivan so gut gelaunt zu sehen. Vielleicht rückte sich zwischen den beiden doch noch alles ins Lot.
Auch Charles Sullivan hatte diese Hoffnung noch nicht aufgegeben. Er wusste zwar nichts von Lukes Besuch bei Miss O'Brian, aber sehr wohl vom Vorhaben seines Sohnes Mary-Sue einen deutlichen Wink zu geben, wie es um seine Gefühle bestellt war. Umso erstaunter war Charles Sullivan die schöne Witwe am folgenden Sonntag nach Lukes Abreise immer noch in der Stadt anzutreffen.
Nach dem Ende des Gottesdienstes hatten sich die
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